Damit aus „denen“ ein „wir“ wird: Freising legt die Aktionsreihe „Zehntelsekunde“ neu auf – das ist geplant
Die Stadt Freising plant eine Neuauflage der „Zehntelsekunde“. Die Veranstaltungsreihe dient der Förderung der Vielfalt und der Akzeptanz beim Kennenlernen von Menschen verschiedenster Herkunft.
Freising – Eine Zehntelsekunde – das ist ein Moment. Und der reicht, um sich eine erste Meinung über einen Menschen zu bilden. Ohne sich groß Gedanken zu machen, ohne zu hinterfragen, wo dieser Mensch herkommt, was er alles erlebt und erfahren hat. Das Urteil ist gefällt und die Gefahr groß, dass man sich getäuscht hat und es ein Vorurteil ohne realistische Grundlage ist. Genau hier setzt die „Zehntelsekunde“ der Stadt Freising an. Ein Aktionsformat und eine Veranstaltungsreihe, die vorschnellen Urteilen, die nicht selten zu Fehleinschätzungen und Missverständnissen führen, etwas entgegensetzen will. Erklärtes Ziel ist es, diese erste Reaktion zu hinterfragen und die Mitmenschen unabhängig von Herkunft, Alter, Sprache, Aussehen oder Lebensweise im wahrsten Sinne des Wortes „besser“ kennenzulernen.
Freising schon seit über 1000 Jahren im Zeichen der Vielfalt
Laut Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher steht Freising bereits über ein Jahrtausend im Zeichen der Vielfalt. Schließlich sei der Heilige Korbinian als Migrant nach Freising gekommen, sagte er in einem Pressegespräch, in dem die Neuauflage der „Zehntelsekunde vorgestellt wurde. Außerdem gebe es wohl keine andere Stadt, die so intensive Kontakte zu anderen europäischen Städten und Gemeinde pflege.
Die „Zehntelsekunde“ hat bereits bei ihrer Erstauflage 2022 Wege aufgezeigt, wie man sich besser eine Meinung über Mitmenschen bilden kann. Mit zahlreichen Veranstaltungen, die die vielen Facetten des menschlichen Miteinanders und Zusammenlebens aufzeigten. Denn kein Mensch lässt sich mit nur einem Wort beschreiben. Alter, Geschlecht, psychische und physische Voraussetzungen, ethnische und soziale Herkunft, sexuelle Orientierung, Sprache, Religion oder Aussehen – all das stehe für Vielfalt und Einzigartigkeit.
Vor diesem Hintergrund stellt sich bei der Neuauflage der „Zehntelsekunde“ vom 27. Juni bis 18. Juli die Frage: „Wie viel Vielfalt passt in eine Zehntelsekunde?“ Die Antwort liegt auf der Hand: nicht viel. Das Motto heuer lautet dann auch „Zeit für Vielfalt in Freising“.
Kino-Open-Air ist der Höhepunkt
Freisings Integrationsbeauftragte Sina Hörl erläuterte, dass die Planungen in vollem Gange seien. Man habe ein umfangreiches Programm zusammengestellt, das vorläufig über 50 Ausstellungen, Workshops und Feste umfasst. Als Beispiele nannte sie das „Café der Regionen“ zum Auftakt am Freitag, 27. Juni, am Marienplatz oder ein interkulturelles Fest der Begegnung am Sonntag, 29. Juni, an der Musikschule Freising. Als Highlight sieht Hörl ein Kino-Open-Air im Innenhof der Stadtbibliothek an verschiedenen Tagen an. Im Programm, das noch nicht in gedruckter Form vorliegt, findet sich etwa auch eine Veranstaltung des Kreisbildungswerks unter dem Titel: „All that we share – Wie aus ,den Anderen‘ ein ,Wir‘ wird“.
Samuel Fosso, Migrationsreferent im Stadtrat, misst der „Zehntelsekunde“ große Bedeutung bei, weil es dabei um mehr Respekt unter den Menschen gehe. „Wenn jeder für sein Gegenüber in erster Linie mehr Respekt und Wertschätzung empfinden würde, dann hätten wir definitiv weniger Probleme“, so Fosso. Grund genug also, teilzunehmen und so einen Beitrag zu gelebter Vielfalt zu leisten.
Fragen und Anregungen werden per Mail an interkulturell@freising.de beantwortet und angenommen.