Bargeld in „Abwärtsspirale“: Zahlen bald alle nur noch digital?
Es gibt immer weniger Bankfilialen, immer mehr Deutsche zahlen ihre Einkäufe mit der Karte. Das Bargeld wird immer weniger werden, prophezeit ein Experte.
Berlin – Überall in Deutschland ist diese Entwicklung zu verfolgen: Die Anzahl der Bankfilialen – egal, von welchem Institut – geht zurück. Ebenso die Zahl von Partnerfilialen, etwa in Schreibwarenläden. Das sagt unter anderem David Riechmann von der Verbraucherzentrale NRW. „Eine Bank zu Fuß zu erreichen, ist Luxus. Selbst für Leute, die in größeren Städten wohnen“, erklärt der Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht. Dagegen sind Online-Banking und kontaktloses Zahlen mit dem Smartphone oder der Karte auf dem Vormarsch – und das Bargeld auf dem Rückzug.
Studie: Anteil von Bargeld an den Transaktionen in den nächsten 15 bis 20 Jahren rückläufig
Das zeigt sich auch in einer aktuellen Studie, in der die Bundesbank drei Szenarien für die Bezahlwelt der Zukunft definiert hat. In allen Szenarien sei der Anteil von Bargeld an den Transaktionen in den nächsten 15 bis 20 Jahren rückläufig, sagt Burkhard Balz, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, der Wirtschaftswoche. Es könne der Studie zufolge sogar dazu kommen, „dass die Wahlfreiheit in Bezug auf Bezahlungen nicht mehr gewährleistet ist, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung sich diese wünscht“.

Es ist sogar von einer „Abwärtsspirale“ fürs Bargeld die Rede. Ein wichtiger Grund für diese Entwicklung ist unter anderem, dass die Bargeldinfrastruktur einen höheren Fixkostenanteil hat. Das wiederum bringt die Finanzbranche dazu, den Bargeldumlauf weiter zu verringern. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass viele Banken begonnen haben, Geldautomaten abzubauen.
EU: Bargeldobergrenze kommt – und der digitale Euro wohl auch
Bald soll es dem Bargeld zudem auch EU-weit regulatorisch stärker an den Kragen gehen. Der Europäische Rat will im Kampf gegen Geldwäsche eine europaweite Bargeldobergrenze für Privatkäufe von 10.000 Euro auf den Weg bringen, das EU-Parlament hat schon zugestimmt.
Gleichzeit tüfteln die Währungshüter im Euroraum unter Federführung der Europäischen Zentralbank (EZB) schon seit Jahren an einer digitalen Variante der europäischen Gemeinschaftswährung als Ergänzung zu Schein und Münze – dem digitalen Euro. Die Euro-Notenbanken wollen privaten Anbietern vor allem aus den USA, die derzeit den Markt für digitale Zahlungen in Europa dominieren, ein europäisches digitales Bezahlangebot entgegensetzen.
Noch ist nicht entschieden, ob und ab wann es einen digitalen Euro geben wird. Doch im vergangenen November hat die Vorbereitungsphase begonnen. Damals betonte EZB-Chefin Christine Lagarde, dass wir „unsere Währung auf die Zukunft vorbereiten“ müssen. Weiter sagte sie laut Tagesschau: „Wir sehen einen digitalen Euro als eine digitale Form von Bargeld, mit der sämtliche digitalen Zahlungen kostenlos möglich sind und die die höchsten Datenschutzstandards erfüllt.“ Die EZB will dafür bis Ende 2025 ein Regelwerk erstellen und Anbieter für den Aufbau der technischen Infrastruktur auswählen. Mit Material der dpa
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