Ein 67-jähriger Mitarbeiter der britischen Steuerbehörde HMRC hat sich nach dem Ende der Corona-Beschränkungen geweigert, ins Büro zurückzukehren – und muss nun 20.000 Pfund (22.800 Euro) an Gerichtskosten zahlen. Wie die britische „Daily Mail“ berichtet, hatte Martin B. trotz eines ärztlichen Gutachtens, das ihm die Arbeit im Büro bescheinigte, darauf bestanden, dauerhaft von zu Hause aus zu arbeiten.
B., der unter Angstzuständen, Depressionen und einer Nierenerkrankung litt, arbeitete bis zu seiner Pensionierung 2024 ausschließlich im Homeoffice. Ein Tribunal in Liverpool urteilte, er habe das System „missbräuchlich“ genutzt, um die Rückkehr ins Büro zu umgehen. Auch seine Klage wegen angeblicher Diskriminierung wurde abgewiesen.
Gericht: Keine medizinischen Gründe gegen Büroarbeit
Dem Bericht der „Daily Mail“ zufolge sahen die Richter keine medizinischen Gründe, die einer Rückkehr an den Arbeitsplatz entgegengestanden hätten. Die Gesundheitsprüfungen hätten ergeben, dass B. arbeitsfähig sei – sowohl telefonisch als auch vor Ort. HMRC habe ihm sogar Taxifahrten angeboten, um den Arbeitsweg zu erleichtern. Dennoch habe er sich geweigert.
Während des Verfahrens behauptete B., er sei von Vorgesetzten schlecht behandelt worden, nachdem er zuvor als Zeuge in einem anderen Arbeitsrechtsprozess ausgesagt hatte. Ein Kollege hatte ihn in einer internen Nachricht als „feigen, schleimigen Wurm“ beleidigt – doch laut Gericht änderte das nichts an der Einschätzung, dass seine Weigerung zur Rückkehr unbegründet war.
Mitarbeiter macht Gewerkschaft verantwortlich
Wie die „Daily Mail“ weiter berichtet, gibt B. heute seiner Gewerkschaft, der Public and Commercial Services Union, die Schuld. Sie habe ihn zu der Klage ermutigt, ihn dann aber „im Stich gelassen“, als es ernst wurde. „Sie sagten, sie hätten noch nie einen schlimmeren Fall von Diskriminierung gesehen – und dann kamen sie nicht einmal zur Anhörung“, sagte B. gegenüber der Zeitung.
Ein Sprecher der Steuerbehörde erklärte, man respektiere die Entscheidung des Gerichts. HMRC sei zwar ein Büro-Arbeitgeber, biete aber flexible Arbeitsmodelle an, wo dies angebracht sei.
Der Streit um Arbeitsmodelle nach der Pandemie betrifft nicht nur Behörden. Auch in der Privatwirtschaft sorgt Homeoffice weiterhin für Diskussionen – zwischen Effizienz, Freiheit und sozialer Isolation.
Homeoffice: Vorteile und Nachteile im Überblick
Die Arbeit von zu Hause kann viele Vorzüge bieten – birgt aber auch Risiken für Motivation und Karriere.
- Mehr Freiheit: Kein Pendelstress, mehr Zeit für Familie und persönliche Projekte.
- Weniger Kontakt: Fehlende soziale Bindungen können Vereinsamung und Informationslücken fördern.
- Eigenverantwortung: Ohne direkte Kontrolle sind Disziplin, Organisation und klare Grenzen entscheidend.