Ernährungsberaterin Denise Bianchini - Ohne Kalorien zählen abnehmen: Wie Sie mit weniger Aufwand mehr erreichen
Warum scheitern so viele Diäten trotz Kalorienzählen?
Kalorienzählen hat auf den ersten Blick den Charme der Einfachheit: Iss weniger, als du verbrauchst, und die Pfunde purzeln. Doch so logisch das klingt, so oft geht der Plan schief.
Ein entscheidender Grund ist, dass Kalorienzählen am wahren Problem vorbeigeht: Es löst nicht, warum wir uns ständig hungrig fühlen. Wir haben gerade bereits darüber gesprochen, wie wichtig die Qualität unserer Nahrung ist. Doch nicht nur der Overload an Kohlenhydraten und Zucker macht unserer Biochemie inklusive unserem Sättigungsgefühl zu schaffen. Viele Fertigprodukte sind sogar regelrechte Täuschungskünstler.
Nehmen wir Glutamat, das in unzähligen Snacks und Industrieprodukten steckt – übrigens nicht nur unter diesem Begriff. Es ist dafür bekannt, unser Gehirn zu täuschen, indem es Geschmack und hohe Nährwerte vortäuscht, die eigentlich nicht da sind. Gleichzeitig kurbeln diese Geschmacksverstärker die Produktion des Hormons Ghrelin an – auch bekannt als „Hungerhormon“. Das Ergebnis? Wir essen mehr, fühlen uns trotzdem nicht wirklich satt und greifen wieder in die Tüte.
Doch auch die psychologische Komponente spielt eine wichtige Rolle. Wer ständig Kalorien zählt, entwickelt oft ein gestörtes Verhältnis zum Essen. Jede Mahlzeit wird zur Rechenaufgabe, jeder zusätzliche Bissen zu einem schlechten Gewissen. Das ist nicht nur anstrengend, sondern nimmt auch den Genuss und die Freude am Essen.
Das zeigen nicht nur Studien, auch die Menschen, die ich betreue, erzählen mir kopfschüttelnd von solchen gescheiterten Abnehmversuchen. Und wenn der Alltag ohnehin schon stressig ist - wie bei vielen meiner Klienten mit mehr als 50 Wochenstunden - wird schnell klar: Kalorienzählen ist für die meisten weder praktikabel noch nachhaltig. Es wird nicht durchgehalten. Das Essverhalten kehrt in alte Bahnen zurück, und die verlorenen Kilos sind schneller wieder da, als man „Jojo-Effekt“ sagen kann.
Wie können wir uns wieder mehr auf unser Sättigungsgefühl verlassen?
Ziel muss sein, den Körper wieder mehr zu versorgen, statt ihn zu verwirren. Ja, das läuft wieder auf die gleiche Predigt hinaus, die man schon oft gehört hat: Natürliche, unverarbeitete Lebensmittel statt Industrieprodukte mit einer langen, unverständlichen Zutatenliste, bei der an erster Stelle Zucker steht.
Aber das Wissen, dass man damit seinen Körper manipuliert und so die gesundheitliche Abwärtsspirale durch falsche Ernährungsentscheidungen noch weiter anheizt, ist vielleicht für den einen oder anderen ein neuer Ansporn, aus dieser Spirale auszubrechen. Und nachdem auch das Kalorienzählen als Abnehmmethoden vermutlich vom Tisch ist, ist der schöne Nebeneffekt der schwindenden Kilos ebenfalls ein guter Motivator.
Darüber hinaus ist unser Sättigungsgefühl auch darauf angewiesen, dass wir bewusst essen. Mahlzeiten sollten keine Nebensache sein, die wir nebenbei erledigen. Vielmehr geht es darum, sich Zeit zu nehmen und dem Körper die Möglichkeit zu geben, die Signale zu registrieren, die er sendet. Wer hastig isst oder währenddessen abgelenkt ist, übersieht oft die feinen Hinweise des Körpers, dass genug ist.
Was sind die ersten Schritte, um ohne Kalorienzählen abzunehmen?
Niemand muss Kalorien zählen, um abzunehmen. Unser Körper übernimmt diese lästige Aufgabe sehr gerne für uns, wenn wir richtig „tanken“.
Dabei geht es nicht darum, das Leben komplett umzukrempeln. Viele setzen sich ein Stichdatum in der Zukunft. "Ab morgen werde ich...' und dann wird der Satz mit einer radikalen Veränderung vollendet, die auf Dauer zu viel Aufwand oder Einschränkung bedeutet - oft auch beides. Das kann natürlich nicht lange gutgehen.
Kleine Schritte hingegen verderben weder den Spaß noch den Erfolg. Tauschen Sie nicht gleich ihre komplette Speisekammer aus, sondern vielleicht nur erst mal den Nachmittags-Snack mit der langen Zutatenliste – gegen Nüsse oder Joghurt. In meinem kostenlosen Bauchweg-Webinar erkläre ich noch genauer, worauf es ankommt, damit selbst im Alltagsstress der nächste Abnehmversuch endlich der letzte wird.
Letztlich geht es nicht um die schnell schwindenden Kilos, sondern um die, die wirklich nachhaltig wegbleiben. Und die Chancen dafür sind deutlich höher, wenn man nicht jeden Tag aufs Neue mühsam ein Kaloriendefizit nachweisen muss. Vielmehr geht es darum, wieder im Einklang mit den Bedürfnissen des Körpers zu leben. Denn unser Sättigungsgefühl ist keine Schwäche, sondern ein wunderbarer Mechanismus, der nur darauf wartet, dass wir ihm wieder vertrauen.