Wie viele Asylsuchende verträgt ein Dorf? Anwohner planen Vereinsgründung - um Containerbau zu verhindern

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Rund 80 Bürgerinnen und Bürger trafen sich im Café Liebelei, um das Vorgehen gegen die geplante Asylunterkunft in Bairawies (Gemeinde Dietramszell) zu besprechen. © Privat

Am Rande des 280-Seelen-Orts Bairawies soll eine Containeranlage für 128 Asylsuchende gebaut werden. Anwohner planen nun eine Vereinsgründung, um das Vorhaben zu verhindern.

Dietramszell - Einige Bairawieser wollen einen Verein gründen, um die geplante Asylunterkunft in ihrem Dorf zu verhindern. Wie berichtet soll am Rand des 280-Seelen-Orts in der Gemeinde Dietramszell eine Containeranlage für 128 Asylsuchende gebaut werden. Der Bauausschuss lehnte einen entsprechenden Antrag auf Vorbescheid zwar einstimmig ab. Es scheint allerdings wahrscheinlich, dass das Landratsamt das sogenannte gemeindliche Einvernehmen ersetzt und die Baugenehmigung erteilt.

Dietramszell: 80 Anwohner wollen Asylunterkunft verhindern

Am Dienstagabend – zeitgleich fand eine Gemeinderatssitzung statt – trafen sich rund 80 Bairawieser im Café Liebelei, um das gemeinschaftliche Vorgehen gegen die Asylunterkunft zu besprechen, so Initiator Wolfgang Köster gegenüber unserer Zeitung. Anwesend sei auch Rechtsanwalt Thomas Fleschutz gewesen. Er ist Vorsitzender des Vereins Schullandheimwerk Oberbayern, dem Träger des benachbarten Schullandheims.

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Er habe zwar nach eigener Aussage in diesem juristischen Spezialfall „keine Ahnung“, sei aber bereit, mit den Anwohnern einen kompetenten Anwalt zu suchen, erläuterte Köster. Wie berichtet hatte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof kürzlich die Baugenehmigung für eine ähnlich große Asylunterkunft in Bad Tölz, die bereits steht, vorläufig außer Kraft gesetzt. Vorangegangen war ein Eilantrag der Anwohner.

Vereinsgründung in Bairawies geplant: Suche nach schützenswerten Pflanzen und Tieren

Ziel des geplanten Vereins sei es, durch Mitgliedsbeiträge und Spenden unter anderem die anwaltliche Unterstützung zu finanzieren. Drei Bairawieser Bürger erklärten sich bereit, als „Juristen-Team“ die Vereinsgründung vorzubereiten und Detailfragen zum Grundstück zu klären. Zusätzliche Arbeitsgruppen fanden sich laut Köster bereits zusammen – beispielsweise, um Protestaktionen zu koordinieren, Politiker zu kontaktieren oder nach schützenswerten Tieren und Pflanzen auf dem anvisierten Standort für die Unterkunft zu suchen.

„Geprüft werden soll auch, ob die Kanalisation für eine so große zusätzliche Anzahl an Menschen ausgelegt ist und ob die Brücke über den Zellbach für Tieflader befahrbar ist“, führte Köster aus. Weitere Ideen, die bei dem Treffen geäußert wurden: dem Grundstückseigner einen Sperrkauf anbieten, Bauzäune mit Bannern bespannen und eine Traktorendemo vor dem Landratsamt in Bad Tölz veranstalten.

Wichtig sei einigen Anwesenden jedoch gewesen, von der Öffentlichkeit nicht nur als ablehnende Dorfgemeinschaft wahrgenommen zu werden. Köster zitierte Elfriede Bezold-Löhr: „Wir sind als Dorfgemeinschaft bereit, 30 Flüchtlinge aufzunehmen und gut zu integrieren. Wozu wir nicht bereit – und fähig sind – ist die Integration von 130 Personen.“ cw

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