Das Sozialkaufhaus Rentabel in Erding wird 20 Jahre alt. Doch die finanzielle Förderung bleibt seit Jahren unverändert niedrig.
Seit 20 Jahren gibt es in Erding das Sozialkaufhaus Rentabel: Seitdem bietet es einerseits günstige Waren an und sorgt andererseits für einen strukturierten Tagesablauf bei Menschen, die es im Arbeitsmarkt aus unterschiedlichen Gründen ansonsten schwer hätten.
Bei der kleinen Jubiläumsfeier sagte Caritas-Vorständin Gabriele Stark-Angermeier, dass das Kaufhaus in Erding mittlerweile fest etabliert sei. Einst habe ein kleines und entschlossenes Team mit großem Pioniergeist das Projekt gestartet: „Keiner dachte damals, dass es 20 Jahre später noch existiert“, meinte Stark-Angermeier mit Blick auf Carola Altmann, die seit Beginn an Bord ist.
Soziale Teilhabe und Hilfe in Lebenskrisen
Mit dem Rentabel würden soziale Teilhabe und Menschenwürde gestärkt und damit der diakonische Anspruch erfüllt. Seit 2005 würden Menschen gefördert, die sich in schweren psychischen Zuständen oder Lebenskrisen befänden: „Das Rentabel ist ein Lernfeld und bietet Struktur“, erklärte die Caritas-Vorständin. Der Dank galt dabei den Kooperationspartnern wie den Kliniken des Bezirks oder dem Jobcenter. Dank deren Mithilfe würden in Erding und Freising zusammen aktuell 75 Leute begleitet, 18 Mitarbeiter seien in unterschiedlichen Bereichen wie der Sozialpädagogik oder im Büro beschäftigt.
Das Sozialkaufhaus spare auch Stadt und Landkreis Geld, denn Möbel oder Kleidung bekämen hier einen neuen Lebenszyklus und würden nicht im Abfall landen: „Das spricht für Nachhaltigkeit.“ Außerdem würden Leute, die hier beschäftigt sind, zu einem großen Teil nicht rückfällig, was weitere Kosten im Gesundheitssystem spare. Das Fazit von Stark-Angermeier: „Das Rentabel ist ein Segen für Menschen, und das aus verschiedenen Blickwinkeln.“
Weil es aber keine festen Zuschüsse gebe – das Rentabel gehört nicht zum Regeldienst für die Sozial- und Krankenkassen –, stehe man finanziell stets vor Herausforderungen: „Es braucht hier Reformen bezüglich der Förderung.“ Das meinte auch Caritas-Kreisgeschäftsführerin Alexandra Myhsok. Die Zuschüsse seitens des Bezirks etwa hätten sich seit zehn Jahren nicht erhöht: „Wir haben aber die Hoffnung, dass bei den Zuverdienst-Plätzen bald etwas passiert“, so Myhsok.
Dass seitens des Landkreises Erding keine finanzielle Unterstützung kommt, wurde kritisiert. In Freising sehe dies ganz anders aus. Schön sei, dass das Jobcenter das Projekt fördert – aber auch hier könnten die Zuschüsse laut Myhsok gerne höher sein. Angesichts der Rahmenbedingungen sei es nicht selbstverständlich, dass man das 20-jährige Bestehen feiern könne.
Die Kreisgeschäftsführerin dankte diesbezüglich den vielen Spendern und Käufern und auch dem verständnisvollen Vermieter der Räume in der Otto-Hahn-Straße. Dorthin zog das Rentabel vor etwa zehn Jahren aus dem Moosweg um. Carola Altmann erzählte von den Gründungszeiten. Eines Abends habe es Anrufe der Caritas-Geschäftsführer aus Erding und Freising gegeben, dass man innerhalb von zehn Tagen das Kaufhaus dort eröffne: „Da musste ich erst einmal lachen.“ Doch mit viel Herzblut und Engagement habe man die Halle in zehn Tagen so weit renoviert, dass es klappte: „Und schon bald kamen die ersten Menschen vom Jobcenter, das Rentabel wurde zur Perle für Erding.“
Modenschau in gesegneten Räumen
Bis heute gibt es dort ein schönes und günstiges Angebot für Menschen, die sich Kleidung, Spiele, Möbel und vieles mehr ansonsten nicht leisten könnten. Da konnte auch der Dritte Bürgermeister Harry Seeholzer nur loben: „Von Seiten der Stadt kann man das Rentabel nur wertschätzen. Hier herrscht eine große soziale Komponente.“ Nachdem Dekan Martin Ringhof die Räumlichkeiten segnete, fand auch noch eine launige Modenschau statt. Die Models hatten dabei Riesenspaß, die verschiedenen Kleidungsstücke aus dem Repertoire des Sozialkaufhauses zu präsentieren.