Für eine zweite Amtszeit nominiert - Ursula von der Leyen: Familie, Karriere, Vermögen und Kritik
Ursula, die Frauenrechtlerin
Die 1,61 Meter kleine Frau besitzt einen großen Gerechtigkeitssinn. Seit vielen Jahren setzt sie sich stark für Frauenrechte ein. Sie ist davon überzeugt, dass sich Frauen nicht zwischen Kind und Karriere entscheiden müssen, sondern beides haben können. „Ursula hasst es, wenn Frauen untergebuttert werden. Sie will, dass Frauen genauso viel zählen wie Männer“, wird Viviane Reding, Ex-Vize-Präsidentin der EU-Kommission und Mitglied des internationalen Frauennetzwerks von Ursula von der Leyen, von der Bild zitiert.
- Sie kämpft, und das mit einer Beharrlichkeit und einem Durchsetzungsvermögen, dass schon vielen männlichen Politikern den letzten Nerv geraubt haben wird. Immer wieder sorgte sie für Aufreger in der männlichen Riege der eigenen Partei, bei der Katholischen Kirche oder mächtigen Machos. Von der Leyen haben wir unter anderem die Frauenquote in Unternehmen sowie die Vätermonate zu verdanken.
- Ein weiteres klares Statement Richtung Frauenrechte: Von der Leyen trägt ausschließlich Hosen in ihrem Job. Und sie ging sogar noch weiter. Als sie 2016 nach Saudi-Arabien reiste, wies sie an, dass keine Frau aus ihrer Delegation die Abaya, ein figurverhüllendes Überkleid, tragen muss. Gegenüber der Bild am Sonntag sagte die damalige Verteidigungsministerin: „Aus Respekt vor der Kultur bemühe ich mich, solche Regeln einzuhalten. Bei der Kleidung gibt es für mich aber Grenzen, wie ich mich dem Land anpasse. Ich setze mir kein Kopftuch auf und ich trage Hosen.“
- Eklat bei Treffen mit Erdogan: Von der Leyen berichtet, wie sie sich während des „Sofagates“ im April 2021 als Frau fühlte: „verletzt und allein“
Schlagzeilen: Die Schattenseite der Öffentlichkeit
Wer solch eine steilen Karriere absolviert, gerät auch in den Fokus der Öffentlichkeit. Von der Leyen musste in den letzten Jahren einige, zumeist negative, Schlagzeilen über sich ergehen lassen. 2015 musste sie sich Plagiatsvorwürfen bei ihrer Dissertation stellen. Sie veranlasste daraufhin eine Prüfung durch ihre damalige Universität, die von der Leyen zwar eine gewisse Schlampigkeit bescheinigte, ihr den akademischen Grad aber ließ. Der Grund: Es handele sich nur um „einen minderschweren Fall“. Dennoch: Der Image-Schaden war groß. Immerhin wurden auf 27 von 62 Seiten Stellen gefunden, die unter schwerem Plagiatsverdacht standen. Heute gilt von der Leyens Doktorarbeit bei einer Medizinprofessorin in München als Negativbeispiel einer wissenschaftlichen Arbeit.
- In der Coronapolitik der EU wurde ihr ebenfalls Schlampigkeit vorgeworfen. Gerade die Verträge mit den Pharmakonzernen, die Corona-Impfstoffe herstellen, seien schlecht verhandelt, das Impfen in der EU geht schleppend voran und ein Angriff auf die Ausfuhr von Impfdosen nach Großbritannien erntet - statt Impfungen - vernichtende Kritik.
- Während ihrer Amtszeit als Familienministerin entstand im Frühjahr 2009 der Spitzname „Zensursula“. Von der Leyen ging das sensible Thema Kinderpornografie im Internet mit gutem Willen, aber wenig Fingerspitzengefühl an. Die von ihr geforderten Internetsperren machten ihr scheinbar fehlendes Verständnis für das Internet deutlich. Die Sperren verdeckten die Inhalte nur. Gleichzeitig könnte mit der Technik Meinungsmanipulation betrieben und eine undurchsichtige Zensurinfrastruktur im Internet errichtet werden.
- In ihrem Posten als Verteidigungsministerin folgte schließlich ein weiterer Spitzname für von der Leyen: „Flinten-Uschi“. In ihrer Amtszeit leistete sich die CDU-Politikerin einige Patzer. Bei ihrem Antrittsbesuch am Horn von Afrika verpasste sie es, Journalisten der großen deutschen Nachrichtenagenturen einzuladen. Zudem machte sie sich für die Anschaffung von waffenfähigen Gefechtsdrohnen stark, deren Einsatz als völkerrechtlich bedenklich angesehen wird. Ein weiterer Kritikpunkt war ihre Vorliebe für Beratungsunternehmen, die gegen Unsummen dabei helfen sollten, die Bundeswehr zu modernisieren. Der Erfolg blieb aus, das Geld war weg.
- „Das kostet viel Glaubwürdigkeit“: Von der Leyen fliegt 50-Kilometer-Strecke mit Privatjet und wird hart kritisiert. Klimaschutz ist offenbar etwas für andere.
- 12. Januar 2022: Von der Leyen hat den Plan verteidigt, Atomkraft und Gas als umweltfreundlich zu kennzeichnen. „Wir werden sie brauchen, solange es nicht genügend erneuerbare Energien gibt“, sagte sie der „Zeit“. Sie stehe mit voller Überzeugung hinter dem Vorschlag der EU-Kommission, Gas und Atomkraft in die sogenannte Taxonomie aufzunehmen. Mit der Taxonomie will die Kommission festlegen, welche Geldanlagen als klimafreundlich gelten sollen, um die Klimawende voranzubringen.
- Was Positives zum Schluss: 2007 wurde von der Leyen für ihr Engagement in der Familienpolitik mit der Goldenen Henne ausgezeichnet. Als Familienministerin brachte sie ein Gesetz auf den Weg, das mehr Krippenplätze gesetzlich festschrieb. Der Medienpreis wird seit 1995 an Menschen vergeben, die sich für das Zusammenwachsen von Ost und West einsetzen.