„2025 ist schon gelaufen und es wird furchtbar“: Baubranche in Aufruhr über Merz – aber Trump gibt Hoffnung

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Für die Baubranche geht es jetzt ins dritte Rezessionsjahr. Noch immer beklagt die Hälfte der Unternehmen große Probleme. Doch gerade der US-Präsident bietet ihnen eine Chance.

Frankfurt – Dass Wohnraummangel, hohe Mieten sowie die Bauzinsen zu den größten aktuellen Problemen in der Bundesrepublik gehören, weiß jeder im Land. Umso erstaunlicher ist es daher auch, dass dieses Thema in der Öffentlichkeit so gut wie gar nicht diskutiert wird. Außer hier: Am 3. April 2025 fand in Bad Homburg der Immotalk statt, es kamen Vertreter aus der Immobilien- und Bauwelt zusammen, um aktuelle Themen zu besprechen. Gesprochen wird natürlich über die neue Regierung unter Friedrich Merz (CDU) und den damit verbundenen Hoffnungen für diese angeschlagene Branche.

Baubranche erwartet 2025 keine Erholung: „Es wird furchtbar“

Auf der Bühne bei der diesjährigen Podiumsdiskussion war auch Felix Pakleppa, der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB). Und er muss erstmal ein düsteres Bild malen: „Die Zahlen im Wohnungsbau sind furchtbar. 2025 ist schon gelaufen und es wird furchtbar. Wir können daher nur noch auf eine Belebung 2026 hoffen“. Durch das Sondervermögen für Infrastruktur könne es zwar aufwärtsgehen – doch die Kehrseite der Medaille zeigt sich schon jetzt. Die Bauzinsen sind wieder etwas angestiegen und in Erwartung neuer Aufträge sind auch die Baumaterialien etwas teurer geworden.

Könnte das Sondervermögen den Wohnungsbau also am Ende noch weiter ausbremsen? Muss es nicht, so die Branche – es kommt aber vieles auf Merz und seine neue Regierung an. Bisher haben die verhandelnden Koalitionäre aus SPD und Union dem Wohnungsbau aber nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Merz erwägt offenbar sogar, das Bauministerium wieder abzuschaffen. Priorisierung des Wohnungsbaus hört sich anders an.

Die Forderungen an die neue Bundesregierung sind altbekannt, aber drängender denn je: Die 16 Landesbauordnungen sollten zu einer vereinheitlicht werden. Die Bürokratie für Genehmigungs- und Planungsverfahren muss abgebaut werden. Und, vielleicht besonders wichtig: Bauen muss einfacher werden, dazu dient der Ampel-Plan für den Gebäudetyp E, der nie verabschiedet wurde.

Einfaches und günstigeres Bauen wird gefordert: Einfach ist in Deutschland schwer

Bei letzterem geht es darum, dass es Bauherren selbst überlassen werden sollte, ob man nun den Goldstandard errichten will oder ob Silber oder gar Bronze auch noch ausreichen würden. „Damit schonen wir auch Ressourcen, wenn für ein Gebäude etwas weniger Stahl gebraucht wird“, findet Pakleppa.

Die Umsetzung des Gebäudetyps E erfordere aber auch von Politikern „einen breiten Rücken“, da sie zum Beispiel auch bei Themen wie Brandschutz oder Schallschutz sagen müssten: Stopp. Das könnte politisch heikel werden – das erste Haus, das brennt, kann zum Symbol werden.

Silvia Beck, Prokuristin und Immobilienwertermittlerin bei Bulwiengesa, sitzt ebenfalls auf der Bühne und mahnt: „Ja, das ist politisch heikel. Aber warum sollte es denn in Bayern einen anderen Brandschutzstandard geben als in Hessen? Das erschwert ja auch das einfache, modulare Bauen“.

Trump-Zölle können Rezession auslösen – Für die Baubranche gibt es eine Chance

Einfaches Bauen zu ermöglichen, scheint paradoxerweise in Deutschland nicht einfach zu gehen. Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass viele Bauunternehmer nach drei Jahren in der Krise finanziell angeschlagen sind. Und jetzt kommt auch noch Donald Trump mit seinem Handelskrieg, der die Weltwirtschaft in eine neue Rezession schicken könnte. Wird das die Baubranche noch tiefer in die Krise schicken?

Auf der Bühne beim Immotalk 2025: Gottfried Milde (r-l), Felix Pakleppa, Silvia Beck und Roman Poseck, der hessische Innenminister.
Auf der Bühne beim Immotalk 2025: Gottfried Milde (r-l), Felix Pakleppa, Silvia Beck und Roman Poseck, der hessische Innenminister. © Jörg Volland

Gottfried Milde von der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen wagt eine Prognose: „Ich glaube, die Zinsen werden wieder sinken. Trumps Politik zwingt die Zentralbanken zum Handeln, sie müssen mehr Kapital mobilisieren. Das kann eine Chance für uns sein“. Dass die Banken den Leitzins in diesem Umfeld anheben, möchte er bezweifeln. Das würde die Wirtschaft noch mehr abwürgen, glaubt er.

ZDB-Chef Felix Pakleppa hat sogar hoffnungsvolle Worte für die Baubranche in Bezug auf Trump und seine Zölle gefunden: „Die Bauwirtschaft hat eigentlich ein Riesenvorteil, weil nahezu die komplette Wertschöpfungskette heimisch ist. Unsere Arbeiter sind hier, zahlen hier Steuern, das, was wir bauen, steht hier und bietet den Menschen und Kommunen hier vor Ort Mehrwert. Es findet alles vor Ort statt. Unsere Branche kann die heimische Wirtschaft stärken in unsicheren Zeiten.“ Wenn das die Politik auch noch erkennt, dann hat Trump vielleicht wenigstens einem Wirtschaftszweig am Ende ein Geschenk gemacht.

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