Angela Merkel kapselt sich ab - und hat dafür einen klaren Grund
Angela Merkel zieht sich in den letzten Wochen noch stärker als sonst aus der Öffentlichkeit zurück. Die Bundeskanzlerin ist dennoch viel beschäftigt.
Berlin - Dass sich Angela Merkel nach dem Ende ihrer Amtszeit erstmal aus der Öffentlichkeit zurückziehen wollte, überraschte vermutlich die wenigsten. Ihre Zeit als Bundeskanzlerin war lang und von vielen Höhen und Tiefen geprägt gewesen. Als sie im Dezember 2021 aus dem Amt schied, sagte sie in einem Interview mit der Deutschen Welle selbst: „Ich möchte sorgfältig darüber nachdenken, was ich in der nächsten Phase meines Lebens tun möchte. Will ich schreiben, will ich sprechen, will ich wandern gehen, will ich zu Hause bleiben, will ich die Welt sehen? Ich habe beschlossen, erst einmal nichts zu tun und zu sehen, was passiert.“
Die Wahl scheint wohl auf die erstgenannte Option gefallen zu sein. Angela Merkel schreibt aktuell an ihren Memoiren, welche vom Verlag Kiepenheuer&Witsch im Herbst 2024 veröffentlicht werden sollen. Der genaue Zeitpunkt der Veröffentlichung und der Titel des Buches sind nach wie vor unbekannt. Die ehemalige Kanzlerin und CDU-Chefin hat vermutlich noch viel Arbeit vor sich, denn neben Deutschland, soll das Buch zeitgleich auch in den USA, Kanada, Großbritannien und weiteren Ländern erscheinen.
Merkels Memoiren werden auch in den USA, Kanada und Großbritannien veröffentlicht
Bereits nach dem Ende ihrer Amtszeit äußerte die promovierte Physikerin die Absicht, ein Buch über ihre politische Laufbahn schreiben zu wollen. Hierfür wollte und sollte sie sich vom Verlag aus zwei bis drei Jahre Zeit nehmen. Nun, auf der Zielgeraden, scheint die 69-Jährige etwas in Stress geraten zu sein. So fiel beispielsweise auf, dass ihr Büro in den letzten Wochen alle öffentlichen Anfragen und Einladungen, wie beispielsweise auf die Leipziger Buchmesse oder ins ZDF vor wenigen Monaten, verneinte oder zunächst unbeantwortet ließ.

Am 2. Januar wurde die ehemalige Kanzlerin kurz bei ihrer Lieblingsbäckerei „Wiener Brot” in Berlin-Mitte gesehen, worüber die Bild-Zeitung berichtete. Nach wenigen Einkäufen fuhr sie in Begleitung ihres Personenschutzes direkt wieder in ihr Altkanzlerinnen-Büro – vermutlich zum Schreiben. Auffallend war, dass Angela Merkel an diesem Tag, etwas untypisch für ihre sonstigen Auftritte, ganz in Schwarz gekleidet war. Die Bild-Zeitung vermutet hier einen Zusammenhang mit dem Tod von Merkels langjährigem CDU-Parteifreund Wolfgang Schäuble, der am 26. Dezember 2023 in seiner Heimat verstarb.
Die Altkanzlerin trägt privat schwarz: Ein Ausdruck von Stress oder der Trauer um Wolfgang Schäuble?
Neben diesem tragischen Ereignis und neben der Arbeit an ihrem Buch findet sich für Privates vermutlich nur hier und da eine kurze Pause. Im Dezember wurde die 69-Jährige beispielsweise noch kurz mit ihrem Mann, dem emeritierten Chemie-Professor Joachim Sauer, bei einem gemeinsamen Abendessen im Restaurant Borchardt am Gendarmenmarkt gesehen. Erfreulicherweise kann Merkel im Schreibprozess auf eine langjährige Vertraue und Helferin zurückgreifen. Als Mitverfasserin fungiert ihre ehemalige Büroleiterin und langjährige politische Begleiterin Beate Baumann. Merkels frühere Medienberaterin Eva Christiansen verfolgt inzwischen beruflich andere Ziele und ist inzwischen Partnerin bei der Kommunikationsberatung FGS Global in Berlin.
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Bereits nach der Ankündigung des Buches, sagte Baumann, dass Merkel in ihrem Buch nicht „ihr ganzes Leben nacherzählen“ wolle. Es gehe ihr vielmehr darum, „ihre zentralen politischen Entscheidungen in eigenen Worten zu erklären - und mit Rückgriff auf ihren Lebensweg“, so Baumann. Außerdem sei den beiden wichtig, dass sie in vertrauter Atmosphäre an ihrem Buch arbeiten können. Baumann fügte damals hinzu: „Die Bundeskanzlerin und ich sind ganz sicher: Wenn wir dieses Buch machen sollten, dann machen wir es allein, also ohne Ghostwriter, ohne Historiker, ohne Journalisten.“
Beate Baumann: „Wenn wir dieses Buch machen sollten, dann machen wir es allein [...]“.
Merkels Memoiren sollen einen „exklusiven, persönlichen Einblick“ geben in das politische Leben und Wirken der Bundeskanzlerin, schreibt Kiepenheuer&Witsch auf seiner Website. Merkel selbst wird dort mit folgendem Satz zitiert: „Ich freue mich, in meinem gemeinsam mit Beate Baumann verfassten Buch zentrale Entscheidungen und Situationen meiner politischen Arbeit zu reflektieren und sie, auch mit Rückgriff auf meine persönliche Geschichte, einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen.“ Kerstin Gleba, die Verlegerin von Kiepenheuer&Witsch, verspricht ein „bedeutendes Dokument der internationalen Zeitgeschichte“ und freut sich sehr, dass der Verlag „Angela Merkel und Beate Baumann bei der Entstehung, Veröffentlichung und Verbreitung ihres Werks“ begleiten und unterstützen darf.