Spark Alliance: Lade-Allianz greift Tesla an
Vier Fragen an Linda Boll von Fastned
Linda Boll ist die Deutschland-Chefin von Fastned, einem der vier Mitglieder der "Spark Alliance". Im Gespräch mit FOCUS online erklärt sie die Herausforderungen des Schnelllader-Ausbaus in Deutschland.
FOCUS online: Welche Probleme hat das deutsche Ladenetz?
Linda Boll: Der Ausbau wird durch simple bürokratische Themen gehemmt wie zum Beispiel den Zugang zu den Flächen, die benötigt werden. Ein weiteres Problem sind die Netzanschlüsse. Dabei geht es weniger um die Überlastung des Stromnetzes, sondern um die heterogene Betreiberstruktur. In Deutschland gibt es 873 Mittelspannungsnetzbetreiber, die zum Teil völlig unterschiedliche Regeln haben. Die Transformatoren müssen immer individuell konfiguriert werden. Das geht bis hin zur Farbe der Kabel. Das erschwert die Skalierung massiv.
Welche Strategie verfolgt Fastned?
Linda Boll: Für den Bau einer Ladestation investieren wir ein bis zwei Millionen Euro. Das müssen wir erst einmal wieder reinholen. Außerdem wollen wir auch weiter expandieren. Das erklärt auch den Preis von 73 Cent pro Kilowattstunde im Ad-hoc-Laden. Aber auch hier gilt: Wir brauchen Wettbewerb, um die Preise zu senken. Eine Studie des Bundeskartellamtes zeigt, dass dort, wo Stadtwerke eine Monopolstellung haben, die Preise höher sind. Da sind wir wieder bei der Transparenz: Wenn Sie eine Ladekarte nutzen, kann es sein, dass Ihnen viel mehr abgebucht wird, ohne dass Sie es merken.
Sie beklagen schon lange die Rolle des ehemaligen Staatsunternehmens Tank & Rast bei der Platzierung der Ladesäulen entlang der deutschen Autobahnen. Hat sich da etwas getan?
Linda Boll: Ja, einiges. An den deutschen Autobahnen gibt es rund 360 bewirtschaftete Raststätten. Davon betreibt die Tank & Rast 90 Prozent und hat eine Konzession für den Betrieb von Tankstellen und Restaurants. 2022 hat der Bund im Nachgang zu dem Schnellladegesetz diese Konzession um den Betrieb von Schnellladesäulen erweitert. Das ist aber ohne eine offizielle Ausschreibung geschehen und dagegen haben wir geklagt. Wir erwarten dazu April ein Urteil des EuGH. Wir wollen auf Augenhöhe mit Tank & Rast agieren. Das bedeutet, dass die Tank & Rast weiterhin die Tankstellen und Raststätten betreibt, aber andere Wettbewerber eine Konzession für Ladesäulen auf den gleichen Standorten erhalten.
Was sind Ihre Forderungen an die nächste Bundesregierung?
Linda Boll: Wir brauchen große Ladestationen in den Städten. Immer mehr Menschen wollen elektrisch fahren, haben aber keine Garage und keinen Stellplatz und dann reicht die (Wechselstrom)-Ladeinfrastruktur einfach nicht aus. In den Niederlanden funktioniert das schon sehr gut, aber in Deutschland ist der Zugang zu den Flächen das Problem. Auch die Städte müssen sich stärker engagieren und Wettbewerb zulassen. In den Großstädten sind oft die Stadtwerke die Platzhirsche. Ladeparks könnten zum Beispiel dort entstehen, wo sich heute Tankstellen befinden. Also hauptsächlich an den Einfalls- und den Ringstraßen. Eine andere Möglichkeit wären auch Flächen in neuen Gewerbegebieten. Wir wünschen uns, dass bei der Stadtplanung in Zukunft die Ladesäulen berücksichtigt werden.
Das Interview führte Wolfgang Gomoll