Alzheimer-Expertin im Interview: Demenz vorbeugen durch Hirntraining – „Kreuzworträtsel zählen nicht dazu“

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Geistige Stimulation gilt als eine der wichtigsten Anti-Demenz-Routinen. Welche Gewohnheiten am besten gegen den geistigen Verfall wirken, erklärt Dr. Linda Thienpont.

Demenzerkrankungen wie Alzheimer führen nicht nur dazu, dass Betroffene mehr und mehr ihr Gedächtnis verlieren. Im fortgeschrittenen Stadium schwinden Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für einen normalen Alltag unerlässlich sind, darunter kochen, einkaufen, sich anziehen und die Uhrzeit lesen. Demenz zählt zu den neurodegenerativen Erkrankungen, die mit dem Absterben von Nervenzellen des zentralen Nervensystems einhergehen. Als häufigste Demenzform gilt die Alzheimer-Krankheit, die häufig erst in späteren Lebensjahren diagnostiziert wird. Allerdings können auch jüngere Menschen an Demenz erkranken.

Das Gehirn gesund halten und so Alzheimer vorbeugen

Wie bei vielen anderen Erkrankungen gibt es auch in Hinblick auf Demenz einige Risikofaktoren, die jeder selbst in der Hand hat. Die Alzheimer Forschung Initiative geht davon aus, dass weltweit 45 Prozent aller Demenzerkrankungen durch vorbeugende Maßnahmen vermieden oder verzögert werden könnten. Fokus sollte hier auf der Aufrechterhaltung der Hirngesundheit liegen, heißt es weiter. Eine neue Sprache zu lernen hält unser Gehirn nachgewiesenermaßen genauso fit wie regelmäßige Bewegung. Letzteres soll den Körper dahingehend unterstützen, auch in hohem Alter neue Nervenzellen zu bilden, wie die AOK informiert.

Ältere Frau löst Kreuzworträtsel
Sie lösen regelmäßig Kreuzworträtsel? Die wohl bekannteste Gehirnjogging-Maßnahme könnte weniger effektiv sein, als viele annehmen. © Imago

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Wer an weitere Möglichkeiten denkt, die geistige Fitness zu trainieren, wird am Kreuzworträtsel nicht vorbeikommen. Es gilt als die Gehirnjogging-Königsdisziplin und wird von vielen nicht nur als Zeitvertreib, sondern auch als Gehirntraining gesehen. Doch es gibt weitaus bessere Methoden, wie Dr. Linda Thienpont, stellvertretende Geschäftsführerin der Alzheimer Forschung Initiative, im exklusiven IPPEN.MEDIA-Interview erklärt. „Die Förderung des Gehirns gelingt, indem lebenslang neue Dinge gelernt werden, die Freude machen. Zum Beispiel ein neues Musikinstrument, eine neue Fremdsprache oder neue Menschen kennenlernen. Kreuzworträtsel zählen nicht dazu“.

Wer Neues erlebt und erlernt sorgt für frische neuronale Verbindungen im Gehirn

Wer sein Gehirn optimal auslasten möchte, sollte es also eher mit neuen Erfahrungen und Lernaufgaben „füttern“. Denn wer Neues lernt, sorgt im Gehirn dafür, dass neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen – sogenannte Synapsen – entstehen. Diese bleiben erhalten, wenn sie häufig beansprucht werden. Andernfalls baut der Körper diese neuronalen Verbindungen immer weiter ab. Im Fall des Kreuzworträtsels wird altes Wissen abgefragt, kein neues erlernt und zudem findet keine Interaktion mit anderen Menschen statt, was einen weitaus geringeren Effekt auf unser Gehirn hat als das Erlernen neuer Dinge oder die gemeinsame Zeit mit Familie oder Freunden. „Die Alzheimer-Krankheit wird als multifaktoriell bedingte Krankheit angesehen und deshalb kann und muss man ihr auch auf mehreren Ebenen begegnen“, erklärt Humanbiologin Linda Thienpont. Neben Hirnförderung und sozialen Kontakten würden auch ausreichend Bewegung und eine gesunde Ernährung eine große Rolle spielen, so die Alzheimer-Expertin.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.

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