Auf einem Rennkatamaran über den Tegernsee düsen und dabei wichtige Kompetenzen fürs Leben erlernen: Mit seinem Segel-Projekt „Open Horizons“ will der Gmunder Florian Hornsteiner das bieten. Kinder und Jugendliche, die wenig Zugang zu Freizeitaktivitäten haben, sind die Zielgruppe.
Alles hat Fahrt aufgenommen, als Florian Hornsteiner (52) im vergangenen Jahr kurzfristig zu einer WM-Regatta für M32-Katamarane auf dem Gardasee eingeladen wurde, um als Steuermann dabei zu sein. Da hatte er das Projekt „Open Horizons“, von dem er aus Schweden gehört hatte, schon im Hinterkopf. Ab da war ihm klar: Auf dem knapp zehn Meter langen, 5,50 Meter breiten und nur 510 Kilo schweren Katamaran über den Tegernsee zu gleiten, angetrieben vom Wind in einer 114 Quadratmeter Segelfläche, das wäre für Kinder und Jugendliche genau das Richtige. Hornsteiner legte mit seiner Agentur flowmotion los und konnte Ende 2024 den M32-Katamaran des siebenmaligen Match-Race-Weltmeisters Ian Williams erstehen. Auch konnte er mit der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, dem E-Werk Tegernsee und dem Rotary Club Tegernsee starke Investoren ins Boot holen und das Projekt in trockene Tücher bringen.
Wertvolle Lebenskompetenzen entwickeln und neue Perspektiven entdecken
Ende April soll‘s losgehen. Bei den für alle Teilnehmer kostenlosen Segel-Workshops sollen Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 17 Jahren durch die Kraft des Segelns inspiriert und gestärkt werden. „Wir wollen jungen Menschen nicht nur die Faszination des Segelsports näherbringen, sondern ihnen auch die Möglichkeit geben, wertvolle Lebenskompetenzen zu entwickeln und neue Perspektiven zu entdecken“, sagt Hornsteiner, der sein Projekt jetzt auch den Gmunder Gemeinderäten vorstellte.
Vierstündige Workshops mit zwei Instruktoren
Teamfähigkeit, Selbstvertrauen, Disziplin und Respekt vor der Natur sollen vermittelt werden, wenn es in den jeweils vierstündigen Workshops, begleitet von zwei Instruktoren, mit immer fünf Teilnehmern auf den See geht. „Grundsätzlich können alle Kinder und Jugendlichen teilnehmen“, erklärt Hornsteiner, „doch der Fokus wird ganz klar auf diejenigen gerichtet, die in ihrem Alltag oft nicht die Möglichkeit für solche Erlebnisse haben.“ Also Kinder und Jugendliche, deren Familien sich in schwierigen Lebenslagen befinden, die aus einem wirtschaftlich schwachen Umfeld kommen oder in Kinder- und Jugendpflege-Einrichtungen betreut werden. „Wir haben nämlich festgestellt, dass es da einen gewaltigen Bedarf gibt, und dass immer weniger Kinder überhaupt in den Genuss von Freizeitaktivitäten kommen“, sagt der Initiator.
25 Prozent der Workshops binnen einer Woche ausgebucht
Die Resonanz gab ihm recht: Hornsteiner schrieb rund 50 Hilfseinrichtungen, offene Ganztagesschulen und Jugendtreffs im Umland an, „und nach nur einer Woche waren 25 Prozent der Workshops ausgebucht.“ Aktuell füllen sich die Plätze, möglich auch durch die Anmeldung auf der Homepage openhorizons.fun. Auch für den einen oder anderen Unterstützer ist noch Platz.
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Immer mittwochs und freitags findet der Workshop statt, „außer bei Sturmwarnung“, sagt Hornsteiner, der die Teilnehmer dann kurzfristig kontaktiert. Treffpunkt ist das Strandbad Kaltenbrunn, wo der M32 auf der Wiese neben dem örtlichen Kat-Club liegt. Nach Empfang, Aufklärung und Trockentraining geht‘s zusammen mit Hornsteiner und einem psychologisch geschultem Betreuer auch schon aufs Wasser – mit einem echten Rennkatamaran. „Mit einem normalen Kielboot könnten wir die Jugendlichen sicherlich nicht vom Handy weglocken“, meint der Initiator mit einem Schmunzeln.
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Projekt soll in eine Vereinsgründung münden
Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und soll in eine Vereinsgründung münden. „Wir probieren das jetzt“, sagt Hornsteiner und freut sich auf den Start. Bei Bürgermeister Alfons Besel (FWG) fand er Unterstützung, wenngleich vorerst auch nur in Sachen Logistik, da es sich beim Initiator um ein Privat-Unternehmen und noch keinen Verein handelt. „Ein tolles Projekt“, fand Besel.