Sensationeller Fund in der Ostsee: Mysteriöse Steinmauer aus der Eiszeit entdeckt

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Blick auf die Ostsee: Unter der Wasseroberfläche machen Forscher immer wieder interessante Entdeckungen. © imago/Symbolbild

Geologen stoßen auf eine fast einen Kilometer lange Steinmauer in der Ostsee. Sie könnte mehrere Tausend Jahre alt sein und wurde wohl für die Jagd erbaut.

Rerik – Vor wenigen Tagen grub ein Landwirt aus Bayern unter seiner Scheune unverhofft ein zwar unscheinbares, aber wohl extrem wertvolles Fossil aus, das Hinweise auf Dinosaurier geben könnte. Ähnlich zufällig stießen Geologen auf einen bemerkenswerten Fund in der Ostsee, der für weltweite Aufmerksamkeit sorgen könnte.

Bei Arbeiten in der Mecklenburger Bucht entdeckten sie eine fast einen Kilometer lange Reihe von Steinen, die anscheinend vor Tausenden von Jahren von Menschenhand errichtet wurde.

Forscher entdecken Steinmauer in der Ostsee: Vermutlich von Eiszeitjägern zur Rentier-Jagd genutzt

Das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), die Universität Rostock und die Christian-Albrechts-Universität Kiel erklärten in einer gemeinsamen Mitteilung, dass die entdeckte Struktur etwa 11.000 Jahre alt sein dürfte und wahrscheinlich von Eiszeitjägern zur Rentierjagd genutzt wurde. Die Struktur besteht aus 1673 Steinen von der Größe eines Tennis- oder Fußballs, die durch einige große Findlinge zu einer bis zu einem Meter hohen Mauer verbunden werden.

Die Steinstruktur, die sich durch ihre auffällige Gleichmäßigkeit auszeichnet, ist 971 Meter lang und liegt zehn Kilometer vor Rerik am südwestlichen Rand des Mergelrückens in 21 Metern Wassertiefe auf dem Meeresgrund. Das Gesamtvolumen beträgt 52,75 Kubikmeter und das Gesamtgewicht 142.437 Kilogramm. Die meisten Steine wiegen deutlich unter 100 Kilogramm, aber 288 von ihnen sind schwerer, und einer in der Mitte der Mauer soll laut Berechnungen beeindruckende 11.389 Kilogramm wiegen.

Der zweitschwerste Stein mit einem Gewicht von 5792 Kilogramm bildet den westlichen Abschluss der Mauer, die mehrere leichte Bögen macht. Die zehn schwersten Steine befinden sich allesamt an Stellen, an denen sie ihre Richtung leicht ändert.

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Wissenschaftler über Steinmauer: „Natürliche Entstehung unwahrscheinlich“

Mehrere Forschungsteams haben per 3D-Modell sowohl die Steinmauer selbst als auch die Struktur des umgebenden Untergrundes rekonstruiert. An dem Großprojekt waren unter anderem Wissenschaftler des IOW, des Leibniz-Zentrums für Archäologie (LEIZA) sowie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) involviert.

Bereits 2021 wurde die prähistorische Steinmauer entdeckt, nun hat die Gruppe jüngst ihre Forschungs-Ergebnisse in der renommierten Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) vorgestellt. „Die Untersuchungen haben bestätigt, dass eine natürliche Entstehung ebenso unwahrscheinlich ist wie eine Errichtung in moderner Zeit, etwa durch Baumaßnahmen zur Verlegung von Seekabeln oder Steinfischerei“, betont Jacob Geersen, Erstautor der Studie. „Dafür sind die Steine zu planvoll und regelmäßig angeordnet.“

„Eine Laune der Natur“ entdeckte dagegen ein Mann aus Bayern in seinem Keller; gemeint ist ein seltenes, haselnussgroßes Mineral.

Steinmauer in der Ostsee entdeckt: Mithilfe des Walles wurden wohl Rentiere in die Enge getrieben

Der Wall muss nach bisherigen Erkenntnissen errichtet worden sein, bevor der Wasserspiegel nach der bislang letzten Eiszeit stark anstieg. Vor etwa 8500 Jahren wurden große Teile der zuvor begehbaren Landschaft überschwemmt. Die Forscher gehen sogar davon aus, dass die Steinmauer vor etwa 12.000 Jahren erbaut wurde.

Modell der Steinmauer mit Rentieren davor
So in etwa stellen sich die Wissenschaftler die Szenerie vor Tausenden von Jahren vor: In einem 3D-Modell ist die Steinmauer an der Küste zu sehen, die Rentiere sind die Falle getappt. © Michał Grabowski

„Es wird angenommen, dass in dieser Zeit nicht mehr als 5000 Menschen in ganz Nordeuropa lebten“, gibt Marcel Bradtmöller von der Universität Rostock zu bedenken. Er ergänzt: „Ein Hauptnahrungsmittel dieser Gruppen waren Rentiere, die im jahreszeitlichen Rhythmus in Herden durch die vegetationsarme nacheiszeitliche Landschaft zogen.“

Der Wall könnte dazu gedient haben, „die Rentiere am Rande eines Sees in die Enge zu treiben, sodass sie von den steinzeitlichen Jägern mit Jagdwaffen erlegt werden konnten“.

Ostsee-Fund lässt Forscher staunen: Steinmauer wohl ältestes dort entdecktes menschliches Bauwerk

Diese Jagdtechnik sei in anderen Teilen der Welt bereits nachgewiesen worden. US-Archäologen haben etwa am Lake Huron im Bundesstaat Michigan in 30 Metern Wassertiefe Steinmauern gefunden, die nachweislich genutzt wurden, um Karibus – das nordamerikanische Pendant zu Rentieren – zu jagen. Der Steinwall in der Mecklenburger Bucht weist große Ähnlichkeiten auf.

Das geschätzte Alter der Ostsee-Steinmauer führen die Wissenschaftler auf eine Klimaerwärmung im Laufe der Epochen zurück. Die Wälder hätten sich ausgebreitet und mit den Rentieren seien schließlich auch die letzten wandernden Herdentiere aus unseren Breiten verschwunden. Somit wäre die Mauer das älteste jemals in der Ostsee entdeckte menschliche Bauwerk.

Jens Auer vom LAKD M-V verweist auf „zahlreiche gut erhaltene archäologische Fundstellen aus der Steinzeit“ in der Wismarbucht und entlang der Küsten Mecklenburg-Vorpommerns. Diese datieren aber überwiegend aus der Mittel- und Jungsteinzeit.

Forscher vermuten weitere Bauwerke aus der Eiszeit in der Ostsee-Bucht

Die Untersuchung der Steinmauer und des umliegenden Meeresbodens soll nun intensiviert werden. Jens Schneider von Deimling von der Uni Kiel, die ebenfalls an der Forschung beteiltigt ist, äußert zudem die Hoffnung, weitere ähnliche Formationen zu entdecken: „Darüber hinaus haben wir inzwischen Hinweise, die eine Existenz vergleichbarer Steinwälle an anderen Stellen in der Mecklenburger Bucht vermuten lassen. Diese werden wir systematisch erkunden.“

Das übergeordnete Ziel sei es, „einen bedeutenden Beitrag zum Verständnis der frühen steinzeitlichen Wildbeutergruppen“ zu liefern und ein tieferes Verständnis für deren Lebensweise, Organisation und Jagdmethoden zu erlangen. Wie viele unentdeckte Objekte der Weltgeschichte wohl noch Unterwasser lauern, beweist auch ein Sensationsfund vor der Küste von Sardinen.

Der Redakteur hat diesen Artikel verfasst und anschließend zur Optimierung nach eigenem Ermessen ein KI-Sprachmodell eingesetzt. Alle Informationen wurden sorgfältig überprüft. Hier erfahren Sie mehr über unsere KI-Prinzipien.

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