Holt den FC Bayern gegen die Boca Juniors die eigene Vergangenheit ein?
In den 1970er Jahren verzichtete der FC Bayern auf zwei Weltpokalerfolge, beim Klub-WM-Spiel gegen die Boca Juniors droht ihm jedoch exakt dieselbe Gefahr.
München / Miami – Der FC Bayern ist vierfacher Klub-Weltmeister (1976, 2001, 2013, 2020), könnte diese Trophäe jedoch schon zweimal häufiger in seiner Titelsammlung stehen haben. Der Grund dafür sind nicht etwa bittere Niederlagen auf dem grünen Rasen, nein: Die Münchner Vereinsführung entschloss sich bei den ersten beiden Möglichkeiten, überhaupt nicht erst zu diesem Wettbewerb anzutreten.
1970er Jahre: Fußball-Europa mit wenig Lust auf „brutale Argentinier“
Bevor die FIFA ab dem Jahr 2005 die Klub-WM in einem Miniturnier austrug, hatte es zwischen 1960 und 2004 42 Mal das Duell zwischen dem Europapokalsieger der Landesmeister (bis 1992) bzw. dem UEFA-Champions-League-Sieger (ab 1993) und dem Gewinner der südamerikanischen Copa Libertadores gegeben. Die Vertreter der beiden dominierenden Fußball-Kontinente spielten in Hin- und Rückspiel den sogenannten „Weltpokal“ aus. Speziell in den 1970er Jahren trat der Europapokalsieger jedoch des Öfteren nicht an und ließ sich dabei entweder vom unterlegenen Finalgegner vertreten oder der Wettbewerb wurde überhaupt nicht ausgetragen.
Im 1980 veröffentlichen Buch „Fußball-Zauber in München“ von BILD-Reporterlegende Raimond Hinko steht dazu geschrieben: „...Aber die Bayern zierten sich vorerst mal zwei Jahre lang. 1974 und 1975 hätten sie nämlich gegen argentinische Mannschaften spielen müssen. Und da war schon viel Unangenehmes passiert. Steinwürfe, Schlägereien, Rauchbomben in überfüllten Stadien. Und auf dem grünen Rasen ging´s nicht weniger zimperlich zu. Übertriebene Härte steigerte sich oft zu Brutalität.“
So ließ der FC Bayern um Franz Beckenbauer, Gerd Müller & Co. 1974 dem im Europapokal-Endspiel mit 4:0 besiegten Atlético Madrid den Vortritt gegen CA Independiente, dem Buenos Aires Stadtrivalen von Boca Juniors. Die spanischen Hauptstädter konnten sich in zwei heißen Duellen tatsächlich durchsetzen (0:1; 2:0). 1975 fand der Wettbewerb - Gegner wäre abermals Independiente gewesen - gar nicht statt.
Lange Sehnsucht der FCB-Fans nach dem Weltpokal
Dabei hatten die FCB-Anhänger bereits im Stadion an der Grünwalder Straße nach den ersten europäischen Erfolgen „Bayern holt den Welt-Pokal (duda duda dei)“ gesungen. So alt war die Sehnsucht nach diesem Titel in München schon. Hinko: „Aber 1976 war mit Cruzeiro Belo Horizonte wieder ein brasilianischer Verein Meister geworden. Und den forderten die Bayern nun heraus.“ Und zwar erfolgreich in zwei völlig unterschiedlichen Partien: 2:0 in München, 0:0 in Brasilien.

Boca Juniors´ 2025-Auftritt nach argentinischer Tradition
Dass die argentinischen Vereinsmannschaften immer noch ähnlich wie in den 1970er Jahren auftreten, dafür lieferte die Auseinandersetzung der beiden FCB-Gruppengegner Benfica Lissabon und Boca Juniors in der vergangenen Nacht beim 2:2 einen eindrucksvollen Beweis. In den Gazetten steht zu dieser „Schlacht“ beispielsweise geschrieben: „FC-Bayern-Gegner liefern sich Treterei. Vier Tore, drei Rote Karten und etliche wilde Szenen prägten das Bild beim mit harten Bandagen geführten 2:2 (2:1) zwischen Boca und Benfica Lissabon vor 55.574 Zuschauer in Miami.“ (dpa).
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Zwei der drei Platzverweise sprach Schiedsrichter César Arturo Ramos Palazuelos aus Mexiko gegen Boca-Spieler aus: Für Ander Herrera (45.), der ihn nach seiner Elfmeterentscheidung für Benfica heftig attackierte und für Jorge Figal (88.) nach dessen brutalem Tackling.
Zuschauer-Attacken muss der FC Bayern in Miami nicht befürchten
Anders als 1974 und 1975 kann der FC Bayern den teilweise brutal auf dem Rasen agierenden Boca Juniors am 21. Juni (3:00 MEZ) in Miami bei der Klub-WM nicht ausweichen. Die vor einem halben Jahrhundert befürchteten Steinwürfe sollte es trotzdem nicht geben, auch wenn der argentinische Rekordmeister (35) wie gegen Benfica wohl von zehntausenden eigenen Fans unterstützt werden wird.