Stechmücken-Alarm in Österreich: Experte erwartet Billionen von Mücken im Winter

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Österreich erwartet eine massive Stechmückenpopulation diesen Winter. Die Insekten suchen frostfreie Plätze zur Überwinterung – auch in menschlichen Behausungen.

Wien – Zu den Vorzügen des Winters gehört nicht nur, dass schweißtreibende Temperaturen höchstens in überhitzten Innenräumen auftreten, sondern auch, dass Stechmücken kaum noch vorkommen. Doch ganz vorbei ist die Belästigung durch die blutsaugenden Insekten nicht. Denn Stechmücken haben die Fähigkeit, auch tiefe Temperaturen zu überstehen, etwa durch das Eindringen in Wohnräume. In Österreich deutet sich laut einem angesehenen Insektenexperten sogar eine regelrechte Invasion von Stechmücken an.

Österreich könnte Winter mit Billionen von Stechmücken bevorstehen, sagt Experte

Bernhard Seidel, bekannt als Ökologe und Entomologe, prognostiziert die Anzahl der zu erwartenden Stechmücken in Österreich auf „das Vielfache einer Billion“, wie er der Tageszeitung Heute mitteilte. Es handelt sich dabei ausschließlich um weibliche Exemplare, die sich mit dem Einsetzen der Kälte „auf die Suche nach frostfreien Plätzen zur Überwinterung“ begeben. Oftmals finden sie Zuflucht in städtischen Kanalsystemen oder natürlichen Höhlen, wie Tierbauten.

Österreich könnte diesen Winter vor einer Stechmücken-Plage stehen. (Symbolbild) © Geyres Christophe/ABACA/IMAGO/

Die Insekten neigen jedoch dazu, von der angenehmen Wärme angezogen, auch in menschliche Wohnungen einzudringen. Geschützt vor Frost, können sie so den Winter überleben. „Manche Arten schaffen es bei idealen Bedingungen bis Anfang April – ganz ohne Nahrung“, erklärt Seidel im Interview mit der österreichischen Tageszeitung. Das bedeutet jedoch nicht, dass die schutzsuchenden Insekten ihre „Gastgeber“ in Frieden lassen. Einige Arten wechseln laut dem Experten ihr Wirtsspektrum von Vögeln auf Menschen und Haustiere.

Hochwasser in Österreich nicht ursächlich für winterliche Stechmücken-Invasion

Die Frage, woher der große Zustrom von Stechmücken in Österreich kommt, lässt sich nicht auf das Hochwasser im September zurückführen. Die sogenannten „Überschwemmungsgelsen“ überwintern als Dauereier und sind als fliegende Insekten nicht mehr vorhanden, so Seidel.

Die aktuelle Population geht auf Nachkommen überlebender Stechmücken des letzten Winters zurück. Günstige Bedingungen im Laufe des Jahres 2024, insbesondere die vielen Regenperioden, haben dazu beigetragen, dass sich diese „vielfach vermehren“ und mehrere weitere Generationen hervorbringen.

In Österreich wurden laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) etwa 50 Stechmückenarten aus sieben verschiedenen Gattungen identifiziert. Die Stiche einiger dieser Stechmücken sind nicht nur äußerst lästig und unangenehm, sondern können auch für Menschen gefährlich sein, beispielsweise durch die Übertragung exotischer Krankheiten wie dem West-Nil-Virus.

Exotische Stechmücken auf dem Vormarsch – Insekten jedoch nicht nur eine Plage

Das Öffentliche Gesundheitsportal Österreichs informiert, dass sich tropische Stechmückenarten durch den Klimawandel und den globalen Waren- und Personenverkehr zunehmend in Europa ausbreiten. Dazu gehört auch die Asiatische Tigermücke, die durch ihr schwarz-weiß gestreiftes Muster bekannt ist. Sie ist besonders gefährlich, da sie Krankheiten wie Dengue-Fieber übertragen kann. In Italien wurden in den letzten Jahren immer wieder Dengue-Fälle gemeldet.

In Österreich kommt die Tigermücke besonders in Graz und Wien vor, das Übertragungsrisiko von Dengue ist noch gering. Dennoch können die Tigermücke oder ihre Eier den Winter in Mitteleuropa überstehen. In Deutschland war jüngst besonders das Auftreten der Auwaldmücke eine Plage.

Stechmücken sind grundsätzlich aber nicht nur eine Plage, sondern auch wichtige Indikatoren für Ökologen, erklärt Seidel. Sie besiedeln Wasser-, Land- und Luftbereiche und zeigen Veränderungen in den Lebensräumen an. Das österreichweite Gelsen-Monitoring der AGES soll dabei helfen, die Populationen zu überwachen und einzudämmen. (jm)

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