Hilfe für neurologisch kranke Kinder – Neues SPZ in Marktoberdorf eröffnet im Januar
Eine Anlaufstelle für chronisch neurologisch erkrankte Säuglinge, Kinder und Jugendliche bietet das neue Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ) ab Januar in der Georg-Fischer-Straße 7B in Marktoberdorf. Seit Oktober wird dort renoviert, inzwischen befinden sich die Modernisierungsmaßnahmen in den letzten Zügen. Projektleiter Frederic Makella und die neue ärztliche Leiterin des SPZ, Dr. Friederike Wilbert, gaben uns erste Einblicke in die neuen Räumlichkeiten.
Marktoberdorf – „Rein statistisch bräuchten wir in Schwaben 4,4 SPZ, um den Bedarf an Behandlungsplätzen zu decken“, erzählt Frederic Makella. In Schwaben gibt es bisher aber nur zwei – eins in Memmingen und eins in Augsburg. Zum Oktober hatte auch noch das Zentrum für interdisziplinäre Neuropädiatrie Kempten „ZiNK“ nach dem Tod von Leiter Dr. Andreas Sprinz geschlossen (wir berichteten). Die Bevölkerung bleibt seitdem auf der Strecke. „Für Familien mit einem Kind mit Beeinträchtigung bedeutet das Wartezeiten von bis zu 16 Monaten – das ist eine unwahrscheinliche Belastung“, sagt Makella.
Unter der Trägerschaft des Klinikverbunds Allgäu, den Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren und der Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren sollen im neuen SPZ in der Marktoberdorfer Innenstadt bald viele wartende Familien unterkommen. Die Einrichtung eröffnet offiziell am 2. Januar, die Anmeldungen, die auf der Homepage des neuen SPZ vorab getätigt werden können, liegen laut Makella schon jetzt im dreistelligen Bereich und werden gemeinsam mit dem Ärzteteam gesichtet. „Die ersten Familien werden noch im Dezember kontaktiert“, verspricht der Projektleiter, der später auch als Praxismanager fungieren wird.

Der Weg zum neuen SPZ war ein weiter: Knapp sieben Jahre lief das Zulassungsverfahren laut Makella, bis im April 2024 endlich die Zusage von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns für den Standort Marktoberdorf kam. Aus leerstehenden Praxisräumen in der Georg-Fischer-Straße ist nun innerhalb von drei Monaten eine moderne Einrichtung entstanden, die mit neuer Elektrik, frisch gestrichenen und tapezierten Wänden, teilweise erneuerten Böden und neuen Raumkonzepten daherkommt.
Neues SPZ in Marktoberdorf: Barrierefreundlichkeit
Da viele kleine Patienten auf einen Rollstuhl angewiesen sind, wurde außerdem großer Wert auf die Barrierefreundlichkeit des Gebäudes gelegt. So hat man Absätze zwischen den Zimmern mit Mini-Rampen abgerundet, aus drei winzigen Umkleideräumen ist ein großer entstanden, der in Kürze mit rollstuhlgerechtem WC und Wickeltisch ergänzt wird. In der kommenden Woche sollen die Renovierungsmaßnahmen nach Grundreinigung und Vollmöblierung nahezu abgeschlossen sein.
Ab dem kommenden Jahr bietet das SPZ dann zwei größere Räume für die Physio- bzw. Ergotherapie, ein Zimmer für die Logopädie, einen EEG-Raum, in dem Gehirnstrommessungen im Wach- und Schlafzustand durchgeführt werden können, und ein Zimmer für die Psychotherapie. Untersuchungen finden außerdem im Chefarztzimmer der leitenden Ärztin, Dr. Friederike Wilbert, und in einem zweiten Arztzimmer statt.
Neues SPZ in Marktoberdorf: Affenzimmer und Hühnerraum
Um den Kindern eine besondere Wohlfühlatmosphäre zu bescheren, hat zukünftig jeder Behandlungsraum ein „Tiermotto“, berichtet Frederic Makella. Ganz nach Türdesign heißt es dann für die kleinen Patienten zum Beispiel: „Bitte ins Affenzimmer!“ In den Räumen soll außerdem Spielzeug zur Verfügung stehen sowie Sitzgelegenheiten für die Eltern.

Mit vorerst 15 Angestellten in einem „sehr guten Team“, wie Dr. Friederike Wilbert betont, startet das neue Marktoberdorfer SPZ in die Zukunft. Die leitende Ärztin, die zuletzt an der Uniklinik Augsburg beschäftigt war, absolvierte ihre kinderärztliche und neuropädiatrische Ausbildung an der Universität Freiburg und verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung in diesem Bereich. In ihrer Zeit als Fachärztin habe sie „extrem viel gesehen“. „Es hat sich immer richtig angefühlt, Kinder mit einer Grunderkrankung zu begleiten“, so Wilbert.
Chronische Erkrankungen, die im SPZ behandelt werden, sind beispielsweise Epilepsie, Bewegungs- und Entwicklungsstörungen oder Stoffwechselerkrankungen. „Es ist uns ein großes Anliegen, diesen Kindern eine neue medizinische Heimat zu bieten“, unterstreicht Wilbert. Sie freue sich sehr auf ihre neue Aufgabe als Leiterin und sei gespannt auf die unterschiedlichen Anmeldungen.