Nahost-Konflikt im Ticker - Ex-Hamas-Geisel Keith Siegel: „Terroristen traten mich, spuckten auf mich“
Trump vor Ablauf von Geisel-Ultimatum: Reaktion hängt von Israel ab
22.42 Uhr: US-Präsident Donald Trump will Israel die Entscheidung überlassen, welche Konsequenzen drohen, falls die islamistische Hamas das Ultimatum zur Freilassung der Geiseln aus dem Gazastreifen nicht einhält.
„Ich weiß nicht, was morgen um 12.00 Uhr passieren wird“, sagte der Republikaner auf Nachfrage einer Journalistin im Weißen Haus. „Wenn es nach mir ginge, würde ich eine sehr harte Haltung einnehmen.“ Die Entscheidung liege jedoch bei Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu: «Es hängt davon ab, was Bibi tun wird. Es hängt davon ab, was Israel tun wird."
Drei weitere Gaza-Geiseln sollen freikommen
18.40 Uhr: Nach einem Nervenkrieg um die Zukunft der Waffenruhe im Gazastreifen wollen zwei islamistische Terrororganisationen nun doch drei weitere israelische Geiseln freilassen. Die Hamas werde zwei Geiseln übergeben und die kleinere Terrorgruppe Islamischer Dschihad eine, teilten die beiden Organisationen mit. Im Gegenzug soll Israel nach palästinensischen Angaben 369 inhaftierte Palästinenser freilassen.
Die Zukunft der Waffenruhe hatte tagelang am seidenen Faden gehangen, nachdem die islamistische Hamas eine Aussetzung der Geiselfreilassungen verkündet hatte. Israel verstoße gegen Vereinbarungen und behindere Hilfslieferungen, begründete sie ihren Schritt.
US-Präsident Donald Trump forderte daraufhin ultimativ die Freilassung gleich aller Geiseln bis Samstagmittag. Sonst breche die Hölle los, drohte er.
Ex-Hamas-Geisel Keith Siegel: „Terroristen traten mich, spuckten auf mich“
15.20 Uhr: Ein vor zwei Wochen aus der Gewalt der Hamas freigelassener Mann hat über die „unvorstellbaren Bedingungen“ seiner Geiselhaft im Gazastreifen gesprochen. Er sei ausgehungert und sowohl körperlich als auch emotional gefoltert worden, sagte der 65-jährige Keith Siegel in einer Videobotschaft, die das Forum der Geisel-Familien veröffentlichte. „Die Terroristen traten mich, spuckten auf mich und hielten mich fest ohne Wasser, ohne Licht und ohne Luft zum Atmen.“
Siegel, der auch US-Bürger ist, bat US-Präsident Donald Trump darum, die Waffenruhe durchzusetzen und die verbliebenen, „hilflosen Geiseln in den dunklen, kalten Tunneln in Gaza“ nach Hause zu bringen. Der US-Präsident sei der Grund, warum er lebend zurückgekommen sei.
Eine andere Hamas-Geisel, der vor knapp einer Woche freigelassene Or Levy, besuchte unterdes am Morgen den „Platz der Geiseln“ in Tel Aviv, ein Treffpunkt der Unterstützer der in den Gazastreifen Verschleppten. „Ich habe darauf bestanden, zu kommen, trotz des Widerstands meiner Familie und der Ärzte“, sagte Levy laut einer vom Forum der Geisel-Familien verbreiteten Erklärung. Sein abgemagertes und blasses Aussehen hatte nach seiner Freilassung in Israel für Entsetzen gesorgt.
Der 34-Jährige hatte erst bei seiner Rückkehr nach Israel erfahren, dass seine Frau während des Hamas-Massakers am 7. Oktober 2023 getötet wurde. Levy habe ihr in der Geiselhaft im Geiste jeden Tag versprochen, für sie und ihren gemeinsamen Sohn stark zu bleiben, hieß es in der Erklärung weiter. Das Kind ist drei Jahre alt.
Die Mütter der kürzlich ebenfalls freigelassenen fünf Soldatinnen sagten israelischen Medien derweil, die Hamas habe die Israelinnen im Gazastreifen dazu gezwungen, sich Videos anzuschauen, die zeigen, wie die männlichen Geiseln gefoltert wurden.
Israel: Hamas feuert trotz Abkommen Rakete - Toter in Gaza
Freitag, 14. Februar, 06.43 Uhr: Kurz vor der geplanten Freilassung weiterer drei Geiseln hat die islamistische Hamas im Gazastreifen israelischen Angaben zufolge erstmals seit Beginn der Waffenruhe eine Rakete abgefeuert. Das Geschoss ging demnach innerhalb des abgeriegelten Küstengebiets nieder. Krankenhausangaben zufolge kam dabei im Flüchtlingsviertel Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens ein 14 Jahre alter Junge ums Leben. Es handele sich um eine klare Verletzung des Waffenruhe-Abkommens, erklärte ein israelischer Armeesprecher. Die Vereinbarung war am 19. Januar in Kraft getreten.
Auch der mit der Hamas verbündeten Hisbollah-Miliz im Libanon warf Israel eine Verletzung der dort ebenfalls geltenden Waffenruhe vor. Wie Israels Armee mitteilte, bombardierten Kampfflugzeuge am Abend Einrichtungen der Hisbollah zur Lagerung von Waffen sowie Abschussanlagen. Anhänger der Schiitenmiliz blockierten derweil in der Hauptstadt Beirut Straßen in Richtung des Flughafens mit brennenden Reifen. Lokalen Medien zufolge protestierten sie dagegen, dass einem zivilen Flugzeug aus dem Iran die Landeerlaubnis verweigert worden sei.
Präsident des Obersten Gerichtshofs Israels vereidigt - Netanjahu nicht anwesend
20.15 Uhr: In Israel hat die Vereidigung des neuen Präsidenten des Obersten Gerichtshofs für Ärger gesorgt. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und andere rechtsgerichtete Koalitionsmitglieder blieben der Zeremonie fern und zogen damit die Kritik des israelischen Staatspräsidenten Izchak Herzog auf sich, wie israelische Medien berichteten. In einem demokratischen Land gebe es keinen Grund, den Präsidenten des Obersten Gerichtshofs zu delegitimieren, zitierte etwa die „Times of Israel“ Herzog.
Der Richterwahlausschuss hatte Ende Januar den als liberal geltenden Juristen Izchak Amit gegen den Willen der Regierung zum neuen Präsidenten des Obersten Gerichtshofs bestimmt. Justizminister Jariv Levin kündigte daraufhin an, nicht mit Amit zusammenarbeiten zu wollen. Dem Land droht damit eine institutionelle Krise, da Justizminister und Oberstes Gericht bei der Besetzung wichtiger Posten zusammenarbeiten müssen.
EU-Parlamentspräsidentin besucht Gaza
18.43 Uhr: Zum ersten Mal seit langem hat eine europäische Politikerin den Gazastreifen besucht. „Europa ist bereit, sein Engagement zu verstärken“, sagte EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola bei ihrer Reise. Man sei bereit, alles zu tun, damit der Waffenstillstand halte und die Geiseln freigelassen würden. Nach Angaben des Parlaments war sie die erste EU-Spitzenpolitikerin, die seit mehr als einem Jahrzehnt den Gazastreifen besuchte.
Während ihrer Nahostreise traf Metsola unter anderem mit dem israelischen Außenminister Gideon Saar zusammen. Geplant sind auch Gespräche mit Vertretern der Palästinenser und dem israelischen Staatspräsidenten Isaac Herzog. In Gaza machte sie sich nach Parlamentsangaben ein Bild von den humanitären Hilfslieferungen.
Hamas: Werden Geiseln wie vereinbart freilassen
11.53 Uhr: Die islamistische Hamas will am Samstag nun doch israelische Geiseln freilassen. Die Terrororganisation teilte nach Vermittlungsgesprächen in Ägypten mit, sie sei der Umsetzung der Waffenruhe-Vereinbarung mit Israel verpflichtet. Der Vereinbarung zufolge sollen drei Geiseln freigelassen werden.
Israel droht Hamas: „Tore zur Hölle werden für sie geöffnet“
Donnerstag, 13. Februar, 04.42 Uhr: Die israelische Regierung will nicht dulden, dass die Hamas vorerst keine weiteren Geiseln mehr aus ihrer Gewalt entlässt - und droht der Terrororganisation mit unerbittlicher militärischer Härte. „Wenn die Hamas die israelischen Geiseln bis Samstag nicht freilässt, werden die Tore der Hölle für sie geöffnet, genau wie es der Präsident der Vereinigten Staaten versprochen hat“, sagte Verteidigungsminister Israel Katz. „Der neue Gaza-Krieg wird sich in seiner Intensität vom vorherigen, vor der Waffenruhe, unterscheiden – und er wird nicht enden, ohne dass die Hamas besiegt und alle Geiseln freigelassen sind.“
Katz sagte nichts dazu, ob die Hamas bis Samstag alle israelischen Geiseln im Gazastreifen freilassen soll oder nur drei, wie es in den Vereinbarungen vorgesehen ist. Unterdessen führten Vertreter der Hamas nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in der ägyptischen Hauptstadt Kairo Gespräche mit den internationalen Vermittlern in dem Konflikt. Dabei geht es auch um die Frage, ob am Samstag vielleicht doch einige israelische Geiseln übergeben werden.
Angesichts des drohenden Wiederaufflammens des Gaza-Kriegs gingen Hamas-Kämpfer laut einem Bericht des israelischen Fernsehsenders i24 News in verschiedenen Teilen des Gazastreifens wieder in Stellung. Die Führung der islamistischen Palästinenserorganisation habe die Einheiten angewiesen, keine Mobiltelefone mehr zu benutzen, um die Ortung zu erschweren.
Mehr zum Krieg im Nahen Osten lesen Sie auf der nächsten Seite.