Reif fürs Studium: Privatgymnasium Holzkirchen verabschiedet letzten G8-Jahrgang

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Die Absolventen des Privatgymnasiums Holzkirchen 2024. © GLOBOCNIK PETER

Mit einer feierlichen Abschlusszeremonie hat das Privatgymnasium Holzkirchen seinen letzten G8-Jahrgang entlassen.

Holzkirchen – Der Schritt in die Zukunft beginnt mit einem Hit aus den 90er-Jahren: Nirvanas „Come as You Are“ ist das Lied, mit dem die Schülerband des Privatgymnasiums Holzkirchen die Abiturientenverabschiedung am Freitag in der Schulaula eröffnet. Die Absolventen nehmen den Songtext jedoch nicht wörtlich: Statt doused in mud – mit Schlamm übergossen – haben sie glitzernde Abendkleider und Anzug gewählt. Goldene Luftballons in Form des Wortes „Abi 2024“ schmücken den Raum, Elftklässler in schwarzen Hosen und weißen Hemden servieren Lachscanapés und Schaumwein. Ein feierlicher Rahmen für die Verabschiedung der 26 Schüler der Klasse 12b im Beisein ihrer Familien. Die 25 Abiturienten der Parallelklasse sind nicht dabei – sie hatten beschlossen, ihre Verabschiedung im Rahmen einer außerschulischen Soirée zu feiern.

Die Schulleiter Christian Lekebusch und Peter Globocnik haben ein amüsantes Format für ihre Rede gewählt: die Tagesschau. Auf einem großen Bildschirm ist der bekannte Opener zu sehen und zu hören, während Lekebusch – ernst wie Jens Riewa – die Zuschauer zur Tagesschau begrüßt, bevor er zu Korrespondent Globocnik schaltet, der dann vor Ort Vox pops von Englischlehrer Andreas Fahrenschon, Mathelehrer Michael Klughammer und Deutschlehrer Roman Giesen einholt. Abgesehen davon, dass die Tagesschau (im Gegensatz zur Abschiedsfeier) pünktlich beginnt, schlagen sich die Lehrer gut als TV-Moderatoren – und Kommentatoren: „Hören Sie nun einen Kommentar von Peter Globocnik“, sagt Lekebusch, und sein Kollege legt los.

Warum lernt man nicht, wie man die Steuererklärung macht?

Nicht ohne Witz hinterfragt Globocnik bildungspolitische Reformen, wie das G8 (der diesjährige Jahrgang ist der letzte im G8), die Rückkehr zum G9, die an sich begrüßenswert sei, weil seither am Nachmittag wieder spielende Kinder zu sehen seien, die aber schlecht vorbereitet worden sei: „Der Unterricht für das G9 wird aktuell mit Büchern für das G8 gemacht.“ Und noch immer beginne die zweite Fremdsprache in der sechsten Klasse und nicht wie früher in der 7. Klasse. Auch hochschulpolitische Reformen wie die Einführung internationaler Abschlüsse wie Master statt Magister kritisiert er. „Den Bachelor – früher war das der Studienabbrecher – kann man nun als vollwertige Arbeitskraft behandeln, muss ihn aber nicht so bezahlen.“

Es folgt ein Kommentar seines Kollegen Roman Giesen. „Warum lehren wir Goethe und nicht, wie man die Steuererklärung macht?“, fragt er, um dann mit einer philosophischen Betrachtung zu antworten, die sinngemäß bedeutet, dass es mehr als Rechenkenntnisse bedarf, um sich in einer komplexen Welt zurechtzufinden: „Ich hoffe für die Abiturienten, dass sie, aus einem postfaktischen Zeitalter kommend, sich für die Vielfalt der Fakten begeistern können.“

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Lekebusch skizziert in seinem Kommentar über KI und Sciene-Fiction die Schwierigkeit junger Menschen, sich angesichts technologischer Revolutionen für einen Weg zu entscheiden sowie der Schulen, junge Menschen für die Zukunft vorzubereiten: „Unser Dilemma ist: Mit dem Wissen von gestern und den Mitteln von heute bereiten wir sie vor für eine Zukunft, die wir nicht kennen.“ Er legte dar, dass es mehr als 20 000 verschiedene Studiengänge gebe. „In Arizona kann man Ufologie studieren, am Cornwall College Surf Studies.“ Sein Rat: „Fragt Euch, welcher Beruf Euch glücklich macht.“ Der Höhepunkt ist die Rede der Abiturienten Hannah Ponzer und Leopold Rauner, die die Gäste mitnehmen in ihr Klassenzimmer samt Teddy-Maskottchen Miroslav und Pfandflaschenarchiv, um dann mit einem Gedicht jeden Klassenkameraden individuell zu würdigen. Nach einer Rede von Klassenlehrer Michael Klughammer und der Zeugnisübergabe entlässt das Gymnasium seine Abiturienten in den Abend – und ins Leben. bst

Die Abiturienten

12a: Laurel Atanasoff, Adrian Bannies, Leonard Brachmann, Johanna Druskeit, Marisa Emonts, Clara Engelmann, Felicitas Freundl, Johanna Fuchs, Paula Heninger, Jan Hug, Janina Kiste, Tom Klingelhöfer, Leonhard Kunzlmann, Lennard Kustermann, Tim la Baume, Lukas Lippmann, Henry Lissner, Valentin Meister, Leon Paus, Sebastian Schnabel, Henrik Streckert, Leticia Tolle, Valentina von Moltke; 12b: Raphael Baur, Julia Brachmann, Lea Dillinger, Constantin Eichhorn, Louis Faulstroh, Leonie Fischhaber, Katharina Gigl, Lea Glassner, Denzel Harrison, Elisa Hensel, Hannah Koerfer, Jan Kraus, Benjamin Krings, Sebastian Marks, Hannah Ponzer, Leopold Rauner, Sophie Römer (1,0), Johannes Scheck, Julius Scheuermann (1,0), Thies Schülken, Nico Spindler, Isabella Tauber, Sophia Tögel.

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