Investoren-Liga: „Geht nicht anders“
Um die Vermarktung der Bundesliga zu verbessern, soll ein Investor bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) einsteigen. Die 36 Clubs der ersten und zweiten Bundesliga stimmten dem im Dezember zu. Der Investor soll noch in dieser Saison präsentiert werden. Viele aktive Fans finden das aber gar nicht gut.
Erding - Sie protestieren derzeit bei den Bundesligaspielen, indem sie etwa Goldmünzen, Schokoladentaler, Tennisbälle und Zitronen aufs Spielfeld werfen, Notausgänge blockieren oder die Spieler nicht mehr anfeuern. Ganz aktuell war am Mittwochabend das Nachholspiel zwischen Mainz 05 und Union Berlin über zehn Minuten unterbrochen – in diesem Fall waren’s Tennisbälle. Wir haben bei den Bayern-Fans im Landkreis nachgefragt, was sie davon halten.
„Früher wäre ich da noch eher dabei gewesen, aber ich gehöre nicht zu den Ultra-Fans“, erzählt Andreas Heilmaier, Fußball-Abteilungsleiter der SpVgg Altenerding. Die Proteste kann der überzeugte Bayernfan nicht ganz nachvollziehen: „Die Ultras wollen doch Erfolg, und wenn sich Deutschland finanziell nicht stärker aufstellt, verliert es den internationalen Anschluss.“ Es müsse Geld reinkommen, darum verstehe er nicht, dass Fans grundsätzlich einem Investor gegenüber abgeneigt sind – „es geht nicht anders“.
Ähnlich sieht es Franz Humpl vom TuS Oberding, der gemeinsam mit Heilmaier regelmäßig im Stadion ist. „Die Investorenpläne werden kritisiert, das ist in Ordnung“, findet er. „Aber wenn ich teure Stars sehen will, muss ich halt zahlen.“ Die Proteste findet Humpl wenig zielführend. „Ich weiß nicht, ob es das Ziel ist, dann eine schwächere Mannschaft zu haben.“ Nicht nur deshalb distanziert er sich von den Ultras und deren Aktionen: „Es ist nicht richtig, dass man die Mannschaft zwölf Minuten lang nicht anfeuert.“ Protest-Stimmung unter den Bayernfans, die der Oberdinger von der Nordkurve aus wahrnimmt, herrsche vor allem bei Auswärtsspielen, „bei den Heimspielen weniger“.
Auch Heilmaier, der kaum ein Spiel der Bayern verpasst, erlebt die Proteste im Stadion mit. „In jedem Spiel der Rückrunde – außer gegen Mönchengladbach – war in den ersten zwölf Minuten eine Totenstille im Stadion.“ Das findet er nicht fair: „Die Spieler können nichts dafür“. In München seien Schokotaler geworfen worden, erzählt Heilmaier. Innerhalb von wenigen Minuten konnte das Spiel aber wieder weitergehen. Lange Unterbrechungen, wie etwa in Berlin für eine halbe Stunde, sprengten aber die Grenzen. „Das ist ärgerlich. Ein Protest ist legitim, aber das Spiel sollte noch einigermaßen normal ablaufen können.“
„Schon komisch“, findet Jürgen Baumgartner die fehlende Stimmung in den ersten Minuten von Heimspielen. Der Vorsitzende des FC-Bayern-Fanclubs Holzland findet an den DFL-Plänen „einiges kritisch – es gibt Vorteile und Nachteile“. Er selbst würde nicht protestieren, vor allem das Werfen von Gegenständen gehe zu weit. „Das geht von den Ultras aus, und wir sind ganz normale, friedliche Bayern-Fans.“
Ebenso wenig von den Aktionen hält Anton Hietl, Vorsitzender von „De Buachroana“, dem Bayern-Fanclub aus Buch am Buchrain. „Es ist nicht angebracht, dass der normale Zuschauer darunter leidet.“ Er findet es nicht richtig, dass es zu Spielunterbrechungen kommt. Auch auf Bannern könne man seine Meinung äußern. „Aber was unter die Gürtellinie geht, gehört im Stadion verboten. Oder wenn die Notausgänge blockiert werden, wie die Stuttgarter Fans es gemacht haben.“ Man könne sich auch anderweitig bemerkbar machen.
Die Proteste bringen laut Hietl nichts. „Es wurde abgestimmt, man muss halt damit leben.“ Man müsse abwarten, wie sich alles entwickelt – der Investor stehe ja noch nicht fest. Der Zuschauer solle jedenfalls nicht darunter leiden müssen. Auch Heilmaier findet, die Bedingungen sind entscheidend. „Viele Fans haben zu Recht Angst, dass Spieltage auf die ganze Woche verteilt werden, es mehrere Unterbrechungen für mehr Werbung gibt oder die Endspiele nicht mehr in Deutschland stattfinden“, sagt der Altenerdinger Fußball-Abteilungsleiter. Investoren, die alles bestimmen, würden die Bundesliga kaputtmachen. „Dann bin ich voll bei den Ultras und würde die Proteste unterstützen.“ Mit den Investoren müsse man diese Dinge vertraglich festlegen. Ob das dann auch passiert, bleibe abzuwarten. lea