Nicht nur Landwirte, auch Unternehmen werden sich an den ab Montag angekündigten bundesweiten Großdemonstrationen beteiligten. Die Spedition Wittwer aus Eschenlohe lässt die gesamte Flotte stillstehen - vorerst einmal nur an diesem einen Tag. Damit werden Lieferketten unterbrochen.
Eschenlohe – Die Auswirkungen der Entscheidungen der derzeitigen Bundesregierung sind fast nicht mehr überschaubar. Und immer mehr Bürger haben keine Lust mehr, diese mitzutragen. Zunächst einmal steigen aus vielerlei Gründen seit einiger Zeit beispielsweise die Erzeugerpreise stetig und spürbar an. Als Nächstes gehen nun die Kosten für Transporte der Waren wegen der in Deutschland besonders stark angehobenen Lkw-Maut für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen und der neuen CO2-Bepreisung in die Höhe. Philipp Wittwer, Prokurist der Spedition Wittwer in Eschenlohe, spricht von einem Anstieg der Preise um circa 35 Prozent pro Fahrt. All diese Steigerungen werden an den Großhandel, den Wittwer in der Regel beliefert, weitergegeben. Dieser legt sie ebenfalls um, in letzter Instanz muss dann der Endverbraucher dafür aufkommen.
Und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Ab 1. Juli 2024 wird beispielsweise die Maut für diesen Bereich weiter ausgedehnt: Dann wird sie schon für kleinere Transporter über 3,5 Tonnen fällig, anstatt wie bisher ab 7,5 Tonnen. 300 000 Fahrzeuge dürften dann neu mautpflichtig werden, lauten Schätzungen aus dem Bundesverkehrsministerium. In Deutschland sind alle Autobahnen und nahezu alle Landstraßen gebührenpflichtig für Lkw. Die Bundesregierung in Berlin hat bei der Erhöhung das nur irgendmögliche Maximum EU-weit ausgereizt. Während die Maut in Österreich um circa sieben Prozent angehoben wurde (was pro Kilometer drei Cent ausmacht), ist sie in Deutschland um 83 Prozent gesteigert worden. Das sind knapp 16 Cent mehr pro Kilometer.
Kostenexplosion: Mautgebühren verdoppeln sich fast
Philipp Wittwer zeigt anhand eines Beispiels, was das bedeutet: Man nehme einen Transport mit einem 40-Tonner-Sattelzug für die 865 Kilometer lange Strecke von Eschenlohe nach Hamburg an. Bisher kostete die Maut für diesen Weg 164,35 Euro (19 Cent pro Kilometer). Jetzt sind es 301,20 Euro für die Route. „Das macht allein durch die jetzige Mauterhöhung 136,85 Euro an Mehrkosten aus“, sagt der Prokurist. „Jetzt kommt aber noch die Spritpreiserhöhung dazu.“ Waren es Ende 2021 circa 280 Euro an Kosten für diese Strecke, sind es jetzt fast 400 Euro.“ Wittwer kann diese neuen Gesetzgebungen der Bundesregierung nicht mehr verstehen: „Wenn ich ehrlich bin, ich glaube, die haben überhaupt nicht darüber nachgedacht, welche Auswirkungen das alles auf die Endverbraucher hat.“
80 der 170 Sattelzüge stehen am Montag still
Am kommenden Montag, 8. Januar, sind rund 80 der insgesamt 170 eigenen Sattelzüge der Eschenloher Spedition unterwegs. Wittwer beabsichtigt, sie an diesem einen Tag komplett stillstehen zu lassen. „Egal, wo die Fahrzeuge gerade sind.“ Allein schon die Auswirkungen dieser Aktion werden spürbar sein. Nicht nur für die weiteren Abnehmer der transportierten Waren, sondern auch für die Spedition selbst, die an den Folgetagen diese ausgefallenen Transporte mit dazu disponieren muss. „Aber wenn man sich ansieht, wie die wirtschaftliche Lage in diesem Land mittlerweile ist, wir stecken bereits in einer Rezession, da bleibt ja nicht mehr viel anderes übrig, als jetzt ein Zeichen zu setzen, nicht nur in Bezug auf die Maut-Erhöhung.“ Und die Aktionen am Montag sowie an den Folgetagen, da ist sich Wittwer sicher, werden eine deutliche Signalwirkung haben.
Die Eschenloher Spedition ist auch Mitglied im Bundesverband Güterverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL). Dieser hat ab 8. Januar Teilnahmen an verschiedenen Aktionen auf seiner Facebook-Seite angekündigt.
Demo in Murnau: Eine Demonstration zu den Themen „Gesundheitspolitik, Altersarmut, Steuerverschwendung“ am Montag, 8. Januar, von 14 bis 16 Uhr an der Mariensäule in Murnau ist am Donnerstag im Landratsamt offiziell angemeldet worden. Das Ergebnis des dafür nötigen sogenannten Kooperationsgesprächs mit dem Veranstalter lag bis Redaktionsschluss noch nicht vor. Angegeben wurden 35 Personen mit Trillerpfeifen und Megafon.