Medizinischer Notfall an Bord der ISS? Nasa beruhigt: „Alle sind gesund und sicher“
Gibt es auf der Internationalen Raumstation einen medizinischen Notfall? Ein Nasa-Livestream schien das in der Nacht zu zeigen – doch die Nasa beruhigt.
Washington D.C. – Ein Nasa-Livestream hat in der Nacht von Mittwoch (12. Juni) auf Donnerstag (13. Juni) für Aufregung gesorgt. Wer sich gegen 00.28 Uhr MESZ den Livestream von der Internationalen Raumstation ISS auf YouTube anschaute, konnte einen Schrecken bekommen: Offenbar hatte ein Astronaut Anzeichen der Dekompressionskrankheit, die zuständige Flugärztin befand sich dem Audio zufolge eine Stunde vom Kontrollzentrum entfernt in einem Stau. „Leider ist die Prognose für den Kommandanten eher dürftig, würde ich sagen“, soll die Ärztin nach Berichten mehrerer US-Medien gesagt haben.
Auch wenn es so klingt: Offenbar gibt es keinen Grund zur Besorgnis und auf der Raumstation ist alles in bester Ordnung. Das betont zumindest die US-Raumfahrtorganisation Nasa auf X (ehemals Twitter). „Es gibt keine Notfallsituation an Bord der Internationalen Raumstation“, schreibt die Nasa dort. Versehentlich sei ein Audio von einer Simulation ausgestrahlt worden.
Nasa-Audio von Notfall-Übung statt ISS-Livestream
„Dieser Ton wurde versehentlich von einer laufenden Simulation, in der Besatzungsmitglieder und Bodenteams für verschiedene Szenarien im Weltraum trainieren, fehlgeleitet und hat nichts mit einem echten Notfall zu tun.“ Zur Zeit der Ausstrahlung hätte sich die ISS-Besatzung in ihrer Schlafphase befunden, so die Nasa weiter. „Alle sind gesund und sicher.“
Wie mehrere US-Medien berichten, dauerte die falsche Audio-Übertragung etwa acht Minuten und beinhaltete Anweisungen der Flugärztin, dem betroffenen Astronauten seinen Raumanzug anzuziehen, um ihn mit reinem Sauerstoff gegen die Dekompressionskrankheit zu versorgen. Ebenso wurden Details zu einem Krankenhaus in Spanien für eine Notfallbehandlung nach der Rückkehr zur Erde erwähnt.
Neun Menschen befinden sich an Bord der Internationalen Raumstation
Statt sich mit der Dekompressionskrankheit zu beschäftigen, bereitet sich die ISS-Besatzung derzeit auf einen Außenbordeinsatz zweier Astronauten vor. Tracy Caldwell Dyson und Matthew Dominick (beide Nasa) sollen heute (13. Juni) mehr als sechs Stunden die Raumstation verlassen und dabei eine defekte Funkkommunikationseinheit bergen. Geplant ist außerdem, dass die beiden Proben von der Außenhülle der ISS sammeln, um Mikroorganismen in extremen Weltraumbedingungen zu untersuchen. Die Nasa will den Weltraumspaziergang live ins Internet übertragen, um 12.30 Uhr (MESZ) soll es losgehen.
Was ist die Dekompressionskrankheit?
Die Dekompressionskrankheit entsteht bei einer Verringerung des Umgebungsdrucks, den eine Person umgibt. Sie entsteht bei schnellen Druckänderungen und kommt häufig beim Tauchen vor, weshalb sie auch Taucherkrankheit genannt wird.
Unter erhöhtem Umgebungsdruck ist Stickstoff im Blut gelöst, bildet bei Druckabfall jedoch Gasbläschen. Laut MSD Manual zählen zu den Symptomen der Depressionskrankheit Müdigkeit sowie Schmerzen in Muskeln und Gelenken. In schweren Fällen können die Symptome einem Schlaganfall ähneln (Taubheit, Kribbeln und Schwäche in Armen und Beinen, Schwindel, Atembeschwerden und Brustschmerzen).
Betroffene werden mit Sauerstoff und einer Kompressionstherapie behandelt – weshalb die Ärztin in der Nasa-Übung das Anziehen des Raumanzugs empfahl, über den Sauerstoff verabreicht werden kann. (tab)
Derzeit leben und arbeiten an Bord der Raumstation neun Menschen, drei aus Russland sowie sechs aus den USA. Darunter befinden sich auch Sunita Williams und ihr Kollege Barry Wilmore, die das neue Boeing-Raumschiff „Starliner“ zur ISS gebracht haben und es nun im Weltall testen. (tab)