Zu wenig Mietwohnungen: Wie der Staat in Erding draufzahlt

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Erdings jüngste Sozialwohnungen befinden sich im Thermengarten-Süd in Altenerding. Errichtet hat sie die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises. © Hans Moritz

Wohnen im Erdinger Land ist teuer – und für immer mehr Menschen unerschwinglich. Nun sind Zahlen öffentlich geworden, die zeigen, wie viel Geld der Staat an private Mieter zahlt, weil Bürgergeldbezieher und Geringverdiener dazu nicht in der Lage sind – und viel zu wenig Sozialwohnungen zur Verfügung stehen.

Einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit zufolge, sind das im Monat 687 000 Euro allein im Landkreis Erding. Rund 1200 Haushalte mit insgesamt 2100 Menschen unterstützte das Jobcenter zuletzt.

Dazu kommt Monat für Monat noch einmal eine stattliche Summe fürs Wohngeld. Ebenso übernimmt der Staat über die Job-Center-Zahlungen hinaus die Kosten der Unterkunft für viele weitere Menschen, die darauf angewiesen sind: Ältere mit knapper Rente zum Beispiel.

Veröffentlicht hat die Zahlen die Baugewerkschaft IG Bau in einer Presseerklärung – und leitet daraus politische Forderungen ab. „Es ist richtig und wichtig, dass der Staat Wohngeld zahlt und die Kosten der Unterkunft übernimmt. Noch besser sind aber Sozialwohnungen. Sie machen den Staat unabhängig von jeder Miet-Preistreiberei auf dem Wohnungsmarkt“, sagt Harald Wulf von der IG Bau Oberbayern. Auf Dauer seien sie die günstigere Lösung für die Staatskasse. „Außerdem sind Sozialwohnungen die beste Mietpreis-Bremse für den Wohnungsmarkt“, ist Wulf überzeugt.

Die Gewerkschaft wirft dem Staat ein „Missmanagement bei der Unterstützung fürs Wohnen“ vor. Bund und Länder hätten den sozialen Wohnungsbau seit Jahrzehnten „massiv vernachlässigt“. Das sei auch in Bayern deutlich zu spüren. „Dadurch haben wir jetzt landesweit einen dramatischen Mangel an sozialem Wohnraum: Allein im Freistaat muss der heutige Bestand an Sozialwohnungen bis 2030 um mehr als 195 000 steigen. Bundesweit werden dann über 910 000 Sozialwohnungen mehr gebraucht“, so Wulf. Also müsse dringend mehr gebaut werden.

Doch das Problem bezahlbaren Wohnraums hat noch eine andere Facette. An sich müssen Bürgergeldbezieher ihre angestammte Mietwohnung verlassen, wenn die zu teuer ist. Während Corona war diese Regelung ausgesetzt. Doch bis heute zahlt das Jobcenter Aruso auch Bestandsmieten, die oberhalb der Bemessungsgrundlagen liegen. Geschäftsführerin Monja Rohwer erklärt, dass viele Mieter schlicht keine günstigere Unterkunft fänden und deswegen zwangsläufig in den gegebenenfalls teureren Wohnungen wohnen bleiben müssten.

In Erding ist in den vergangenen Jahren eine dreistellige neuer Sozialwohnungen entstanden – am Thermengarten in Altenerding durch die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises und in Klettham-Nord durch die Oberbayerische Heimstätte des Bezirks.

ham

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