Deutscher Autozulieferer muss trotz voller Auftragsbücher Insolvenz anmelden
Die Krise in der Automobilindustrie zieht weiter ihre Kreise. Nun hat es einen Zulieferer für die Auto- und Fahrradindustrie erwischt, der Insolvenz anmelden musste.
Amtzell - Die Krise der Automobilindustrie betrifft nicht nur Autobauer wie Volkswagen oder große Zulieferer wie Bosch, die beide umfangreiche Sparmaßnahmen angekündigt haben, sondern auch immer mehr kleinere Unternehmen. Ein Familienunternehmen aus Baden-Württemberg muss mehr als jede vierte Stelle abbauen und ein Autozulieferer aus dem Südwesten hat vor wenigen Tagen Insolvenz angemeldet. Dabei handelt es sich um den Automobil- und Fahrradzulieferer WEBO GmbH mit Sitz in Amtzell bei Ravensburg (Baden-Württemberg).
Wie aus der Insolvenzbekanntmachung des Amtsgerichts Ravensburg vom 29. November hervorgeht, hat das Gericht im Insolvenzantragsverfahren der WEBO GmbH Maßnahmen zur Sicherung des Vermögens angeordnet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Ravensburger Rechtsanwalt Matthäus Rösch berufen; laut der Schwäbischen Zeitung läuft der Betrieb vorerst weiter. Zuletzt hatte auch ein weiterer Maschinenbauer aus Baden-Württemberg Insolvenz angemeldet.
WEBO GmbH kämpft trotz voller Auftragsbücher mit deutlichen Liquiditätsproblemen
Wie aus der Historie der WEBO GmbH auf der Website hervorgeht, wurde das Unternehmen im Jahr 2008 als Betrieb mit fünf Mitarbeitern gegründet, der Werkzeuge für Getriebeteile herstellte. Bis zu einem erheblichen Dämpfer im Rahmen der Corona-Pandemie wuchs die Belegschaft des Autozulieferers in der Hochphase auf bis zu 100 Mitarbeiter an und WEBO wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Darunter mit dem Deutschen Gründerpreis im Jahr 2011 und dem Landespreis Baden-Württemberg im Jahr 2014.
Seit dem Jahr 2020, das WEBO nach eigenen Angaben durch die Folgen der Corona-Pandemie das schlechteste Ergebnis der Unternehmensgeschichte bescherte, konzentriert sich das Unternehmen zunehmend auf Bereiche außerhalb der Automotive-Sparte. Dennoch wird der Werkzeughersteller jetzt sowohl von der Autokrise, als auch von den Problemen der Fahrradindustrie eingeholt und hat trotz gefüllter Auftragsbücher mit massiven Liquiditätsproblemen zu kämpfen. Ende September hatte ein traditionsreicher Fahrradhersteller vom Bodensee Insolvenz angemeldet.

Sanierungskonzept soll Fortbestand des Autozulieferers sichern
Der nächste Schritt im Insolvenzverfahren der WEBO GmbH ist ein Sanierungskonzept, das die Fortführung des Betriebs dauerhaft sichern und zumindest einen Teil der Arbeitsplätze bewahren kann. In den vergangenen Monaten haben unterschiedliche Beispiele gezeigt, wie stark der Ausgang eines Insolvenzverfahrens variieren kann. Der bekannte Felgenhersteller BBS steht nach der fünften Insolvenz der Firmengeschichte endgültig vor dem Aus, ein wichtiger Maschinenbauer konnte durch einen Investor dagegen einen Neustart wagen, wenn auch mit weniger Personal.