„Wald-vor-Wild-Preis“ für die Marktgemeinde Weitnau im Oberallgäu

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Freuen sich über den „Wald-vor-Wild-Preis“: (von links) Leo Rist, Jagdvorsteher der JG Weitnau, Stefan Pfeiffer, Jagdvorsteher der JG Rechtis-Hellengerst, Florian Schmid, Bürgermeister der Marktgemeinde Weitnau, sowie Bernhard Breitsameter, Präsident des Bay. Waldbesitzerverbandes, Johannes Wölfle, Jagdvorsteher der JG Wengen, und Uwe Köberlein, Vorsitzender des ÖJV Bayern. © Josef Gutsmiedl

Kürzlich bekam die Marktgemeinde Weitnau den „Wald-vor-Wild-Preis“ mit ihren drei Jagdgenossenschaften Weitnau, Wengen und Rechtis verliehen.

Oberallgäu/Weitnau – Der Ökologische Jagdverein Bayern e.V. verleiht seit 2010 jährlich den „Wald-vor-Wild-Preis“ an Personen und Institutionen, die sich in hervorragender Weise für den seit 20 Jahren im Bayerischen Jagdgesetz festgeschriebenen Grundsatz Wald-vor Wild einsetzen.

Die Marktgemeinde Weitnau im Oberallgäu bekam den „Wald-vor-Wild-Preis“ verliehen

In diesem Jahr wurde der Preis an die Marktgemeinde Weitnau im Landkreis Oberallgäu mit ihren drei Jagdgenossenschaften Weitnau, Wengen und Rechtis vergeben. Hier wurde der Grundsatz „Wald vor Wild“ schon lange vor der gesetzlich verankerten Leitlinie in der Praxis umgesetzt. Im Rahmen der Preisverleihung wurde das Resultat der langjährigen Bemühungen bei einer Exkursion begutachtet und das gute Miteinander von Waldbesitzern und Jägern gewürdigt. Die Exkursion zum Auftakt der Preisverleihung zeigte deutlich, wie sehr sich die Wälder in der Gemeinde Weitnau in den vergangenen drei Jahrzehnten verändert haben. Die früher allerorts zu findenden Fichtenmonokulturen sind nun in den Verjüngungsflächen durchsetzt von verschiedenen anderen Waldbaumarten.

Besonders die Weißtanne macht dabei einen großen Anteil aus und ist da und dort mittlerweile haushoch herangewachsen. Am ersten Exkursionspunkt berichtete Leonhard Rist, der bereits seit 17 Jahren Jagdvorsteher in Weitnau ist und seinem Vater nachfolgte, von den Entwicklungen seit der jagdlichen Umstellung, die aufgrund des seit 1950 andauernden Totalverbisses der Naturverjüngung durchgeführt wurde, sowie den auf hohem Niveau stabil bleibenden Abschusszahlen beim Rehwild. Besonders bedankte er sich bei Leo Hartmann, dem Jagdleiter der JG Weitnau, und dessen Frau Helga für die immer konstruktive und gute Zusammenarbeit. Leo Hartmann berichtete im Anschluss von der jagdlichen Organisation des Reviers sowie seinen positiven Erfahrungen hinsichtlich des Tierschutzes: „Wir haben in Weitnau kaum mehr Wildunfälle auf den Straßen, die Wildbretgewichte sind deutlich gestiegen und die Kitze werden überwiegend in die schützende Verjüngung gesetzt, anstatt wie früher auf den Wiesen.“

Koexistenz von Wald und Wild

Am zweiten Exkursionspunkt angekommen, ergänzte Rainer Hofmann, Leiter des AELF Kempten: „Es ist hier in Weitnau deutlich zu sehen, wie Wald und Wild in hervorragender Weise miteinander koexistieren können. Die Jagdgenossenschaft Weitnau macht deutlich, wie das Miteinander zwischen Waldbesitzern und Jägern zum Erfolg im Waldumbau führen kann.“

In seiner Festrede würdigte Uwe Köberlein, Vorsitzender des Ökologischen Jagdvereins Bayern, mit dem Markt Weitnau ein herausragendes Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung eines gesetzlichen Auftrags. „Der Grundsatz, der uns heute vereint – und der unserem Preis seinen Namen gibt – ist tief in der bayerischen Forst- und Umweltpolitik verankert. Seit 2005 ist das Prinzip Wald-vor Wild im Bayerischen Waldgesetz gesetzlich verankert – ein bedeutender Schritt, der auf jahrzehntelange fachliche Mahnungen folgte.“ Die Zielrichtung von „Wald vor Wild“ bedeute nicht, dass Wildtiere unerwünscht sind. Im Gegenteil – sie seien ein natürlicher Bestandteil des Ökosystems Wald, so Köberlein weiter. Aber: Die Gemeinwohlfunktionen des Waldes – also Klimaschutz, Biodiversität, Wasserschutz – müssten Vorrang haben vor jagdlichen Interessen an hohen Wildbeständen. Es gehe heute – mehr denn je – darum, unsere Wälder widerstandsfähig gegenüber dem Klimawandel zu machen.

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