Proteste in Israel nach Propaganda-Video: „Bösartige Hunger-Kampagne“
Zehntausende Menschen fordern in Israel die Freilassung der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln. Die Rede ist von 60.000 Menschen in Tel Aviv.
Tel Aviv – Die radikalislamistische Hamas hat ein Video erstellt, in dem eine im Gazastreifen festgehaltene Geisel sein „eigenes Grab“ schaufeln muss. Die Terrororganisation veröffentlichte das knapp 5-minütige Propaganda-Video mit dem 24 Jahre alten, bis auf die Knochen abgemagerten Evjatar David in einem Tunnel.
Die Familie des Entführungsopfers stimmte der Veröffentlichung zu: „Die Hamas missbraucht unseren Sohn als Versuchsperson in einer bösartigen Hunger-Kampagne“, schrieb die Familie in einer Stellungnahme. „Man lässt ihn verhungern, allein für Propagandazwecke der Hamas.“
David war am 7. Oktober 2023 Besucher des Nova-Musikfestivals im Süden Israels und beim Überfall der Hamas und anderer palästinensischer Gruppen in den Gazastreifen verschleppt worden. In dem Video zählt er auf, an welchen Tagen im Juli er nur Bohnen oder Linsen oder gar nichts zu essen bekommen habe. Manchmal seien es zwei oder drei Tage in Folge gewesen, an denen er überhaupt keine Nahrung bekam.
Propaganda-Video zeigt 24-jährige Geisel im Gazastreifen
Das Video sorgte für Empörung in Israel, wo am Samstag (2. August) erneut zehntausende Menschen für die Freilassung der Geiseln demonstrierten. Wie das Forum der Geisel-Familien mitteilte, versammelten sich fast 60.000 Menschen auf dem „Platz der Geiseln“ in Tel Aviv. Zuvor war der US-Sondergesandte für den Nahen Osten, Steve Witkoff, mit Angehörigen der Geiseln zusammengetroffen. Witkoff wurde unter Applaus und „Bringt sie jetzt nach Hause“-Rufen von hunderten Menschen empfangen.
Das Forum der Geisel-Familien, die wichtigste Interessenvertretung der Angehörigen, erklärte nach dem Treffen, Witkoff habe „persönlich“ zugesagt, sich zusammen mit US-Präsident Donald Trump für die Freilassung der verbleibenden Geiseln einzusetzen.

Manche Geisel-Angehörige setzen auf die Hilfe von Trump
Der Krieg im Gazastreifen war durch den brutalen Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1219 Menschen getötet, 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden 49 Geiseln dort festgehalten, mindestens 27 von ihnen sind nach Armeeangaben tot.
Yotam Cohen, der Bruder des von der Hamas verschleppten 21-jährigen Nimrod Cohen, sagte am Samstag der Nachrichtenagentur AFP: „Der Krieg muss enden. Die israelische Regierung wird ihn nicht freiwillig beenden.“ Sie müsste daher „gestoppt werden“, sagte er mit Blick auf wichtige Verbündete wie die USA. Witkoff war am Donnerstag in Jerusalem bereits mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu zusammengetroffen.
Israel geht massiv gegen die Hamas im Gazastreifen vor
Als Reaktion auf den Hamas-Angriff geht Israel massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Behörden, die sich nicht unabhängig bestätigen lassen, bislang mehr als 60.300 Menschen getötet. Nach knapp 22 Monaten Krieg ist die humanitäre Lage im Gazastreifen verheerend. Mehr als hundert Hilfsorganisationen warnten kürzlich vor einem „massenhaften Verhungern“ in dem Palästinensergebiet. (mit dpa/afp)