Deutschland gehen die Unternehmen aus – aktueller Report warnt deutlich

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Immer mehr Unternehmen suchen Nachfolger – doch oft vergeblich. Der neue DIHK-Report zeigt, warum die Unternehmensnachfolge zum Risiko für den Mittelstand wird.

München – Die wirtschaftliche Lage für Unternehmer in Deutschland bleibt angespannt. Hohe Energiekosten, zunehmende Bürokratie, Fachkräftemangel und eine unsichere Entwicklung belasten vor allem kleine und mittelständische Betriebe. Viele Unternehmer stellen sich angesichts dieser Herausforderungen die Frage, wie und ob sie ihren Betrieb in die Zukunft führen können – oder ob ein Ausstieg der bessere Weg ist. Ein aktueller Bericht der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zeigt nun, wie ernst die Lage ist und warum es in Deutschland immer schwieriger wird, bestehende Unternehmen in neue Hände zu übergeben.

Wirtschaftlicher Druck wächst: Unternehmen unter Belastung

Laut dem Report zur Unternehmensnachfolge 2025 verzeichneten die Industrie- und Handelskammern im Jahr 2024 rund 9.636 Unternehmen zu Übergaben – ein Anstieg von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und ein Höchstwert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2007. Gleichzeitig stagniert die Zahl potenzieller Nachfolger bei 4.000. „Es besteht die Gefahr, dass mehr als die Hälfte der nachfolgesuchenden Unternehmen leer ausgehen und sie den Betrieb schließen müssen“, so die DIHK.

Unternehmensnachfolge im Mittelstand: Lücke wird größer

Ein Großteil der Unternehmer, die ihre Firma übergeben möchten, steht aus Altersgründen vor diesem Schritt. 72 Prozent wollen oder müssen altersbedingt ausscheiden. Dem gegenüber steht eine sinkende Zahl gründungsinteressierter Personen in den entscheidenden Altersgruppen zwischen 18 und 40 Jahren. Der demografische Wandel wirkt sich hier zunehmend spürbar auf die Nachfolgesituation aus.

Auch wirtschaftliche Rahmenbedingungen spielen eine Rolle: Die Unternehmen leiden unter schwacher Konjunktur, steigenden Energie- und Materialkosten sowie einer als wachsend empfundenen Bürokratie. Viele Unternehmer sehen sich laut Frühjahrsumfrage 2025 der DIHK in ihrer Geschäftstätigkeit durch politische Rahmenbedingungen zunehmend eingeschränkt.

Bürogebäude: Nachfrage sinkt
Die Zahl der übergabebereiten Unternehmen steigt, doch passende Nachfolger fehlen zunehmend. (Archivbild) © Andreas Arnold/dpa

Ohne Nachfolger droht Schließung: Herausforderung für viele Betriebe

27 Prozent der beratenen Unternehmen erwägen laut daher die Schließung. Hauptgrund ist bei 92 Prozent der Fälle die fehlende Nachfolge. Weitere Gründe sind der Fachkräftemangel (63 Prozent), gestiegene Betriebskosten (49 Prozent), wirtschaftliche Unsicherheiten (47 Prozent) sowie überbordende Bürokratie (40 Prozent).

Ein Großteil der Unternehmer zieht sich nicht primär aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten zurück – lediglich zwölf Prozent nennen betriebswirtschaftliche Gründe als Auslöser für die Übergabe. Vielmehr fehlen geeignete Nachfolger, oder die aktuellen Rahmenbedingungen erschweren eine Fortführung des Betriebs.

Finanzierung bleibt Hürde bei Unternehmensübernahmen

Knapp 40 Prozent der potenziellen Unternehmensnachfolger berichten von Schwierigkeiten bei der Finanzierung. Die DIHK stellt jedoch eine leichte Entspannung der Situation fest – insbesondere durch den verstärkten Einsatz von Bürgschaften. Auch beim Beteiligungskapital und bei Darlehen, die von den Altinhabern gewährt werden, zeigen sich positive Entwicklungen. Rund die Hälfte der Senior-Unternehmer strebt einen Verkauf ihres Betriebs an. In vielen Fällen findet sich jedoch weder innerhalb der Familie noch unter den Mitarbeitern eine geeignete Nachfolgeperson.

Was Unternehmer fordern: Politik soll bessere Rahmenbedingungen schaffen

Der DIHK fordert von der Politik gezielte Maßnahmen, um Unternehmensnachfolgen zu erleichtern. Dazu gehören:

  • Bürokratieabbau und vereinfachte Verwaltungsprozesse
  • Steuerliche Erleichterungen, u. a. bei Erbschaft- und Körperschaftsteuer
  • Senkung der Energiekosten und planbare energiepolitische Rahmenbedingungen
  • Stärkere Förderung wirtschaftlicher Bildung und unternehmerischer Kompetenzen in Schulen

„Die Zukunft des Mittelstands in Deutschland wird davon abhängen, wie gut es gelingt, die Herausforderungen der Unternehmensnachfolge zu meistern“, heißt es im Bericht.

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