Noten und Einzelkritik zum EM-Viertelfinal-Drama

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Deutschland war im EM-Viertelfinale gegen Spanien gefordert. Es war ein packendes Spiel. Noten und Einzelkritik zur Partie aus Stuttgart.

Stuttgart – Es war alles angerichtet für das erste Viertelfinale der EM 2024 – und die 51.000 Zuschauer wurden absolut nicht enttäuscht!

Deutschland traf in Stuttgart auf Spanien. Zwei der besten Mannschaften bei diesem Turnier bis dahin – und Julian Nagelsmann ließ sich in Sachen Aufstellung auch etwas Besonderes einfallen. Für Robert Andrich stand nämlich völlig überraschend Emre Can in der Startelf.

Den ersten Abschluss hatte dann auch gleich Spanien, nachdem Can unnötig den Ball verlor. Manuel Neuer aber konnte den Pedri-Schuss ohne Probleme halten. Der Spanier musste dann nach einem Zweikampf mit Toni Kroos ganz früh verletzt raus.

Noten und Einzelkritik zu Deutschland gegen Spanien: Zerfahrene Anfangsphase

Die erste deutsche Chance hatte dann Kai Havertz in der 21. Minute, nachdem Joshua Kimmich den DFB-Angreifer mustergültig per Flanke bedient hatte. Unai Simon aber parierte den unplatzierten Kopfball.

Insgesamt war beiden Teams aber die Nervosität anzumerken, da es ein durchaus fehlerbehaftetes Spiel in der Anfangsphase war. Drei Gelbe Karten (zweimal Deutschland, einmal Spanien) nach nicht einmal 30 Minuten und viele Fouls waren ein deutliches Zeichen.

Ansonsten war es eine packende Begegnung, die allerdings ihre zerfahrenen Phasen hatte, daher gab es einige Chancen auf beiden Seiten. Havertz kam nach 35. Minute sehr frei zum Abschluss, hatte den Ball aber auf seinem schwächeren Rechten. Auf der anderen Seite prüfte Nico William einmal Neuer. Doch der DFB-Keeper war gänzlich auf der Höhe. So ging es torlos in die Pause.

Deutschland und Spanien spielten bis zur Pause torlos.
Deutschland und Spanien spielten bis zur Pause torlos. © IMAGO/nordphoto GmbH / Straubmeier

Deutschland gegen Spanien torlos zur Pause: Nagelsmann brachte Wirtz und Andrich

Im zweiten Durchgang reagierte Nagelsmannn und brachte mit Florian Wirtz und Robert Andrich für Can und Sané zwei neue Spieler. Trotzdem hatte wieder Spanien den ersten Abschluss, doch Morata zielte im Strafraum zu hoch.

In der 52. Minute dann der Schock! Lamine Yamal bediente den eingewechselten Dani Olmo, der am Sechzehner cool blieb und zum 1:0 für Spanien einschoss. Im Anschluss drückten die Nagelsmänner mit aller Macht auf den Ausgleich. Havertz, Andrich und der eingewechselte Niclas Füllkrug hatten Chancen, doch konnte sie Simon nicht überwinden.

In der Schlussphase kam dann auch noch Thomas Müller, Deutschland drohte bei der Heim-EM das Aus. Doch dann kam Florian Wirtz! Nach Kimmich-Ablage schoss der Leverkusen-Star in der 89. Minute das 1:1 und rettete das DFB-Team in die Verlängerung.

Florian Wirtz gegen Spanien.
Florian Wirtz gegen Spanien. © IMAGO/O.Behrendt

Irre! Wirtz rettet Deutschland kurz vor Schluss in die Verlängerung - dort gibt‘s Drama

In der Extra-Time hatte Deutschland dann wieder durch Wirtz die große Chance auf das 2:1, doch dieses Mal zielte der 21-Jährige knapp daneben. In der zweiten Hälfte der Verlängerung bekam Deutschland einen klaren Handelfmeter verweigert, als Musiala Gegenspieler Cucurella deutlich an die Hand schoss.

In der 119. Minute dann das Drama: Olmo flankt auf Merino - 1:2! Das EM-Aus für Deutschland …

Manuel Neuer

Der EM-Rekord-Torhüter war vor allem in den ersten 45 Minuten häufig gefordert: Mal mit starken Reflexen, mal beim Herauslaufen gegen die heranstürmenden Spanier. Note: 2

Joshua Kimmich

Mit einer gefühlvollen Flanke auf den Kopf von Stürmer Havertz leitete Kimmich die erste nennenswerte deutsche Chance ein. Der Terrier aus Rottweil biss sich in seiner langjährigen Stuttgarter Fußball-Heimat an Gegenspieler Nico Williams im Zweikampf fest – wohl wissend, dass er im Laufduell den Kürzeren ziehen würde. Bereitete dann kurz vor Schluss den hochverdienten Ausgleich per Kopf (!) vor. Note: 3

Antonio Rüdiger

Früh im Spiel sah der Abwehrchef die Gelbe Karte (13. Minute). Rüdiger hatte gegen die quirlige spanische Offensive alle Hände voll zu tun und versuchte mit seiner Körperlichkeit dagegenzuhalten. Patzte dann leider in der Nachspielzeit, was zum EM-Aus führte. Note: 3

Jonathan Tah

Häufig bot sich Linksverteidiger Raum auf der linken Seite für einen langen Ball bei Tah an. Statt ins Risiko zu gehen, spielte der Leverkusener lieber über das Zentrum und nahm somit Geschwindigkeit aus dem deutschen Spiel. Note: 3

David Raum

Bemüht, aber häufig zu ungestüm im Zweikampf und zu kopflos bei den Laufwegen. Bei der Vorarbeit von Yamal zur Führung der Spanier übte Raum zu wenig Druck auf das Wunderkind aus. Note: 4

Emre Can

Überraschend stand der Dortmunder Nachrücker in der Startelf. Seine erste Aktion: Er wollte ein Foulspiele ziehen, es wurde nicht gegeben und daraus resultierte der erste gefährlich Angriff der Spanier nach einer guten Minute. Diese Unkonzentriertheiten zogen sich durch die Partie. Note: 5 (ab 46. Robert Andrich: Der Kettenhund hatte beim Gegentor seinen Gegenspieler aus den Augen verloren. Note: 4)

Toni Kroos

Ein ungewohnt früher Fehlpass stand in der Statistik von Kroos, weil Raum in der Szene zu langsam schaltete. Der Mittelfeldstratege tat sich schwer, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Note: 3

Leroy Sané

Als pfeilschneller Linksfuß sollte für die nötige Tiefe im deutschen Spiel sorgen. Doch Sané tat sich schwer, musste ebenfalls häufig nach hinten arbeiten. In der Halbzeit war für ihn Schluss. Note: 4 (ab 46. Florian Wirtz: Wirkte in seiner Joker-Rolle motiviert und verpasste dem deutschen Spiel frischen Wind. Daher war es nur folgerichtig, dass er den Ausgleich in der89. Minute erzielte udn Deutschland so in die Verlängerung rettete. Note: 3)

Die DFB-Stars nach dem 0:1 gegen Spanien.
Die DFB-Stars nach dem 0:1 gegen Spanien. © IMAGO/Patrick Scheiber

Ilkay Gündogan

Dem Kapitän fehlte bei einigen Pässen das Gefühl im Fuß: Entweder waren seine Zuspiele zu scharf oder kamen zu kurz. Meckerte dann auch die Mitspieler an. Note: 4 (ab 57. Niclas Füllkrug: Belebte das deutsche Angriffsspiel, traf sogar den Pfosten. Note: 3)

Jamal Musiala

Hintermann Raum stand enorm hoch, weshalb Musiala immer mit einem Auge nach hinten schauen musste, was ihn in seinen Offensivaktionen freilich hemmte. Am eigenen Sechzehner verteidigte er vorbildlich und spielte in Umschalt-Momenten gute Pässe in die Tiefe. Note: 4

Kai Havertz

Zwei Großchancen hatte Havertz in der ersten Halbzeit, wovon er keine nutzte – zu wenig. Zudem hatte er im zweiten Durchgang gleich zwei ganz dicken Chancen, konnte aber keine nutzen. Im Passspiel häufig zu lasch. Note: 4 (ab 91. Minute Waldemar Anton, o.B.)

Aus der MHDArena in Stuttgart berichten Manuel Bonke und Florian Schimak

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