„Klopp wollte unbedingt“: Ex-Klubboss enthüllt Beinahe-Engagement
Jürgen Klopp hätte 2008 eine andere Karriererichtung einschlagen und beim HSV anheuern können. Aber der Vertrag kam nicht zustande. Was war der Grund dafür?
Hamburg – Im Sommer 2008 war der Hamburger SV auf der Suche nach einem Nachfolger für Huub Stevens. Es ist allgemein bekannt, dass Jürgen Klopp zu den Kandidaten gehörte. Allerdings kam es nie zu einer Zusammenarbeit mit dem HSV, obwohl Klopp anfangs durchaus Interesse an dem Job beim Traditionsklub gezeigt haben soll.
Bernd Hoffmann, der von 2003 bis 2011 als Vorstandsvorsitzender im Volkspark fungierte, enthüllt nun gegenüber dem Hamburger Abendblatt: „Man muss sich das noch mal vergegenwärtigen. Damals waren wir Vierter, der HSV hatte einen Umsatz von 160 Millionen Euro, Borussia Dortmund als Tabellen-14. einen Umsatz von 100 Millionen. Und Jürgen Klopp wollte unbedingt zum HSV.“
Heute sieht Hoffmann selbstkritisch ein, dass er bei der Entscheidung „fehlenden Mut“ und „fehlende Konsequenz“ gezeigt habe. „Als Vorstandschef hätte ich das durchziehen müssen. Ich bin zu 100 Prozent sicher, dass wir mit Klopp eine neue Ära hätten einleiten können“, so der 61-Jährige.
HSV veranstaltete „eine Art Casting“, das Klopp sauer aufstieß
Es wurde bereits vor einigen Jahren publik, dass der HSV tatsächlich Probleme mit Klopps Auftreten gehabt habe. Klopp erklärte 2016 gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland: „Der HSV hat so eine Art Casting gemacht: flapsiger Umgang mit der Presse, Unpünktlichkeit, Löcher in den Jeans, Raucher.“

Der HSV hatte einen Scout nach Mainz entsandt, der mit einer Liste von Mängeln zurückkehrte. „Rauchen stimmt leider“, gab Klopp rückblickend zu. „Unpünktlich ist eine absolute Unwahrheit. Ich war in meinem Leben nie unpünktlich, wenn ich es irgendwie verhindern konnte. Und was war das Letzte? Flapsig im Umgang mit der Presse. Ja, was soll das? Und dann noch der Spitzname Kloppo, verbunden mit der Frage nach Autorität.“
Klopp reagierte damals mit den Worten: „‚So, Freunde, falls noch Interesse besteht, wollte ich nur mal sagen: no way. Ruft nie wieder an, das mache ich nicht. Ich bin Fußballtrainer und wenn euch solche Sachen wichtig sind, seid ihr die Falschen. Dann können wir nicht zusammenarbeiten.‘“
Klopp avancierte zum Erfolgstrainer beim BVB und später in Liverpool
Anstatt Klopp zu verpflichten, entschied sich der HSV für Martin Jol. Der Niederländer führte die Rothosen auf den fünften Platz in der Bundesliga und ins Halbfinale des DFB-Pokals sowie der Europa League, wo jeweils gegen Werder Bremen Endstation war. Nach nur einem Jahr trennten sich die Wege jedoch wieder.
Klopp hingegen übernahm im Sommer 2008 nach sieben Jahren als Cheftrainer des 1. FSV Mainz 05 die Leitung bei Borussia Dortmund. Mit dem BVB erlebte der ehemalige Profi eine erfolgreiche Zeit, die mit zwei Meistertiteln, dem DFB-Pokal und dem Einzug ins Finale der Champions League 2013 gekrönt wurde.