Startschuss für Mond-Kolonie: Nasa plant mit Nokia 4G-Netz im All

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Ein 4G-Netz auf dem Mond könnte bald Realität werden. Die Nasa und Nokia testen dafür neue Technologien. Aus Fachkreisen wird indes Kritik laut.

Merkur – Was einst als Science-Fiction galt, könnte bald Realität werden: Mond-Kolonien. Die US-Bundesbehörde für Raumfahrt und Flugwissenschaft, Nasa, will im Rahmen des Artemis-Programms wieder Menschen auf den Mond bringen und im Laufe der 2030er Jahre eine dauerhafte Siedlung auf dem Erdtrabanten gründen. Sollte das gelingen, können Menschen künftig dauerhaft auf dem Mond leben. Eine der zentralen Herausforderungen dabei ist die Kommunikation.

Wie MIT Technology Review berichtet, dürfte der bisherige Punkt-zu-Punkt-Funkverkehr – eine bidirektionale Kommunikation zwischen zwei Funkstationen – für eine Besiedlung des Mondes nicht mehr ausreichen. Aus diesem Grund hat sich die Nasa dazu entschieden, auf ein 4G-Netz umzustellen. Dabei helfen soll das renommierte Forschungs- und Entwicklungszentrum Nokia Bell Labs (ehemals AT&T Bell Laboratories). Ein erster Testlauf ist bereits Ende Februar 2025 geplant.

Erster Testlauf für 4G-Netz auf dem Mond – IM-2-Mission startet Ende Februar

Im Rahmen der sogenannten IM-2-Mission, hat das Unternehmen Intuitive Machines, das den ersten kommerzieller Lander auf den Mond brachte, vom Kennedy Space Center der Nasa im US-Bundesstaat Florida eine zweite Mondmission gestartet. Der Lander soll einen Rover und einen Hopper auf den Erdtrabanten bringen, die dort dann eine Stelle nahe dem Mondsüdpol erkunden. Außerdem ist geplant, einen Kommunikationssatelliten in den Mondorbit zu befördern.

An Bord des IM-2-Landers befindet sich eine Box, die im Auftrag der Nasa von Nokia Bell Labs entwickelt wurde. Konkret handelt es sich dabei um ein „Netzwerk in der Box“. Abgesehen von einer Antenne und einer Stromquelle, welche durch den Lander gestellt werden, beinhaltet diese alles, was man für ein 4G-Netzwerk braucht.

Mobilfunktechnologie soll Kommunikation auf dem Mond revolutionieren

Während der Mission soll das Netzwerk die Kommunikation zwischen den Fahrzeugen und dem Lander sicherstellen. Sollte alles klappen, plant Nokia ein erweitertes 4G- oder 5G-Mobilfunknetz, das das geplante Artemis-Habitat und seine Umgebung abdecken könnte. Außerdem soll die Technik in die Axiom-Raumanzüge integriert werden. Bei der Entwicklung wurden Faktoren wie Strahlung, extreme Temperaturen und Vibrationen bei Start, Flug und Landung berücksichtigt.

„Wir wollen beweisen, dass Mobilfunktechnologien die zuverlässige, leistungsfähige und effiziente Konnektivität bieten können, die für künftige bemannte und unbemannte Missionen zum Mond und schließlich zum Mars benötigt wird“, erklärt Thierry E. Klein, Präsident von Nokia Bell Labs, in einer Pressemitteilung. Er ist überzeugt, dass Mobilfunktechnologie die Kommunikation auf anderen Planeten ebenso revolutionieren könnte wie es auf der Erde der Fall war.

In Zukunft könnte es auf dem Mond voller werden. Die Nasa bereitet sich schon darauf vor und beschert dem Erdtrabanten ein 4G-Netz. © Montage

Rechtliche Hürden: Nasa nutzt illegale Funkfrequenzen für Test von 4G-Netz

Unterdessen werden kritische Stimmen aus den Fachkreisen laut. So fürchten einige Wissenschaftler, dass ein 4G-Netz auf dem Mond radioastronomische Beobachtungen beeinträchtigen könnte. Die Frequenzen von LTE-Netzen, die zwischen 700 MHz und 2,6 GHz liegen, überschneiden sich teilweise mit den für die Radioastronomie reservierten Frequenzen.

Ein weiteres Hindernis für das 4G-Netz von Nokia und der Nasa ist die aktuelle Rechtslage. Derzeit ist die Nutzung der LTE-Frequenzen für die Mondkommunikation nicht legal. Nokia erhielt für den Testlauf während der IM-2-Mission eine Sondergenehmigung. Für ein dauerhaftes Netz wäre jedoch ein Wechsel zu einer anderen Frequenz erforderlich.

Auch dann soll das Mond-Funknetz mit terrestrischen 4G- und 5G-Standards kompatibel sein. „Es würde eine Verbindung herstellen, wenn wir Ihr Telefon auf die Liste der zugelassenen Geräte setzen“, erklärte Klein. Dies könnte auch für den Weltraumtourismus von Vorteil sein. So könnte man seinen Liebsten etwa ein Selfie vom Mond senden – vorausgesetzt, das eigene Smartphone übersteht die Reise und die extremen Bedingungen auf dem Mond. (cln/sp)

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