SeniorenWohnen am Garhöll in Murnau: Vorbescheidsantrag auf Umnutzung abgelehnt
Kein Betreutes Wohnen statt Vollpflege: Umnutzungsantrag für BRK-SeniorenWohnen am Garhöll in Murnau erstmal abgelehnt.
Murnau – „Es geht sozusagen um die Zukunft des Garhölls“, stieg Bürgermeister Rolf Beuting (ÖDP/Bürgerforum) in die Debatte ein. In seiner jüngsten Sitzung setzte sich der Marktgemeinderat mit der künftigen Gestalt des BRK-SeniorenWohnen am Garhöll 1 auseinander. Konkret ging es um einen Antrag auf Vorbescheid zur Umnutzung der Einrichtung mit vollstationärer Pflege hin zu Betreutem Wohnen.
Das Bestandsgebäude auf Murnauer Boden soll in eine Anlage für Betreutes Wohnen umgewandelt werden. Dabei sollen die Strukturen den Wohnbedürfnissen angepasst werden. „Wesentliche bauliche Erweiterungen sind nicht geplant, allerdings soll das Bestandsgebäude im Rahmen der Umnutzung grundlegend saniert werden“, war der Verwaltungsvorlage in der jüngsten Marktgemeinderatssitzung zu entnehmen. Darin blickte man auch zurück. Zu den Absichten des BRK habe es viele Vorgespräche gegeben, unter Einbeziehung der Nachbargemeinde Seehausen, da ein Teil der Einrichtung auf deren Flur stehe. „Bis zur Insolvenz des bisherigen Investors wurde in Abstimmung mit den Gemeinden unter Hinzuziehung eines Stadtplanungsbüros ein Rahmenplan entwickelt, der die Konzentration des betreuten Wohnens in Murnau und die Neuerrichtung einer Pflegeeinrichtung in Seehausen vorsah“, las sich in der Vorlage, aus der auch das Ziel hervorging: „ein lückenloses Betreuungsangebot mit verschiedenen Service- und Pflegeleistungen verteilt auf zwei Liegenschaften.“
Nach der Insolvenz des Investors werde derzeit ein neuer Investor gesucht, teilte Marktbaumeister Klaus Tworek mit. Warum die BRK-Sozialservice-Gesellschaft dennoch einen Vorbescheidsantrag gestellt hat? Der Antrag soll eine „gewisse Planungssicherheit“ bieten, erklärte Tworek. Als grundsätzliche Baurechtsklärung. Der Marktbaumeister informierte, dass bereits in dem Bebauungsplan aus den Siebzigerjahren Apartments genehmigt worden seien. Im Rahmen der Umnutzung der Anlage auf Murnauer Flur soll nun „gar nicht so stark“ in die Substanz eingegriffen werden. Im Inneren überwiegen momentan Ein-Zimmer-Apartments. Die meisten davon sollen zusammengelegt werden, sodass jeweils aus zwei Apartments ein größeres Apartment entsteht. Am Ende sollen 89 Apartments unterschiedlicher Größe für Betreutes Wohnen zur Verfügung stehen.
Potenziell würde das den Entzug von rund 180 Pflegeplätzen bedeuten, sagte Tworek. Das sei auch der Grund, aus dem man die Entscheidung aus Seehausen abgewartet habe. Die betreute Wohnform sei in Murnau vorstellbar, sofern in Seehausen auf dem BRK-Grundstück „Seehaus“ eine Pflegeeinrichtung entstehe, hob der Marktbaumeister den Zusammenhang noch einmal hervor. Von Verwaltungsseite hieß es nun: „Nach Kenntnisstand der Gemeinde Murnau hat die Gemeinde Seehausen dem diesbezüglichen Vorbescheidsantrag ihr gemeindliches Einvernehmen versagt.“
Alle Parteien seien sich einig, was am Garhöll entstehen soll, sagte Rolf Beuting. Man wolle das Ganze aber abgesichert wissen. Er sehe „guten Willen auf allen Seiten“, meinte der Rathauschef, aber „wir waren schon mal weiter“. Phillip Zoepf (Mehr Bewegen) forderte derweil, dass mindestens so viele Pflegeplätze entstehen, wie aktuell belegt seien. Daran „hängen Einzelschicksale“, betonte Zoepf. Angesichts der geplanten Zusammenlegungen der Apartments befürchtete Anna Schlegel-Herz (ÖDP/Bürgerforum) die Schaffung exklusiven Wohnens. Günstig werde man es nicht hinbekommen, Betreutes Wohnen sei eine teure Wohnform, antwortete Beuting, „der Zahn ist uns gezogen worden, da sehen wir kein Land“. Die Wohnform müsse als Gegenfinanzierung für die Realisierung des Altenheimes gesehen werden, so der Bürgermeister.
In den Augen von Veronika Jones-Gilch (Grüne) müsse das Ganze einen Mehrwert für die Einheimischen haben. Die Wohnungsgrößen könnten da eine mögliche Stellschraube sein, glaubte sie. „Das ist was für die gehobene Schicht“, das behage ihm nicht, betonte derweil Michael Manlik (ÖDP/Bürgerforum). Man dürfe betreutes Wohnen „nicht verteufeln“, fand dagegen Felix Burger (SPD), und man könne „froh“ sein, wenn man die Kombination hinbekomme. Man müsse klar machen, dass man sich auf das Vorhaben nur einlasse, wenn man die Zusage erhalte, dass Pflegeplätze geschaffen werden, sagte Dr. Julia Stewens (Freie Wähler). Dem Bauherrn müsse „die Ernsthaftigkeit“ klar gemacht werden.
Mit Verweis auf den Kenntnisstand der Marktgemeinde, laut dem der Gemeinderat Seehausen dem Vorbescheidsantrag das gemeindliche Einvernehmen nicht erteilt habe, wodurch die Schaffung einer Pflegeeinrichtung auf dem Grundstück der Nachbargemeinde nicht gewährleistet ist, und im Hinblick auf die ohnehin noch mit dem Bauherrn zu schließende städtebauliche Vereinbarung stimmte der Marktgemeinderat geschlossen dafür, dem Vorbescheidsantrag das gemeindliche Einvernehmen zunächst zu versagen.
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