Die Erlkamer Straße ist eine Hauptverkehrsader Holzkirchens. Gleich hinter dem Tunnel Richtung Ortsmitte lauert jedoch eine gefährliche Kreuzung, dort genießen Radler auf dem kreuzenden Bahnhofsweg Vorfahrt. Die Stelle ist unübersichtlich und unfallträchtig. Könnte man die Kreuzung baulich entschärfen?
Holzkirchen – Mitte Juli krachte es. Frühmorgens übersah eine Autofahrerin auf der Erlkamer Straße bei der Durchfahrt der Tunnel, dass kreuzende Radler am Ende des Tunnels Vorfahrt haben. Einen aus Richtung Bahnhof kommenden 24-jährigen Radler bemerkte sie zu spät, es kam zum Zusammenstoß. Der Radler musste mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus.
Stefan Oestreich, der Fahrrad- und Fußgängerbeauftragte der Marktgemeinde, hatte das Unheil schon länger kommen sehen. „Es war absehbar, dass dort mal was passiert“, sagt er. Die Beschilderung sei zwar da, dazu eine rote Fahrbahnmarkierung und ein Blinklicht im Tunnel; aber besonders ortsunkundige Autofahrer würden die Straßensituation nicht so wahrnehmen, dass „hier Radlern auf einem Weg, der von der Straße nicht erkennbar ist, Vorfahrt zu gewähren ist.“ Er selber und „fast alle Radler, die dort unterwegs sind“, würden sicherheitshalber sowieso abbremsen, ehe sie die ihnen zustehende Vorfahrtsfurt neben dem Zebrastreifen nutzen; schließlich diene die Erlkamer Straße im Ort als eine der Hauptquerungen der Bahnlinie und sei entsprechend viel befahren. „Aber das kann‘s ja nicht sein.“ Schließlich wolle die Marktgemeinde eine fahrradfreundliche Kommune sein.
Oestreich könnte sich vorstellen, die Erlkamer Straße – eine Gemeindestraße – speziell im Tunnelbereich baulich zu verändern, damit Autofahrer automatisch merken, dass sie sich einer besonderen Situation nähern: „Eine Idee wäre, die Fahrbahn auf eine echte Einspurigkeit zu verengen und die Spur in die Mitte zu führen.“ Das würde laut Oestreich die Sichtfelder der Autofahrer und Radler erhöhen. Und die Autos würden sich der Kreuzung langsamer nähern, weil sie stärker auf Gegenverkehr zu achten hätten. Überdies wäre womöglich Platz, einen separaten Radweg durch zumindest einen Tunnel zu legen.
„Wir haben die Kreuzung schon im Blick“, sagt Tim Coldewey, bei der Standortförderung im Rathaus zuständig für Radverkehr. Es habe jetzt traurigerweise diesen Unfall gegeben, zuvor sei an dieser Stelle aber lange nichts passiert. „Das soll aber keine Ausflucht sein“, betont Coldewey, „die Gemeinde ist dabei, sich dort etwas zu überlegen.“ Der Gedanke, einer Fahrbahnverengung, wie sie Oestreich vorschlägt, sei nicht schlecht. „Die Straße muss aber für alle Rettungsdienste passierbar bleiben.“
Coldwey könnte sich eher eine Aufpflasterung der Fahrbahn vorstellen, verbunden mit einer Schwelle, die Autofahrer „wachrüttelt“ vor der Kreuzung. Für den Winterdienst sollte das kein Problem sein, glaubt Coldewey. Zum Problem in den Tunneln könne eher die Straßenentwässerung werden, die durch Schwellen beeinträchtigt werden könnte: „Wir wollen dort ja keine künstlichen Teiche anlegen.“ Mit dem Bauhof sei abgesprochen, die Büsche im Kreuzungsbereich zurückzuschneiden. Denkbar sei auch, Autofahrer zusätzlich mit Piktogrammen auf der Straße auf die Radler hinzuweisen.
Auf dem Bahnhofsweg selber, der als Geh- und Radweg vom Bahnhof durch die „Erlkamer Senke“ wieder hinauf zur Rosenheimer Straße führt, sehen Oestreich und Coldewey Handlungsbedarf bei den Durchfahrtssperren vor der Erlkamer Straße; sie sind gedacht als Selbstschutz für Radler, damit auch sie ihre Fahrt bremsen. Besonders am Anstieg Richtung Bahnhof, wo zwei eckige Sperren und ein halbrunder Bügel montiert sind, seien die Hindernisse für Lastenräder oder Radanhänger schwer zu umfahren, sagt Oestreich. „Man muss aufpassen, dass man nicht hängen bleibt.“ Im Sinne eines durchlässigen Radverkehrs sei das nicht ideal. „Die Sperren sollen keine Unfalle auslösen“, sagt Coldewey. Man überlege, künftig nur Bügel einzusetzen: „Es sollte ein Mittelweg sein zwischen Selbstschutz der Radler und besserer Durchlässigkeit.“
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