Nicht nur im Osten: In diesen Regionen schrumpft Deutschlands Bevölkerung

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Ein leeres Café: Die deutsche Bevölkerung wächst bis 2040 minimal um 0,6 Prozent. In manchen Regionen der Bundesrepublik schrumpft die Einwohnerzahl aber (Symbolbild). © IMAGO / imagebroker

2040 leben laut einer Prognose 600.000 Menschen mehr in Bayern als noch 2020. Anderswo schrumpft die Bevölkerung eher. Doch eines ist bundesweit universell: Die Einwohner werden immer älter.

München – Die Bevölkerung in Deutschland wächst bis zum Jahr 2040 um 0,6 Prozent, wie die im April veröffentlichte Prognose „Wegweiser Kommunen“ der Bertelsmann Stiftung ergab. Doch nicht alle Regionen profitieren gleichmäßig: Besonders im Saarland und in den östlichen Bundesländern schrumpft die Einwohnerzahl, doch auch manche Regionen Hessens und Bayerns leiden unter einem Rückgang der Bevölkerungszahlen.

Bevölkerungsentwicklung bis 2040: Bayern mit einem Plus von fast 600.000 Menschen

Alle Bundesländer im Osten verzeichnen bis 2040 einen Rückgang der Bevölkerung. Im Westen ist das Bundesland Saarland am stärksten von der Abwanderung seiner Bevölkerung betroffen: Die Einwohnerzahl soll laut Bertelsmann Stiftung bis zum Jahr 2040 um 5,3 Prozent im Vergleich zu 2020 schrumpfen. Für Bayern sieht die Entwicklung positiver aus: Insgesamt wird die Bevölkerung in dem Zeitraum um 4,4 Prozent wachsen. Das entspricht einem Plus von fast 600.000 Menschen – etwa der Hälfte der Einwohnerzahl Münchens. Allerdings verteilen sich die Entwicklungen ungleichmäßig über den Freistaat. Manche Regionen profitieren mehr, andere weniger.

Am meisten Zuwachs bekommen die Kreise Kelheim, Dachau und Pfaffenhofen, die ein Plus um jeweils mehr als acht Prozent verzeichnen. Gleiches gilt für die kreisfreien Städte Bamberg, Regensburg, Landshut, Augsburg und Fürth, mit einem Bevölkerungswachstum von ebenfalls acht Prozent. Die größte Abwanderung gibt es im Kreis Kronach sowie den Landkreisen Kulmbach und Hof, die im Vergleich zu 2020 um über fünf Prozent schrumpfen. Kronach ist mit minus 6,1 Prozent das bayernweite Schlusslicht, der Landkreis Mühldorf am Inn mit einem Plus von 11,5 Prozent Spitzenreiter.

Hessens Einwohnerzahl ausgeglichener: Wenige Kreise mit schrumpfender Bevölkerung

In Hessen wohnen im Jahr 2040 laut Prognose 1,7 Prozent mehr Menschen als noch 2020. Spitzenreiter ist der Greis Groß-Gerau mit einem Plus von 8,6 Prozent, Schlusslicht der Kreis Gießen, in der die Bevölkerung um 7,9 Prozent schrumpft. In Baden-Württemberg ist der Zuwachs der Bevölkerung mit insgesamt 4,6 Prozent noch höher als in Bayern. Stärker besiedelt sind in 16 Jahren demnach die Kreise Schwäbisch Hall, Tuttlingen, Böblingen und Biberach (+11,5 Prozent), mit einem Zuwachs von jeweils weit über acht Prozent. Mannheim und Karlsruhe verlieren mit minus 0,5 Prozent an Einwohnern, Schlusslicht ist Zollernalbkreis mit minus drei Prozent.

Rentensystem unter Druck: Die Folgen des demografischen Wandels

Allen Regionen ist eines gemein: Die Bevölkerung altert. Bundesweit steigt das Medianalter bis 2040 um 1,2 Jahre auf 47,1 Jahre. Konkret wohnen beispielsweise im Jahr 2040 in Bayern 300.000 Personen über 65 Jahren mehr als noch im Jahr 2020. Das entspricht einer Steigerung von 20 Prozent auf 27 Prozent an der Gesamtbevölkerung – und wirkt sich auf das Rentensystem aus: Immer weniger Menschen zahlen ein, während immer mehr Rente beziehen.

Dieses Missverhältnis belastet das System der Altersvorsorge schon heute stark und nimmt laut Prognose in Zukunft noch zu. Ebenso erhöht sich der Druck auf den Arbeitsmarkt, der unter enormem Arbeitskräftemangel leidet. Laut der Vorsitzenden der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, wäre eine jährliche Zuwanderung von 1,5 Millionen Menschen nötig. Eine weitere Stellschraube, um das Rentensystem zu entlasten: Deutschland versucht ältere Arbeitnehmer zu überzeugen, freiwillig länger zu arbeiten.

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Die deutsche Bevölkerung überaltert. Der jüngste Kreis wird aktuellen Berechnungen zufolge bis 2040 Heidelberg in Baden-Württemberg sein, mit einem Medianalter von 38,8 Jahren (Symbolbild). © IMAGO/Michael Gstettenbauer

Vorhersage der Bevölkerungsentwicklung: Warum Wanderung ein wichtiger, aber unsicherer Faktor ist

Wichtig ist die Berechnung der Bertelsmann Stiftung für die Planung der Kommunen, etwa für die künftig benötigte Anzahl an Kita- oder Pflegeplätzen. Dabei sind die Zahlen aber nicht in Stein gemeißelt, sondern hängen von verschiedenen Faktoren ab – darunter auch geopolitische Entwicklungen. „Drei Faktoren sind für Vorausberechnungen entscheidend: Geburten, Sterbefälle und Wanderungen. Die Punkte 1 und 2 entwickeln sich relativ stringent, die Wanderungen sind der schwierige Teil“, sagte Studienautorin Petra Klug der Deutschen Presse-Agentur.

Es habe in den vergangenen Jahren zwei Ereignisse gegeben, die Vorausberechnungen erschwert hätten. „Das war 2015 der Krieg in Syrien und 2022 der Krieg in der Ukraine. Beide hatten und haben extreme Auswirkungen auf die Berechnungen“, so die Expertin weiter. Unsicherheitsfaktoren sind zudem die schwer einplanbaren Wegzüge großer Firmen, die Berechnungen verfälschen können.

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