Sprunghafter Anstieg von Masern-Fällen in Deutschland – RKI schlägt Alarm
Masern sind eine potenziell tödliche Infektionserkrankung. Theoretisch kann die Erkrankung ausgerottet werden, doch derzeit steigen die Fälle wieder.
Frankfurt – Es beginnt mit unspezifischen Symptomen, dann folgt der typische Hautausschlag: Masern sind hoch ansteckend und können lebensbedrohliche Komplikationen mit sich bringen. Gerade Kinder sind gefährdet. Trotz Impfung haben sich in diesem Jahr deutlich mehr Menschen mit Masern infiziert als in den vergangenen Jahren.
Masern-Fälle steigen in Deutschland wieder – bisher keine Todesfälle
Bis Donnerstag (26. September) wurden etwa 550 Fälle an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt, teilte eine Sprecherin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit. Die meisten Erkrankten seien zwischen 0 und 75 Jahre alt und ungeimpft gewesen. Meldungen über Todesfälle gab es bislang nicht.
Im vergangenen Jahr wurden nur 79 Fälle an das RKI übermittelt, 2022 waren es 15 Fälle. Deutlich mehr Fälle gab es dagegen im Jahr 2015 mit rund 2470 Erkrankungen. Doch worauf ist der aktuelle Masern-Anstieg zurückzuführen? Der RKI-Sprecherin zufolge geht die Ausbreitung häufig auf infizierte Einreisende aus dem Ausland zurück. Das treffe in diesem Jahr auf knapp 15 Prozent der Fälle zu.
„Es ist ein weltweiter Trend“: Diese Masern-Warnzeichen sollten Sie ernst nehmen
„Es ist kein deutsches Phänomen, es ist ein weltweiter Trend“, sagte Leif Erik Sander, Leiter der Infektiologie der Berliner Charité, dazu. Auch in Österreich waren die Fälle zuletzt rapide gestiegen. Es ließe sich hierzulande aber noch nicht von einem großen Ausbruchsgeschehen sprechen. Dagegen sehe die Situation in Rumänien mit bislang 18.000 Fällen deutlich schlimmer aus.
Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) werden Masern-Viren über eine Tröpfcheninfektion übertragen. Die ersten Beschwerden machen sich sieben bis 21 Tage nach der Ansteckung bemerkbar. Diese Symptome treten bei einer Masern-Infektion auf:
- In den ersten Tagen: Fieber, Husten, Schnupfen, Bindehautentzündung, weißliche Flecken an der Mundschleimhaut.
- Im weiteren Krankheitsverlauf: Hautausschlag mit bräunlich-rosafarbenen Flecken, vor allem im Gesicht und hinter den Ohren. Der Ausschlag breitet sich dann über den ganzen Körper aus.
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Bei einer Infektion kann es auch zu Komplikationen, wie Mittelohrentzündungen, Durchfall und Lungenentzündungen, kommen. Eine besonders schwere und potenziell tödliche Komplikation ist laut BZgA eine Gehirnentzündung. Diese tritt bei etwa einem von 1000 Masern-Fällen auf. Zehn bis 20 Prozent der Betroffenen überleben das nicht, 20 bis 30 Prozent erleiden schwere Folgeschäden. Säuglinge, die noch zu jung für eine Impfung sind, sowie Jugendliche und junge Erwachsene, bei denen eine Impfung versäumt wurde, sind besonders gefährdet.
Masern-Fälle rapide in Deutschland gestiegen: Impfung gilt als bester Schutz
Zwar kann das Immunsystem nach einer Infektion bis zu einem Jahr oder länger geschwächt sein, wer Masern aber einmal überstanden hat, ist ein Leben lang vor einer erneuten Erkrankung geschützt. Die Impfung gilt aber als bester Schutz gegen eine Infektion. „Masern ist eine Erkrankung, die bis auf sehr wenige Ausnahmen mit einer Impfung komplett verhindert werden kann“, erklärte Sander. Deshalb ist es seit 2020 in Kitas und Schulen vor der Aufnahme für mindestens ein Jahr alte Kinder Pflicht, eine Masernimpfung vorzuweisen.
Laut RKI erfolge die Impfung für viele Kinder aber zu spät oder sei nicht vollständig. Eine einzelne Ursache für den Anstieg in Deutschland gebe es aber nicht, betonte Sander. Damit es zu Ausbrüchen kommt, reiche es, wenn sich weniger Leute impfen lassen. Zudem könnte die Immunität in der Bevölkerung leicht gesunken sei, weil viele durch die Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie kaum in Kontakt mit Krankheitserregern gekommen seien.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt dahingehend: Kinder sollten zwei Dosen erhalten. Die erste Impfung sollte im Alter von elf bis 14 Monaten, die zweite im Alter von 15 bis 23 Monaten erfolgen. Im vergangenen Jahr hatten Forschende eine neue Methode entdeckt, die Masern-Viren zu stoppen. (kas/dpa)