Neue Bebenserie erschüttert Supervulkan: Wissenschaftler spricht von „sehr schwerer Situation“

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Erdbeben an der Solfatara lassen Forscher schlimmes befürchten. © Copyright: xpablodebatx via imag

Eine neue Bebenserie erschütterte den Supervulkan der Phlegräischen Felder bei Neapel. Die Angst vor einer riesigen Dampfexplosion wächst.

Pozzuoli – Eine Serie von Erdbeben am Supervulkan der Phlegräischen Felder bei Neapel versetzt seit zwei Jahren eine halbe Million Menschen in der Region in Angst vor einem bevorstehenden Vulkanausbruch. Wissenschaftler hatten bereits im Jahr 2023 gewarnt. Am Mittwochmorgen (5. Februar) bebte die Erde erneut, diesmal direkt am östlichen Fuß der Solfatara, einem wegen seiner Schwefelvorkommen und heißen Quellen bekannten Krater des Supervulkans.

Die Seismographen des Vesuv-Observatoriums registrierten am Mittwoch ab 8.03 Uhr den neuen seismischen Schwarm. Die stärksten Erdbeben hatten eine Stärke von 2,6 um 8.32 Uhr, von 3,1 um 8.52 Uhr und von 2,7 um 11 Uhr. Insgesamt wurden 63 Erdstöße bis mittags gezählt. Ein lautes Dröhnen ging ihnen jeweils wieder voraus. Laut cronacaflegrea.it blieben in mehreren Schulen die Schüler auf den Schulhöfen und gingen nicht in ihre Klassenzimmer, insbesondere in der Nähe der Epizentren der Erdstöße.

Erdbeben bei Supervulkan: Schüler gehen aus Angst nicht in ihre Klassenzimmer

Viele Eltern holten ihre Kinder ab, da sie befürchteten, dass es noch stärkere Erdstöße geben könnte. Im Kindergarten baten Eltern die Leiter, ihre Kinder früher heimzuschicken. Als Vorsichtsmaßnahme wurde für sechs Schulen in Pozzuoli und für das Hotelinstitut Rossini im benachbarten neapolitanischen Stadtteil Bagnoli die Aussetzung des Unterrichts angeordnet. Auch der Archäologische Park der Phlegräischen Felder wurde bis auf Weiteres geschlossen.

Laut dem Bürgermeister von Pozzuoli, Gigi Manzoni, wurden aber keine „signifikanten Schäden oder Berichte“ festgestellt, wie er gegenüber pozzuolinews24.it erklärte. Die Beben hätten größere Angst ausgelöst, da sie genau zu Schulbeginn eingesetzt hätten. „In der Schule ist alles sicher“, ergänzte der Bürgermeister. Er warnte davor, mit Elterntaxis die Straßen vor den Schulen zu verstopfen. „Wir müssen Panikszenen vermeiden, auch wenn ich die Sorgen der Eltern verstehe. Es handelt sich um einen Erdbebenschwarm, wie die anderen.“

Erbebenserie direkt am Schwefelkrater versetzt Experten in Alarmstimmung

Das sehen Experten allerdings anders: „Sehr schwere Situation heute Morgen in den Phlegräischen Feldern“, postete am frühen Vormittag der Vulkanologe Aldo Piombino bei Facebook. Ihm bereite es große Sorgen, dass die Beben genau unter den heißen Quellen am Osthang der Solfatara in Tiefen zwischen drei und einem Kilometer stattfanden. Auf der Karte sieht man, dass die neuesten Beben rot markiert sind, die letzten Serien fanden abseits der Solfatara statt. Hier gibt es eine Schwächezone, wie die dort vorhandenen heißen Quellen beweisen.

In der Vergangenheit suchte sich der Überdruck, der durch die Erhitzung des Gesteines durch einen Magmakörper in der Tiefe entsteht, andere Stellen, um den Druck abzubauen. Es öffneten sich Klüfte, die sich wieder durch Ablagerungen schlossen. „Die Entstehung seismischer Aktivitäten im Bereich abseits der Solfatara eröffnen die Möglichkeit einer verstärkten Gasfreisetzung aus Teilen der Caldera und verringert hoffentlich die Möglichkeit phreatischer Eruptionen“, schrieb Piombino vor einem Jahr in seinem Blog. Phreatische Eruptionen sind gigantischen Dampfexplosionen, die durch Dampfüberdruck entstehen.

Erdbeben wandern weg aus der Zone, in der sie wenig Kopfzerbrechen verursachten

Doch nun haben sich die Erdstöße genau zur Solfatara verlagert. Anwohner hatten in den vergangenen Tagen schon dichte Dampfschwaden in einem Gewerbegebiet in der Nähe beobachtet. Piombino hatte bereits mehrfach vor der Gefahr einer phreatischen Eruption in den Phlegräischen Feldern gewarnt, auch die Behörden halten diese Art der Eruption als wahrscheinliches Szenario. Was so eine Eruption bedeutet? Piombino: „Unter normalen Umständen, d. h. auf Vulkanen, die relativ weit von bewohnten Zentren entfernt liegen, ist die Gefahr für Menschen gering, während in dicht besiedelten Gebieten wie den Phlegräischen Feldern sowohl der Ausstoß von Gasen als auch der Niederschlag von Projektilen hochgefährliche Ereignisse darstellen können.“

Erst kürzlich hatten Wissenschaftler eine Zunahme der Schwefelgase in den Phlegräischen Feldern festgestellt. Anwohner entdeckten zudem tote Fische in einem Kratersee des Supervulkans. In der Nähe der Solfatara befindet sich die italienische Luftwaffenakademie. Unbestätigten Berichten zufolge plant das italienische Militär wegen „Instabilität des Territoriums“ den Abzug der Pilotenschmiede nach Norditalien.

Wegen der Gefahren wurde in der Roten Zone aus Sicherheitsgründen ein Bauverbot erlassen. Dennoch steht eine Kraterinsel an der Küste als Feriendomizil zum Verkauf. Tatsächlich hatten Forscher jüngst Spuren eines prähistorischen riesigen Bergsturzes auf der Vulkaninsel Ischia entdeckt, die zehn Kilometer vor den Phlegräischen Feldern liegt. Der Bergsturz dürfte einen Mega-Tsunami ausgelöst haben. Derzeit ist die Angst vor ähnlichen Phänomenen auf der griechischen Ferien- und Vulkaninsel Santorin nach unaufhörlichen heftigen Beben sehr groß. Auch auf der Kanareninsel Teneriffa mehren sich die Anzeichen für einen bevorstehenden Vulkanausbruch.

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