Marktoberdorf: Warum sich der Vollausbau der Hochwiesstraße verzögert

Wegen Dauerfrost ruht aktuell die Baustelle in der Hochwiesstraße. Das ist nachvollziehbar. Allerdings ist die Straße entgegen den jüngsten Ankündigungen noch immer nicht für den Durchgangsverkehr befahrbar. Seit April 2023 nehmen Pendler und Anwohner umständliche Wege in Kauf, um die Sperrung zu umfahren. Jetzt verzögert sich die Freigabe der Straße erneut um Monate. Die beauftragte Baufirma macht dafür die Herausforderungen des Bauprojekts verantwortlich und wehrt sich gegen Vorwürfe, sie habe die Baustelle schleifen lassen. Die Stadt wiederum kontert prompt.
Marktoberdorf – Anstatt im Frühjahr soll die Fertigstellung nun im zweiten Quartal des laufenden Jahres erfolgen. Von Mitte 2024 spricht die Peitinger Baufirma Schneider. Sie wehrt sich entschieden gegen den Vorwurf, dass die Baustelle nicht ausreichend besetzt gewesen sei und dass die Verzögerungen daher rührten. Man habe im Gegenteil viel gearbeitet, teilweise auch samstags, und unterstreiche die „Ernsthaftigkeit bei der erfolgreichen Umsetzung des Projekts“, wie es in einer Mitteilung der Firma an den Kreisboten heißt.
Widrige Umstände und enorme Herausforderungen hätten zu deutlichem Mehraufwand geführt, der nicht absehbar gewesen sei, erklärt Projektleiter Kevin Lochbrunner weiter. So seien parallel laufende Tiefbauarbeiten nicht möglich gewesen, weil Wasserleitungen neben bestehenden Hochspannungskabeln verlegt werden mussten. Weil diese Kabel die benachbarten Gebiete mit Strom versorgen, musste immer eines in Betrieb sein. Dieser Umstand hätte gleichzeitige Arbeiten mit mehreren Trupps vor Ort unmöglich gemacht.
Außerdem erklärt die Baufirma in Richtung Bauverwaltung: „Der immense Umfang der Kabelbauarbeiten der jeweiligen Spartenträger war zum Vergabezeitpunkt nicht bekannt und nicht angemessen in der Leistungsbeschreibung berücksichtigt.“ Das möchte die Stadt so nicht stehen lassen. Auf Nachfrage erklärt Bürgermeister Dr. Wolfgang Hell, dass die Firma durch die Baubeschreibung und die Spartenbesprechung rechtzeitig vor Baubeginn informiert und mehrfach dazu aufgefordert worden sei, personell zu reagieren.
Auch den Vorwurf der Baufirma, dass die Stadt die Ausführungspläne erst nach Abschluss der Baufeldfreimachung – und somit später als ursprünglich vorgesehen – übermittelt hätte, lässt der Bürgermeister nicht gelten. Er kontert, dass der Baubeginn für den 1. März 2023 vertraglich festgesetzt gewesen sei, und die Firma Schneider erst über einen Monat später mit der Ausführung begonnen habe. „Der Firma lagen die Ausführungspläne vor und sie hat die Verzögerung selbst zu verantworten.“
Als darüber hinaus problematisch nannte die Baufirma fehlende Flächen, um sogenannte Haufwerke wie Bodenaushub und Altasphalt zwischenzulagern. Auch wenn die Stadt hierfür zunächst den ehemaligen Besucherparkplatz und dann das Krankenhausareal zur Verfügung stellte, lagerte die Baufirma diese Haufwerke teilweise auf der Bautrasse ab – was wiederum parallele Arbeiten verhinderte. Projektleiter Lochbrunner hebt jedoch hervor, dass „trotz schlechtester Witterungsbedingungen und durch Samstagsarbeit intensiv am Baufortschritt gearbeitet wurde“. Die auftretenden Probleme seien auf „unvorhersehbare Umstände“ zurückzuführen. Das Verhältnis zur Stadt sei mittlerweile gut.
Die Stadt kommentiert dies nicht, verweist jedoch darauf, dass bereits im ersten Bauabschnitt Pflasterarbeiten durch die Firma vorgenommen wurden, die aufgrund fehlender technischer Qualität umfangreich nachgebessert werden mussten. Eine gute Nachricht aber bleibt zum Schluss: Für den Gaudiwurm am Faschingssonntag wird die Hochwiesstraße kurzfristig als Umleitungsstrecke befahrbar sein.