Vor X-Chat mit Weidel - Deutsche „Anti-Greta“ machte Musk zu AfD-Fan und gibt jetzt bizarres Interview

Die Münsteranerin Naomi Seibt, Influencerin, glühender AfD-Fan sowie selbsternannte „freie Journalistin“, sorgte im vergangenen Sommer für Aufsehen, nachdem Elon Musk mehrfach Posts von ihr auf „X“ (Ex-Twitter) geteilt und kommentiert hatte.

Die junge Frau hatte sich schon 2020 für kurze Zeit in deutschen Medien einen Namen als „Anti-Greta“ gemacht, weil sie den menschengemachten Klimawandel leugnete.

Youtube sperrte wegen Verstößen gegen Community-Richtlinien für längere Zeit ihren Account. Vergangenen November teilte Seibt auf „X“ dann auch einen Post, in dem fälschlicherweise behauptet wurde, der verurteilte Vergewaltiger eines 15-jährigen Mädchens in Osnabrück würde in Deutschland weniger hart bestraft als ein Mann, der den Richter für dessen angeblich zu mildes Urteil wüst beschimpfte. FOCUS online hatte darüber berichtet .

„Muss Musk erklären, wieso ich hinter AfD stehe“

In einem Interview mit der „Berliner Zeitung“ erläutert die Influencerin kurz vor dem für heute Abend geplanten Gespräch auf „X“ zwischen Musk und AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel nun nicht nur, wie der Kontakt mit „X“-Chef Musk im vergangenen Jahr zustande gekommen war. Sie erklärt auch, wie sie aus ihrer Sicht den reichsten Menschen der Welt, der als Sonderberater des designierten US-Präsidenten Donald Trump bald noch einflussreicher wird, als er es ohnehin schon ist, in einen AfD-Fan verwandelt hat.

Zum ersten Mal, so Seibt, sei durch ihre Posts jemand auf sie aufmerksam geworden, der „wirklich Einfluss“ hat. „Mir war klar, dass ich ihm erklären muss, wieso ich hinter der AfD stehe. Also habe ich angefangen, seine Fragen in Videos auf Englisch zu beantworten, die ich auf meinem X-Account veröffentlicht habe“, erklärt die 24-Jährige.

Seibt: „Erfolg in sozialen Medien wichtiger als Ausbildung“

Obgleich Seibt angeblich weder AfD-Mitglied ist noch irgendwelche Erfahrungen als Politikberaterin hat und über keinerlei Ausbildung verfügt, hindert dies die 24-Jährige nicht daran, zu glauben, sie könne die AfD noch weiter nach vorne bringen. Weil diese Partei „die Menschen in Deutschland repräsentiert“, so ihre schlichte Formel, glaube sie, „dass ich die AfD von außen beeinflussen und zu einer besseren Partei machen kann“. Das sei ihr wichtig.

Die Münsteranerin, die derzeit in den USA lebt, zeigt sich felsenfest davon überzeugt, dass ihr Wirken als „freie Journalistin“ mit inzwischen mehr als 350.000 Followern auf „X“ der AfD helfe. Und dies, obgleich sie nach eigenen Angaben bislang nicht mal ein journalistisches Praktikum absolviert hat. Was Seibt jedoch nicht anficht. „Meine generelle Vorstellung von erfolgreichem Journalismus ist: Angebot und Nachfrage.“

Für sie sei ein messbarer „Erfolg“ in der Leser- und Zuschauerschaft in sozialen Medien „viel wichtiger“ als eine „klasse“ Ausbildung. Seibt liefert dann auch gleich noch eine bizarre Erklärung dazu. Sie „versteht das Prinzip nicht“, dass die Arbeit eines ausgebildeten Journalisten, der „nicht besonders viel Erfolg“ habe, mehr wert sein solle als die Arbeit von jemandem ohne Ausbildung, der Million Aufrufe mit Posts erziele, so die Influencerin.

Seibt: „Will nicht Alice Weidels Posten haben“

Dennoch wundert sich Naomi Seibt, dass die AfD mit ihr bislang offenbar nichts anfangen kann. Auf die Frage, ob sie denn bei all der vorhandenen Hilfsbereitschaft Kontakt mit der Partei aufgenommen habe, antwortet sie: „Der Kontakt zu mir wird aus irgendeinem Grund abgeblockt, obwohl ich mich sehr bemühe.“

An der Art ihrer Anfragen dürfte das kaum liegen, lässt Seibt in dem Interview an anderer Stelle selbst durchblicken. Als sie gefragt wird, wie sie der AfD als Politikberaterin ohne professionelle Erfahrung in dem Bereich denn unter die Arme greifen wolle, erklärt sie: „Ich würde mit anderen hochintelligenten Personen sprechen und Kontakt zu Elon Musk suchen.“

Ohne zu erläutern, ob irgendjemand behauptet habe, dass es sie stören könnte, dass Weidel ihr wegen des direkten Gesprächs mit Musk nun "das Rampenlicht wegnimmt", erklärt Seibt, dass sie so etwas "niemals sagen würde". Sie wolle "öffentlich klarstellen", dass sie "unglaublich stolz auf Alice Weidel “ sei. „Ich möchte nicht ihren Posten haben und auch nicht Kanzlerkandidatin der AfD werden“, versicherte sie ungefragt.

Was Seibt mit ihrem „guten Freund“ Martin Sellner plant

Auf die Frage, ob sie Musk für ihre Arbeit als „Politikberaterin“ direkt mit einer Privatnachricht um Rat oder Hilfe bitten würde, erwidert sie, dass sie stattdessen ein Video veröffentlichen und ihre Community frage, wie diese zum Beispiel ein Migrationsgesetz auszugestalten gedenke. Letztlich sei sie „Demokratin“ in einem Land, in dem „gemeinsam“ entschieden werden solle.

Um solche Entscheidungen richtig vorzubereiten, plane sie unter anderem gerade einen Livestream auf „X“ mit „einem guten Freund von mir“. Als die Zeitungsredakteurin bei der freien Journalistin ohne Ausbildung nachhakte, wer denn dieser Freund sei, enthüllte Seibt: „Martin Sellner“.

Seibts „guter Freund“ ist also jener rechtsextreme Anführer der „Neuen Rechten“ aus Österreich, der im November 2023 bei einem Geheimtreffen in einer Potsdamer Villa für einen Skandal sorgte. An dem Treffen hatten neben weiteren Rechtsextremen auch mehrere wichtige Politiker der AfD und einzelne Mitglieder der Werteunion aus dem Umfeld der CDU teilgenommen.