Eskalation im Libanon - 8 Tote und 2750 Verletzte nach Pager-Explosionen - Hisbollah droht Israel mit Vergeltung

 

Im Raum stand die Vermutung, dass Israel die Geräte als Angriff auf Hisbollah-Kämpfer gezielt zur Explosion gebracht haben könnte. Israels Armee kommentierte die Vorfälle zunächst nicht. Unmittelbar vor den Explosionen hatten israelische Medien über „dramatische Konsultationen“ der politischen Führung berichtet. 

In Videos von Überwachungskameras im Libanon war zu sehen, wie es etwa in Supermärkten zu kleineren Explosionen kam. Teils lagen Menschen danach am Boden. Die Explosionen ereigneten sich örtlichen Medien zufolge in den südlichen Vororten Beiruts, wo die Hisbollah besonders stark ist, sowie im Süden des Landes. 

Panik in den Straßen

Augenzeugen berichteten von Panik in den Straßen Beiruts. Zahlreiche Krankenwagen waren im Einsatz. Das libanesische Gesundheitsministerium rief alle Krankenhäuser zu höchster Alarmbereitschaft auf und forderte die Menschen auf, keine Funkgeräte zu benutzen. Bei den explodierten Geräten soll es sich um tragbare Funkrufempfänger handeln, die auch als Pager bekannt sind. Das Ministerium rief zu Blutspenden auf.

Auch Irans Botschafter im Libanon, Modschtaba Amani, soll Medienberichten zufolge bei der Explosion eines Pagers verletzt worden sein. Dieser habe einem Leibwächter gehört, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim. Zur Beobachtung sei Amani in ein Krankenhaus gebracht worden, hieß es. Die Hisbollah ist der wichtigste nicht-staatliche Verbündete der Islamischen Republik Iran.

Israel spricht von Notwendigkeit eines Militäreinsatzes im Libanon

Nach fast einem Jahr Dauergefechten zwischen Israel und der Hisbollah mehrten sich zuletzt die Zeichen, dass der Konflikt zu einem offenen Krieg eskalieren könnte. Die Rückkehr der geflüchteten israelischen Bürger in ihre Wohnorte im Norden des Landes zählt nun - neben der Befreiung der Geiseln aus dem Gazastreifen und der Zerstörung der Hamas - zu Israels erklärten Kriegszielen. 

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast einem Jahr kommt es im Grenzgebiet fast täglich zu Konfrontationen zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär. Die israelische Zeitung „Jerusalem Post“ meldete unter Berufung auf politische und militärische Kreise derweil, Israel sei einem umfassenden Krieg mit der Hisbollah näher als je zuvor. Ein großangelegter Krieg sei für alle Seiten aber weiter riskant.

Staatsmedien: Irans Botschafter im Libanon bei Pager-Explosionen verletzt

16.56 Uhr: Bei der nahezu zeitgleichen Explosion von Pagern im Libanon ist nach Angaben aus Teheran auch der iranische Botschafter im Libanon verletzt worden. Das iranische Staatsfernsehen berichtete am Dienstag, Botschafter Modschtaba Amani habe dem Sender selbst mitgeteilt, dass es ihm trotz der Verletzung gut gehe und „keinerlei Gefahr“ für ihn bestehe. Zuvor hatte der libanesische Gesundheitsminister Firass Abiad von hunderten Verletzten im Libanon durch die nahezu zeitgleiche Explosion der Funkmeldeempfänger gesprochen, nach Angaben aus dem Umfeld der gegen Israel kämpfenden pro-iranischen Hisbollah-Miliz richteten sich die Explosionen gegen Hisbollah-Mitglieder.

Hunderte im Libanon durch Pager-Explosionen verletzt - Offenbar Angriff auf Hisbollah

16.30 Uhr: Bei der nahezu zeitgleichen Explosion von Pagern im Libanon sind nach Angaben der dortigen Regierung am Dienstag hunderte Menschen verletzt worden. Die Explosionen der Funkmeldeempfänger seien aus unterschiedlichen Landesteilen gemeldet worden, teilte Gesundheitsminister Firass Abiad in Beirut mit. Nach Quellen aus dem Umfeld der pro-iranischen Hisbollah-Miliz richteten sich die Explosionen gegen Hisbollah-Mitglieder, Todesopfer gab es demnach nicht.

Die Verletzten seien aus südlichen Vororten der Hauptstadt Beirut sowie dem Süden des Landes gemeldet worden, sagte eine Quelle aus dem Hisbollah-Umfeld der Nachrichtenagentur AFP. Augenzeugen berichteten, Verletzte seien in Krankenhäuser in Südbeirut gebracht worden. Die Kliniken baten um Blutspenden. 

Eine andere Quelle aus dem Hisbollah-Umfeld sagte, die Vorfälle seien die Folge eines Eindringens Israels in das Kommunikationssystem der Miliz. In einem Bericht der libanesischen Nachrichtenagentur ANI war von einem „beispiellosen feindlichen Sicherheitsvorfall“ die Rede, bei dem in mehreren Regionen tragbare Pager explodiert seien. „Es gab Berichte über Dutzende Verletzte“, hieß es. 

Wie ein AFP-Korrespondent berichtete, gab es in der Bekaa-Ebene nordöstlich von Beirut ebenfalls Dutzende Verletzte durch Pager-Explosionen. Die Ebene ist wie der Süden von Beirut eine Hisbollah-Hochburg. Die Miliz nutzt die Pager zur Kommunikation. Um israelische Angriffe auf das Hisbollah-Kommunikationssystem zu verhindern, waren die Mitglieder seit Beginn des Gaza-Kriegs dazu aufgefordert worden, auf Mobiltelefone zu verzichten.

Die israelische Regierung hatte am Dienstag mitgeteilt, dass sie ihre Kriegsziele auf den Konflikt mit der Hisbollah im Libanon ausgeweitet habe. Die Regierung habe die Kriegsziele aktualisiert und um die „sichere Rückkehr der Bewohner des Nordens in ihre Häuser“ erweitert, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. 

Seit dem Beginn des Krieges im Gazastreifen haben auch die Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der mit der Hamas verbündeten Hisbollah im Libanon zugenommen. Zehntausende Menschen auf beiden Seiten der Grenze mussten fliehen. Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant hatte am Montag erklärt, „militärisches Handeln“ sei „der einzige verbliebene Weg, die Rückkehr der nordisraelischen Gemeinden sicherzustellen“. 

Der Konflikt wurde bisher nicht offiziell als Krieg deklariert. Dennoch wurden durch die Feuergefechte im Libanon laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP mehr als 620 Menschen getötet, darunter mindestens 141 Zivilisten. Auf israelischer Seite, inklusive der annektierten Golan-Höhen, wurden nach Behördenangaben bislang 24 Soldaten und 26 Zivilisten getötet.

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