Rätsel um Trumps nuklearen Aktionismus – was dahinter steckt
Ein Streit in den sozialen Medien mit Medwedew genügt und Trump droht, zwei Atom-U-Boote loszuschicken – ist das Abschreckung oder nur ein gefährlicher Bluff?
Washington, DC – US-Präsident Donald Trump schien lange große Stücke auf Wladimir Putin zu halten. Der Republikaner hatte den Kremlchef in der Vergangenheit als „genial“ und „schlau“ bezeichnet. Doch kürzlich bemerkte Trump offenbar, dass dem russischen Präsidenten nicht zu trauen ist – und Worten nicht immer Taten folgen. Bei der Erkenntnis soll auch seine Frau Melania eine Rolle gespielt haben. Nun lieferte sich der Republikaner in den sozialen Medien einen Schlagabtausch mit Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew, Putins Provokateur.
Medwedew hatte unter anderem Trumps Ultimatum zu einem Ende des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine als gefährlich und als „Schritt in Richtung Krieg“ bezeichnet. Der frühere Präsident Russlands spielte auch auf die noch aus Sowjetzeiten stammende Nuklearstrategie der „Toten Hand“ an, die im Falle eines Atomangriffs einen automatischen Gegenschlag auslösen könnte, falls die russische Führung ausgeschaltet wäre.

Trump kündigte daraufhin auf seiner Plattform Truth Social an, „zwei Atom-U-Boote“ in die „geeigneten Regionen“ beordert zu haben. Dies sei eine Reaktion auf eine Serie von „törichten und aufwieglerischen Aussagen“ Medwedews. Es gehe um „die Sicherheit unseres Volkes“. Die Reaktion in Russland auf die Drohung aus Washington war dann aber verhalten: Ein offizieller Kommentar aus Moskau blieb bislang aus. Selbst Medwedew reagiert zunächst nicht.
Details der Verlegung zweier Atom-U-Boote unklar
Warum die Drohgebärde Trumps weitgehend verhallte, könnte mehrere Gründe haben. So waren beispielsweise die Details unklar: Handelt es sich um atombetriebene U-Boote oder sind sie mit Atomwaffen bestückt? Werden die Boote nun verlegt? Militärexperten betonen, dass die USA eigentlich kein Interesse daran haben können, dass durch eine Bewegung die genaue Position der Boote bekannt wird. In Russland ging das Thema zwar durch die Medien, doch eine echte Gefahr wurde heruntergespielt.
Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass sehe der ehemalige General und jetzige Duma-Abgeordnete Leonid Iwlew darin keine unmittelbare Bedrohung. Die Präsenz solcher US-Waffensysteme sei bekannt, meinte Iwlew. Viktor Wodolazki, ein Abgeordneter des Parlaments sagte, es sei sinnlos, Russland Angst machen zu wollen. Die Atommacht habe eine größere Anzahl und besser ausgerüstete Atom-U-Boote in den Weltmeeren. Die Militärmächte Russland und USA verfügen über insgesamt 90 Prozent des weltweiten nuklearen Waffenarsenals.
Sipri schlägt Alarm: Atomwaffen bergen heute größere Risiken als im Kalten Krieg
Der jüngste Meinungswechsel des US-Präsidenten zu Russland scheint auch daher zu rühren, dass der Republikaner einen schnellen Frieden wollte, das mit Putin aber nicht zu machen ist. Noch vor seiner Wiederwahl behauptete Trump, den Ukraine-Krieg in 24 Stunden beenden zu können. Ihm werden auch Ambitionen auf den Friedensnobelpreis nachgesagt. Doch der Kremlchef macht Trump bei seinen Bemühungen einen Strich durch die Rechnung – und bombardiert weiter. Zuletzt weitete Russland seine militärischen Operationen und Luftangriffe auf die Ukraine sogar noch aus.
Der Abgeordnete Wodolazki nannte dann einen Punkt, der wohl auch bei vielen im Westen ein Kopfnicken hervorrufen könnte: Er halte es nicht für notwendig, auf derartige Aussagen von Trump zu reagieren, weil jedem klar sei, dass der US-Präsident dauernd seine Meinung ändere. Aus Sicht mancher Beobachter ist jedoch genau das Teil von Trumps Taktik: Unberechenbarkeit. Die Friedensforscher des Sipri-Instituts warnten zuletzt vor einem nuklearen Wettrüsten. Das sei mit weitaus mehr Risiken und Unsicherheiten verbunden als in der Vergangenheit, sagte Sipri-Direktor Dan Smith. Atomwaffen seien keine Garantie für Sicherheit, wie der jüngste Konflikt zwischen Pakistan und Indien gezeigt habe, betonte Sipri-Forscher Matt Korda.