Lahme Konjunktur - Schwäche der deutschen Industrie setzt sich fort
Die Konjunkturdynamik hat nachgelassen, und die deutsche Wirtschaft kommt derzeit nur schwer in Schwung. Trotz eines leichten Lichtblicks zu Jahresbeginn ist die Stimmung in den Unternehmen getrübt.
Daten zeigen: Auftragseingänge fielen auch im Mai
Das belegen aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes: Die Auftragseingänge in der deutschen Industrie sind im Mai erneut unerwartet deutlich zurückgegangen: Gegenüber dem Vormonat sanken die Bestellungen um 1,6 Prozent (nach -0,6 Prozent im April). Im Konsens war dagegen ein Plus von 0,5 Prozent erwartet worden. Nach dem einmaligen kräftigen Auftragsschub im Dezember 2023 (+11,7 Prozent) sind die Bestellungen nun fünfmal in Folge um insgesamt 14,3 Prozent zurückgegangen. Auch im Vorjahresvergleich ist ein deutlicher Rückgang von -8,6 Prozent zu verzeichnen.
Besonders düster sieht es derzeit im Maschinenbau aus, wo –unter Ausklammerung des Pandemieeinbruchs –zuletzt im Jahr 2010 so wenig Bestellungen eingingen.
Wirtschaft wächst im laufenden Jahr wohl nur um 0,3 Prozent
Es läuft nicht rund in der deutschen Wirtschaft. Mit einem prognostizierten BIP-Wachstum von nur 0,3 Prozent in diesem Jahr bildet Deutschland das Schlusslicht unter den Industrieländern und -regionen. Das größte Wirtschaftswachstum wird mit 5,4 Prozent in den Schwellenländern erwartet, gefolgt von China, den USA und der Eurozone (5,0 Prozent, 2,4 Prozent, 1,0 Prozent).
Für die deutsche Wirtschaft ist Geduld gefragt. Für 2025 rechnen Ökonomen wie Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater wieder mit gut einem Prozent Wachstum. Das unterstreicht der Deka-Einkaufsmanagerindex.
Lohnanstiege könnten Konjunktur beleben
Auch Daniel Hartmann, Chefvolkswirt des Assetmanagers Bantleon, geht davon aus, dass die Erholung in der Industrie äußerst zäh bleibt. Zaghaften Verbesserungen folgen immer wieder Rückschläge. Dennoch wird sich nach der Bodenbildung allmählich eine Belebung auch bei den deutschen Auftragseingängen durchsetzen.
Allerdings wird der Aufschwung in diesem Jahr aller Voraussicht nach nicht primär vom Export und der Industrie getragen. Vielmehr dürften der Konsum und der Dienstleistungssektor in die Bresche springen. Die konjunkturellen Hoffnungen ruhen daher auf einem spürbaren Anstieg der Reallöhne.