Kleines Holz-Schloss im Abenteuerland: Hier sind die „Waldeulen“ zuhause
Die „Waldeulen“ des Pfarrkindergartens St. Georg sind endlich in ihrem Nest gelandet: Am Waldrand westlich von Bergham hat ihnen der Bauhof der Gemeinde ein kleines „Schloss“ aus Holz gebaut. Das Standquartier der ersten Waldkindergarten-Gruppe in der Gemeinde wurde am Donnerstag offiziell eingeweiht.
Otterfing – Die kleinen Schneemänner, erbaut am Vortag aus den Folgen des Winter-Frühstarts, schauten nicht mehr frisch aus der Wäsche. Leicht schief hingen sie, hatten aber den besten Blick auf das nur wenige Meter entfernte, urgemütliche Zuhause ihrer Erbauer. Die „Waldeulen“ des Pfarrkindergartens St. Georg, die erste Waldkinderkarten-Gruppe in der Gemeinde Otterfing, sind vor zwei Wochen in ihr Nest am Waldrand westlich von Bergham eingeflogen; es ist ein prächtiges Nest in gehobener Ausstattung geworden, das am Donnerstag (21. November) bei der offiziellen Einweihung viele staunende Blicke erntete. Und das Beste: Dank der handwerklichen Expertise im Bauhof-Team kostete das Domizil samt Zuwegung nur knapp 100 000 Euro.
Das Allerbeste an diesem ungewöhnlichen Waldrand-Projekt ist aber nicht die günstige Finanzierung, sondern die Erweiterung und Ergänzung des Kita-Angebots in der Gemeinde, wie Bürgermeister Michael Falkenhahn bei der Einweihungsfeier betonte. „Jetzt haben wir wirklich ein vielschichtiges Angebot im Ort.“
Bis zu 18 Waldeulen können betreut werden, derzeit sind sechs Plätze belegt. „Wir sind offen für weitere Kinder“, sagte Susann Bernhardt, Leiterin des Pfarrkindergartens, die selbst auch – neben Elisabeth Draxlbauer und Andrea Planer – in der Waldgruppe mitarbeitet. Seitens der Eltern brauche es aber die Bereitschaft, sich auf dieses pädagogische Konzept einzulassen und mit einer beschränkten Betreuungszeit auszukommen, die derzeit nur den erweiterten Vormittag von 8 bis 13 Uhr abdeckt. Personell hoffe man im Team auf Verstärkung, erklärte Barbara Scheckenbach, die sich als Verwaltungsleiterin um die katholischen Kitas im Landkreis-Norden (Holzkirchen, Otterfing und Warngau) kümmert. „Es wäre schön, wenn sich eine zusätzliche Erzieherin für unsere Waldeulen findet.“
Den Wunsch, eine Waldgruppe zu gründen, hegte der Pfarrkindergarten schon lange. Vor zwei Jahren, als die Gemeinde mit dem Wunsch nach zusätzlichen Kindergartenplätzen vorstellig wurde, ergriff man die Chance, „diesen Traum in die Tat umzusetzen“, wie Scheckenbach erklärte. Die „Waldeulen“ starteten zunächst in einem Raum des Kindergarten-Gebäudes im Ort, wo sie auch künftig unterkommen, wenn es im Wald zu sehr stürmt. Regelmäßig schaute die Gruppe neugierig an ihrem künftigen Quartier im Wald vorbei, wo sie live erlebte, wie sich das Bauhof-Team von Franz Huber ins Zeug legte.
Vor gut einem Jahr hatte das Rathaus bei einem Spezialhersteller ein Angebot für einen Kindergarten-„Bauwagen“ eingeholt. Zum Schrecken des Bürgermeisters lag das bei über 100 000 Euro. „Wir hatten mit Kosten für einen Bauwagen gerechnet, nicht für ein Hotel“, sagte Falkenhahn. So nahm der Bauhof die Herausforderung an. Auf einem alten Gummiwagen entstand ein kleines Holzhaus „mit viel Liebe zum Detail“, lobte der Bürgermeister. Bei Materialkosten von 56 000 Euro zeigten die Schreiner und Zimmerer im Team, was sie drauf haben.
Die offizielle Bezeichnung „Schlechtwetter-Unterkunft“ wird dem Ergebnis kaum gerecht. Das Pultdach-Häuschen (3,20 mal zwölf Meter) auf dem Gummiwagen bekam ein Pultdach, der kleine Treppenaufgang sogar schmucke Ornamente im Geländer. Fahrgestell und Räder sind mit Brettern verkleidet. Den Vorplatz beschirmt ein vier Meter breites Schrägdach; zwei PV-Module liefern Strom, eine kleine Gasheizung sorgt für etwas Wärme. Für dringende Geschäfte steht hinter dem Häuschen eine der im Landkreis bekannten Bio-Toiletten.
Das Innere ist ebenfalls in Holz ausgebaut, mit kleiner Küche, zwei Sitzgruppen und einem Hochplateau, das oben und unten Spielecken schafft. Alles in allem verströmt das Ensemble nicht mehr ein rudimentäres „Bauwagen“-Flair, wie man es ehedem von Waldkindergärten kennt, sondern wirkt wie ein gemütliches Tiny-House, eher Glamping denn Camping.
Eingebettet ist das „Waldeulen“-Schloss in ein Abenteuerland voller Bäume, mit einer alten Kiesgrube in fußläufiger Nähe. Für die doppelte Zuwegung – ein Feldweg direkt von Bergham und eine Zufahrtsstraße mit Parkplatz von der Kreisstraße Richtung Steingau – musste die Gemeinde rund 40 000 Euro ausgeben. Der Fußweg vom Parkplatz, angelegt mit Treppe und Seilzaun, ist öffentlich nutzbar. Damit das möglich war, half die Familie Eder als Grundstücksnachbar mit einem Flächentausch, wie Bauamtsleiter Hubert Zellner betonte.