Bauchspeicheldrüse: Krebs könnte schon bald per Bluttest entdeckt werden

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Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört zu den tödlichsten Krebsarten überhaupt. Neue Forschungen machen Mut: Denn schon bald könnte Pankreaskrebs früh und eindeutig durch einen Bluttest identifiziert werden.

Das Problem: Heutige Diagnoseverfahren unterscheiden nicht immer sicher zwischen einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Etwa ein Drittel aller Diagnosen sind laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) nicht eindeutig. Wissenschaftler aus dem DKFZ und dem Uniklinikum Heidelberg (UKHD) suchten daher nach Markern, die diese Diagnose präzisieren können. Unterstützt durch künstliche Intelligenz konnten sie ein Muster an Veränderungen der Erbsubstanz erkennen, in der Fachsprache DNA-Methylierung genannt. Dank dieser neuen Erkenntnisse gelang es, mit einer sehr hohen Treffsicherheit chronisch entzündete von bösartig veränderten Gewebeproben zu unterscheiden. Vorläufige Ergebnisse deuten an, dass diese Diagnostik an Blutproben durchgeführt werden könnte.

Derzeit werden chronischen Entzündungen in der Bauchspeicheldrüse und Krebs oft verwechselt

Frau untersucht Blutprobe am Mikroskop
Biomarker sind körpereigene Signalstoffe und Moleküle. Demnächst könnten sie auch bei der Diagnose von Bauchspeicheldrüsenkrebs helfen. © Monkey Business 2/Imago

Das macht Hoffnung, sagt Forscher Jörg Hoheisel vom DKFZ. Denn Krebs der Bauchspeicheldrüse hat eine dramatisch schlechte Prognose. Die Gründe dafür sind seine meist späte Entdeckung im fortgeschrittenen Stadium, Fehldiagnosen und seine ausgeprägte Resistenz gegen die verfügbaren Therapien. Hier könnte ein Bluttest auf Biomarker viel helfen. Denn bislang werden zur Diagnose in der Regel bildgebende Verfahren eingesetzt. Doch die haben den Nachteil, dass sie Pankreaskrebs nicht immer sicher von einer chronischen Pankreasentzündung unterscheiden können. Die chronische Entzündung gilt als wichtiger Risikofaktor für Pankreaskrebs. Etwa 6 bis 9 Prozent der Patienten, die an chronischer Entzündung der Bauchspeicheldrüse leiden, entwickeln später ein Pankreaskarzinom. Doch Bildgebung und sogar die ultraschallgeführte Feinnadelbiopsie liefern zu häufig auch falsche Diagnosen.

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Fehldiagnosen haben für die Betroffenen dramatische Folgen

„Für die Betroffenen ist das dramatisch: Wird ein bösartiger Tumor fälschlicherweise als chronische Entzündung diagnostiziert, so verlieren sie wertvolle Zeit, um die Erkrankung frühzeitig zu behandeln. Halten die Mediziner jedoch eine Entzündung irrtümlicherweise für ein Karzinom, so muss sich der Patient unnötigerweise einer schweren Operation unterziehen“, sagt Jörg Hoheisel vom DKFZ.

Menschlicher Körper mit Bauchspeicheldrüse
Pankreaskrebs ist häufig tödlich. © Zoonar.com/ersin arslan/IMAGO

Um diese Situation zu verbessern und mit molekularen Markern zu präziseren Diagnosen zu kommen, hat Hoheisel nun gemeinsam mit Medizinern von der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg eine großangelegte Untersuchung von Pankreasgewebeproben durchgeführt. Mittels der Marker, die die Genveränderungen, also die Methylierung feststellten, konnte zuverlässig bestimmt werden, ob ein Tumor vorliegt oder nur eine schwere Entzündung der Bauchspeicheldrüse.

Bluttest könnte Gewebeentnahmen ersetzen

Für eine klinische Nutzung wäre es natürlich günstiger, wenn für die Diagnose keine Gewebeentnahme erforderlich wäre, sondern eine Blutprobe ausreichen würde. Solche Blutanalysen, die die geringen Mengen an DNA nachweisen, die frei im Blut zirkulieren, werden auch als „Liquid Biopsy“ bezeichnet. Das Heidelberger Team wandte deshalb die sechs Methylierungsmarker auch auf eine kleine Zahl an Blutproben von Patienten mit chronischer Pankreatitis bzw. Bauchspeicheldrüsenkrebs an, um ihre Anwendbarkeit auch in Blut zu demonstrieren. Wie zuvor im Gewebe konnten über die Methylierungsmarker die Patienten treffsicher diagnostiziert werden.

Biomarker machen Hoffnung auch für die Früherkennung anderer Erkrankungen

„Natürlich müssen diese vorläufigen Ergebnisse an einer großen Zahl an Blutproben validiert und in einer Studie unter Klinikbedingungen bestätigt werden“, sagt Studienleiter Jörg Hoheisel. Der Wissenschaftler knüpft große Hoffnungen an die Entdeckung – so geht er zum Beispiel davon aus, dass die entwickelte Forschungsmethode auch bei der Suche nach Biomarkern für weitere Erkrankungen hilfreich sein kann.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.

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