Rente erst ab 70 – in diesen Ländern wird das Realität
Deutschland möchte das Renteneintrittsalter nicht erhöhen. Andere europäische Länder verfahren anders. Menschen, die 2022 mit dem Arbeiten beginnen, könnten erst viel später in Rente gehen.
Berlin – Die schwarz-rote Bundesregierung will laut CSU-Chef Markus Söder ein „großes Rentenpaket“ auf den Weg bringen. Dieses solle die Rentenhöhe von 48 Prozent des Durchschnittseinkommens bis 2031 garantieren und die Mütterrente, die Aktiv- sowie die sogenannte Frühstart-Rente enthalten. Das sagte Söder am Mittwochabend nach der ersten Sitzung des Koalitionsausschusses von CDU, CSU und SPD im Kanzleramt. Bis wann das Rentenpaket beschlossen sein soll, ließ Söder offen.
Renteneintrittsalter: Deutschland bleibt bei 67 Jahren, Dänemark erhöht auf 70 Jahre
Eine Erhöhung des Renteneintrittsalters scheint für die Bundesregierung trotz der finanziellen Engpässe der Rentenkasse aber kein Thema zu sein. In einem Interview mit der Berliner Morgenpost antwortete Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) auf die Frage, ob auch über eine Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung diskutiert werden solle, kurz angebunden mit „Nein“. Eine Kopplung würde allein wegen der unterschiedlichen Arbeitsplätze nicht funktionieren. In manchen Berufen wollten die Leute länger arbeiten und könnten es auch. In anderen Berufen seien die Leute dagegen mit 60 schon fertig.

Andere Länder sind in dieser Diskussion schon weiter. So hat Dänemark erst vor kurzem das Renteneintrittsalter für alle nach dem 31. Dezember 1970 geborenen Bürger bis 2040 auf 70 Jahre angehoben. Da die Zahlen alle fünf Jahre überprüft werden, könnte das Renteneintrittsalter für jüngere Menschen weiter steigen.
Renteneintrittsalter: Anhebung in Deutschland wird erst 2031 abgeschlossen sein
Die Verschiebung des Rentenbeginns startete 2012 in Deutschland. Laut der Deutschen Rentenversicherung war der Geburtsjahrgang 1947 zum ersten Mal betroffen, für den sich das Renteneintrittsalter um einen Monat auf 65 Jahre und einen Monat verschob. Für jeden weiteren Jahrgang verschiebt sich das Renteneintrittsalter um einen weiteren Monat. Ab 2024 erhöht sich dieser Schritt dann auf zwei Monate.
Die Anhebung soll im Jahr 2031 abgeschlossen sein. Für Versicherte ab dem Jahrgang 1964 gilt dann die Regelaltersgrenze von 67 Jahren. Der aktuelle Jahrgang 1960 erreicht seine reguläre Altersgrenze mit 66 Jahren und 4 Monaten.
OECD-Rentenbericht: In Dänemark wird man erst mit 74 Jahren offiziell in Rente gehen können
Auskunft darüber, wie es in anderen Ländern aussieht, gibt der OECD-Bericht „Pensions at a Glance“. Die alle zwei Jahre aktualisierte Studie wurde zuletzt im Dezember 2023 veröffentlicht.
Demnach haben Dänemark, Island und Norwegen das höchste geltende Renteneintrittsalter unter den europäischen OECD-Ländern. Im Jahr 2022 lag es bei 67 Jahren. Es folgen die Niederlande mit 66,6 Jahren sowie Großbritannien und Irland mit 66 Jahren. Deutschland liegt mit 65,8 Jahren dahinter.
Auch in Zukunft wird Deutschland nicht weit oben stehen. Wer 2022 in den Arbeitsmarkt eintritt, wird in Dänemark erst mit 74 Jahren in Rente gehen können. In Italien und Estland wird das Renteneintrittsalter dann bei 71 Jahren liegen, in den Niederlanden und Schweden bei 70 Jahren. Es folgen Finnland und die Slowakei mit 69 Jahren und Portugal mit 68 Jahren. In Belgien, Großbritannien, Island, Norwegen und Deutschland soll es bei 67 Jahren bleiben. Im Durchschnitt aller OECD-Länder wird der Renteneintritt bei 66,3 Jahren erfolgen.
OECD-Rentenbericht: In einigen Ländern wird länger als notwendig gearbeitet
Der OECD-Rentenbericht zeigt, wann die Menschen tatsächlich in Rente gehen. Demnach verließen männliche Isländer im Jahr 2022 erst mit 68,3 Jahren den Arbeitsmarkt, obwohl das gesetzliche Renteneintrittsalter bei 67 Jahren liegt. Auch in Portugal, Irland, Schweden, Estland, Griechenland und Bulgarien wurde länger gearbeitet als nötig.
In den meisten OECD-Ländern verabschieden sich die Menschen hingegen früher in den Ruhestand. In Frankreich gingen Männer im Schnitt mit 60,7 Jahren und Frauen mit 62,2 Jahren in Rente, obwohl sie eigentlich bis 64,8 Jahre arbeiten müssten. Ähnlich sieht es in Deutschland aus. Männer waren bei Renteneintritt im Durchschnitt 63,7 Jahre alt, Frauen 63,4 Jahre.
In vielen Ländern ist die Anhebung des Renteneintrittsalters eine gängige Strategie, um die finanzielle Nachhaltigkeit zu verbessern, ohne das Rentenniveau zu senken, heißt es in der OECD-Studie. In einem von vier Ländern dieser Gruppe werden inzwischen Lebenserwartung und Renteneintrittsalter verknüpft. In den beiden Jahren vor der Veröffentlichung der Studie haben zuletzt die Slowakei und Schweden diese Verbindung hergestellt.