„Unheimlich“ und „Stalker-mäßig“: Donald Trump irritiert mit Video von Kamala Harris

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Donald Trump setzt im Wahlkampf immer wieder auf Diffamierungen seiner Gegnerin Kamala Harris. Doch sein neues Video ist ein weiterer Tiefpunkt.

Donald Trump kann es nicht lassen. Er provoziert, polarisiert, denunziert. Ihm scheint jedes Mittel recht, um den Ausgang der US-Wahl zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Die rhetorischen Ausbrüche des Ex-Präsidenten sind so häufig, dass sie kaum noch schockieren.

„Von Trump erwarten wir gar nichts“, sagte die ehemalige First Lady Michelle Obama deshalb während einer Wahlkampf-Veranstaltung für die Demokratin Kamala Harris. „Kein Verständnis für Politik, keine Fähigkeit, zu argumentieren, keine Ehrlichkeit, keine moralische Integrität.“ Trump sei eben Trump, hieße es häufig.

Donald Trumps neuer Schachzug im US-Wahlkampf sorgt für Irritationen

Doch nun ist es Donald Trump erneut gelungen, für Fassungslosigkeit zu sorgen. Mit einem Video über Gegnerin Kamala Harris, das er auf der Plattform X (früher Twitter) veröffentlichte. Es zeigt Harris, wahrscheinlich durch ein Flugzeugfenster. Sie gähnt. Untermalt wird der Clip mit einer Wiegenmelodie für Kinder. „Kamala hat wenig Energie“, titelt Trump dazu.

„Wie unheimlich und seltsam ist dieser Tweet“, fragt ein X-Nutzer. Ein anderer schreibt: „Breaking News: Kamala Harris gähnt. Unheimlicher 78-jähriger Stalker postet Video von ihr, das durch ein Fenster gefilmt wurde.“ Mehrere User verweisen auf die zahlreichen Aufnahmen, die Donald Trump schlafend während eines Gerichtsprozesses zeigen.

Das Video mag als neuer Tiefpunkt in der US-Wahlkampf-Strategie von Donald Trump erscheinen. Tatsächlich ist es aber nur eine logische Konsequenz, die aus dem politischen System der USA geboren wurde. Diffamierungen gehören zum US-Wahlkampf wie Kürbisse zu Halloween. „Am Ende sind Trumps Äußerungen nur Negative Advertising“, sagte jüngst Andrew Selepak BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Er ist Social-Media-Professor am „College of Journalism and Communications“ der Universität Florida.

Anstatt damit zu werben, wie toll und geeignet man sei, geht es bei dieser „Negativwerbung“ darum, den politischen Gegner schlecht zu machen. „Negative Advertising ist tief im politischen System der USA verwurzelt“, sagt Selepak. Das liege auch daran, dass die Kommunikationswissenschaft ihren Ursprung in Amerika habe. „Negative Advertising gab es schon 1800, als Thomas Jefferson seinen Rivalen John Adams als abscheulich bezeichnete“, sagt Selepak.

„Wie unheimlich und seltsam ist dieser Tweet“, fragt ein X-Nutzer über ein Video von Kamala Harris, das Donald Trump postete.
„Wie unheimlich und seltsam ist dieser Tweet“, fragt ein X-Nutzer über ein Video von Kamala Harris, das Donald Trump postete. © Julia Demaree Nikhinson/dpa, Screenshot X, Collage

US-Wahlkampf: Doppelmoral von Donald Trump gegenüber Kamala Harris hat System

Dass ausgerechnet Donald Trump, der selbst mehrfach im Gerichtssaal eingenickt ist, eine müde Kamala Harris anprangert, verwundert Fachleute nicht. „Leider ist es in vielen Fällen immer noch so, dass sich Frauen an ganz anderen Standards messen müssen als Männer“, sagte US-Politikexpertin Caroline Leicht kürzlich BuzzFeed News Deutschland. Grund dafür sei, dass politische Führungsrollen in den USA immer noch überwiegend mit „stereotypisch männlichen Attributen“ assoziiert würden. Man spreche bei dieser Art von „Doppelmoral-Theorie“ auch vom „Gender double bind“, sagt Leicht.

Kamala Harris sieht sich im Wahlkampf immer wieder derartigem Sexismus ausgesetzt – übrigens nicht nur durch Donald Trump selbst. Auch ein Interview der Präsidentschaftskandidatin mit dem US-Sender Fox News löste Diskussionen aus, weil der Moderator Harris immer wieder unterbrach.

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