Bräustüberl-Wirt Peter Hubert: „Man muss Dinge einfach anpacken“

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Übernahm vor 20 Jahren als Wirt das Tegernseer Bräustüberl: Peter Hubert. © STEFAN SCHWEIHOFER

Vor 20 Jahren übernahm Peter Hubert als Wirt das Tegernseer Bräustüberl. Im Interview spricht er über die Entwicklung und seinen Erfolg.

Tegernsee –Am Nikolaustag (6. Dezember) vor 20 Jahren war Peter Huberts erster Arbeitstag als neuer und damals jüngster Wirt des traditionsreichen Tegernseer Bräustüberls. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, das Bräustüberl ist in der ganzen Welt bekannt. Quasi nebenbei führt Hubert noch das Weinhaus Moschner, die Gebirgsschützenhütte und die Schlosswirtschaft. Wir haben anlässlich seines Wirtejubiläums mit ihm gesprochen.

Zum Bräustüberlwirt wird man nicht geboren. Wie kam es 2003 dazu?

Ich war Wirt erst von der Bar, dann von der Weinstube Moschner und wusste, dass der damalige Bräustüberlwirt aufhören wollte. Bei einem Termin mit dem Brauerei-Geschäftsführer habe ich mit der Frage „Was habt Ihr eigentlich mit dem Bräustüberl vor?“ Interesse bekundet. Und so ist man sich einig geworden.

Trotz oder wegen Ihres noch recht jungen Alters von 35 Jahren?

Wohl eher trotzdem. Sonst hätte man mir nicht Christian Döbler, ein Urgestein der Münchner Gastronomie, beratend zur Seite gestellt – zur Sicherheit quasi.

Hatten Sie damals schon ein Konzept im Kopf?

Das Bräustüberl sollte immer das Bräustüberl bleiben. Atmosphärisch sollte sich nichts ändern. Aber dass man an den Speisen etwas drehen musste, war auch klar. Denn allein mit Brotzeiten kann man bei immer anspruchsvoller werdenden Gästen nicht punkten. Also haben wir zwei warme Gerichte pro Tag angeboten: Schweinshaxn und Bierbratl. Und einen neuen Küchenchef gab es obendrauf.

Was waren die Stellschrauben für den Erfolg?

Der Erfolg des Bräustüberls ist nicht allein der Erfolg von Peter Hubert, sondern ein Erfolg des Teams Bräustüberl. Angefangen habe ich mit 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Heute sind es 150. Jeder und jede wirkt am Erfolg mit.

Fachkräftemangel kennen Sie nicht?

Doch den gibt es. Wir haben aber einen guten Namen. Bis zu Corona hatten wir Mitarbeiter, die bis zu 40 Jahre bei uns waren. Das kommt nicht von ungefähr. Außerdem sind wir durch die Wohnungen, die die Brauerei jetzt gebaut hat, gut aufgestellt. Und: Mir sind meine Mitarbeiter halt auch einfach wichtig.

Was ist mit Marketing? Ist das kein Erfolgsfaktor?

Hier haben wir alles auf unseren sympathischen „Hauspatron“ abgestellt: den Buzi, die Figur von Mann und Hund. In unserem Laden und im Onlineshop gibt es vom Babystrampler über Weihnachtskugeln bis hin zu Bierkrügl und Senf alles, was der Bräustüberl-Fan braucht.

Golfturniere, Fastenpredigten, Heißluftballon-Stunts: Sie machen gerne von sich reden, oder?

Beim Golfturnier geht es um Jugendförderung. Die Fastenpredigt mit Nico Schifferer passt einfach perfekt an einen Ort wie das Bräustüberl, wo seit jeher immer auch politisiert wurde. Und der Buzi-Ballon ist das Marketing-Tool schlechthin. Damit haben wir den bayerischen Himmel quasi geentert: Er wird tausendfach fotografiert und gepostet. Übrigens bekommen wir im April einen vierten Ballon in unsere Buzi-Flotte.

Was die sozialen Medien angeht, sind Sie früh in die Vollen gegangen.

Wir waren zumindest beim Moschner die ersten im ganzen Oberland, die eine Homepage hatten. Der Bräustüberl-Account auf Facebook wird seit 2010 bespielt. Bis 50 000 Follower habe ich das selbst gemacht, danach haben wir eine Marketing-Expertin dazu genommen. So kann man bei einem jüngeren Publikum Interesse für eine altehrwürdige Institution wie das Bräustüberl wecken.

Biergarten am Tegernseer Bräustüberl.
Der Biergarten hat die Sitzplätze verdoppelt. © THOMAS PLETTENBERG

Haben Sie baulich auch etwas verändert?

In den vergangenen 20 Jahren haben wir die Küche schon zwei Mal umgebaut. Die Brauerei hat im Bräustüberl auf meinen Vorschlag hin den Holzdielenboden eingebaut. Das hat sehr viel zur besseren Akustik und zum Wohlfühlen beigetragen.

Nicht zu vergessen den Biergarten, mit dem Sie 2010 das Bräustüberl quasi verdoppelt haben.

Die Älteren werden sich erinnern: Es gab mal Parkplätze und Durchgangsverkehr vor dem Schloss. Als das abgeschafft wurde, konnten wir den Biergarten sukzessive vergrößern.

Es gab aber auch Gegenwind.

Ich hatte auf einer Messe fünf auf fünf Meter große Schirme entdeckt, die „genehmigungsfrei“ waren. Wegen der Verbindung dieser und der regulären Sonnenschirme hatten wir mit dem berühmten Amtsschimmel zu tun. Wir haben aber einen Kompromiss gefunden.

2013 haben Sie sich aus dem Bauer in der Au und dem Seeforum zurückgezogen. Was war los?

Der Bauer in der Au ist ein wunderschönes Projekt, aber anspruchsvoll, weil man alles hoch- und runterfahren muss. Dann ist der Betrieb da oben auch noch sehr wetterabhängig, ebenso wie der Kiosk im Seeforum. Als sich 2013 die Restaurantleiterin des Bauern in der Au selbstständig gemacht hat, habe ich beschlossen: Das lassen wir sein. Es ist schade, dass die öffentliche Gastronomie danach nicht weiterbetrieben wurde. Wenn ich heute dort spazieren gehe oder mit dem Radl unterwegs bin, kehre ich gern in der Saurüsselalm ein.

Und der Feichtner Hof? Sie wollten dort ein Hotel bauen, haben aber 2016 wieder verkauft.

Den Feichtner Hof habe ich tatsächlich sehr gerne gemacht. Andererseits gibt es für einen Unternehmer auch Angebote, die man nicht ablehnt.

Wie lautet Ihr unternehmerisches Lebensmotto?

Nicht jede Entscheidung kann richtig sein. Aber Entscheidungen müssen getroffen werden. Man darf keine Angst vor neuen Unternehmungen haben und muss Dinge einfach anpacken. Bestes Beispiel ist die Schlosswirtschaft: Kriegt man so eine Gelegenheit, überlegt man nicht lange.

Auf was sind Sie stolz?

Auf meinen Sohn Valentin – und auf meine Frau Caterina, die den ganzen Wahnsinn seit acht Jahren mitmacht. Sie ist meine wichtigste Beraterin und wirkt in vielen Bereichen vor und hinter den Kulissen aktiv mit. Sehr wichtig ist mir auch der Austausch mit Brauerei-Geschäftsführer Christian Wagner. Was das Bräustüberl angeht, macht es mich stolz, dass es ein Wirtshaus ist, in das die Leute gerne reingehen. Das Bräustüberl ist auf seine Weise ein Ort, an dem die Welt noch in Ordnung ist.

ak

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