Immer wieder Kritik an Priestern und Co: Wem wurden Straßen gewidmet - Historiker sollen prüfen

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Katholische Würdenträger: Faulhaber und Kolping zieren Straßenschilder in Waldram. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Der Stadtrat steht vor einer Entscheidung: Die SPD-Fraktion will Straßennamen im Ortsteil Waldram prüfen lassen. Die haben eine besondere Geschichte.

Wolfratshausen - Sie sind immer ein Abbild ihrer Entstehungszeit – und seit einiger Zeit gibt es ein deutlich gewachsenes Bewusstsein für ihre Bedeutung: Straßennamen in ganz Deutschland werden auf den Prüfstand gestellt. Den Prozess in der Loisachstadt wollten schon mehrere Initiativen und Einzelpersonen anstoßen. Nun stellt die Fraktionsgemeinschaft aus SPD und FDP im Stadtrat den Antrag, das nun von offizieller Stelle aus zu tun.

Grünen-Stadträtin wollte Faulhaber streichen

In einem Antrag, der am kommenden Dienstag im Stadtrat diskutiert werden soll, fordert die Fraktionsgemeinschaft eine Prüfung der Straßennamen im Ortsteil Waldram. Die standen schon mehrfach im Feuer: Assunta Tammelleo – eine Anwohnerin und Grünen-Stadträtin – hatte vor geraumer Zeit gefordert, die Faulhaber-Straße umzubenennen, weil die Rolle des Kardinals während der NS-Diktatur zumindest fragwürdig gewesen sei.

Straßennamen tragen berühmte Namen: Einige stehen in der Kritik

Auch der Badehaus-Verein hatte sich mit den Straßennamen im 4000-Seelen-Stadtteil auseinandergesetzt. In einem Antrag hatten die Ehrenamtlichen den Wunsch geäußert, unter den Straßenschildern ergänzende Schilder anzubringen – darauf zu lesen sollten die historischen Namen der Wege und Straßen sein. Innerhalb von kurzer Zeit wurden die Adressen in Waldram nämlich umbenannt: Von den Nazis wurden die Straßen nach NS-Funktionären wie Adolf Hitler und nach eingenommenen Gebieten im Krieg benannt. Nach der Befreiung gaben die jüdischen Displaced Persons den Straßen die Namen von US-Politikern, Roosevelt etwa, und Bundesstaaten. Als schließlich katholische Familien den jungen Stadtteil besiedelten, benannten sie Plätze und Orte nach katholischen Würdenträger.

„So konkret wie vom Badehaus-Verein ist unser Antrag noch überhaupt nicht“, sagt der Vorsitzende der Fraktionsgemeinschaft, Fritz Meixner. Dem SPD-Politiker und seinen Mitstreitern gehe es aktuell lediglich darum, „dass wir uns überhaupt einmal richtig mit dem Thema und der Historie befassen und ein Bewusstsein dafür entwickeln“. Der Antrag sei „ergebnisoffen“ formuliert.

Historiker soll prüfen: Wem werden Straßen gewidmet?

Eine Idee, die Meixner vorschwebt: Der Stadtrat könnte den Leiter des Archivs, Simon Kalleder, bitten, den aktuellen Forschungsstand zu den Persönlichkeiten vorstellen, die auf Straßennamen im Ortsteil geehrt wurden. Dekan Weiß, Faulhaber, Wilhelm Ketteler und Johannes Remiger etwa. Damit sei noch keine Vorentscheidung getroffen, was Hinweise oder gar Umbenennungen betrifft. „Unser Antrag ist nur ein erster Schritt dahin, sich überhaupt damit zu befassen.“

Die öffentliche Sitzung des Stadtrats findet am kommenden Dienstag, 16. Juli, statt. Beginn ist um 18 Uhr.

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