Von München nach Hamburg für 3,30 Euro? „Missverständnis“ lockt Ticket-Trickser – Schaffner erwischt viele
Schwarzfahrer buchen bei den ÖBB: Verwechslung von „Ticket: Deutschland“ und „Deutschlandticket“. Trotz Buchungsbestätigung sind die Tickets ungültig.
München – Heute noch spontan mit dem ICE von München nach Hamburg fahren? Und das für schlappe 3,30 Euro und mit Flex-Ticket? Eine missverständliche Formulierung auf der Internetseite der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) lädt zum Missbrauch ein. Allerdings hat die Sache einen Haken.
Wer über die Internetseite der ÖBB ein Zugticket bucht, vom Hauptbahnhof Wörgl startet und beim Reiter „Ermäßigungen“ angibt, ein „Ticket: Deutschland“ zu besitzen, zahlt nur ein paar Euro.
„Darstellung ein Missverständnis“: Wie vermeintlicher Preis zustande kommt
Zum Beispiel die Verbindung Wörgl nach Hamburg: Das Angebot der ÖBB ist eine Fahrt für 3,30 Euro. Von Wörgl fährt der Railjet nach München. Von dort aus geht es weiter mit dem ICE, der einen in sechs Stunden direkt nach Hamburg oder sogar Kiel bringt. Die Fahrt muss aber natürlich nicht in Wörgl beginnen, sondern man kann einfach am Hauptbahnhof in München zusteigen.

Nach dem Kauf und der Zahlungsabwicklung kommt die Buchungsbestätigung per E-Mail mit dem Link zu den PDF-Tickets inklusive QR-Code plus dem Hinweis, die Ermäßigungskarte bei der Kontrolle vorzuzeigen, also das Deutschland-Ticket. Zusätzlich ist eine freie Wahl der Verkehrsmittel und eine kostenlose Stornierung vor dem ersten Geltungstag möglich.
Der Haken an der Sache: Ticket ist im deutschen Fernverkehr ungültig
Aber nicht zu früh freuen, es gibt natürlich einen Haken: Auch wenn es in einigen Fällen schon funktioniert hat und viele Bahnreisende beispielsweise von München nach Kiel und zurück für 6,60 Euro gefahren sind, mit den Tickets fährt man im deutschen Fernverkehr dennoch schwarz. Und die meisten der Bahn-Mitarbeitenden schauen bei der Fahrscheinkontrolle genau auf den gebuchten Tarif – insbesondere, da sich der Ticket-Trick mittlerweile bei den Kontrolleuren herumgesprochen hat. Und das bringt Konsequenzen mit sich. Er habe schon viele Fahrgäste erwischt, die meinten, so supergünstig durch Deutschland fahren zu können, sagte neulich ein Schaffner bei der Ticketkontrolle. Die Deutsche Bahn bestätigt das auch offiziell: „Das Thema ist bei uns bekannt“, sagt eine Pressesprecherin auf Anfrage. „Wir stehen dazu im Austausch mit den ÖBB.“
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Die ÖBB weist die Schuld von sich. „Bei der Darstellung handelt es sich um ein Missverständnis“, schreibt ein Pressesprecher auf Anfrage. Bei der Buchung könne die Ermäßigung „Ticket-Deutschland 2. Kl. vorhanden“ ausgewählt werden. Also nicht Deutschlandticket, sondern „Ticket Deutschland“. Klingt ähnlich, ist aber beileibe nicht dasselbe. Falls Fahrgäste tatsächlich nur ein Deutschlandticket besitzen, wäre das Ticket in Fernzügen ungültig. Wie es für diejenigen endet, die von Schaffnern erwischt werden, darüber müsse die DB entscheiden. Die hat schon entschieden: „Kunden erhalten bei uns eine Fahrpreisnacherhebung“, betont die Pressesprecherin.