„Großveranstaltung im Stillen“: So viele Besucher kommen jährlich in die Stadtbibliothek Bad Tölz
Niemand liest mehr Bücher? Von wegen. Die Zahlen, die Leiterin Melanie Sappl jetzt für die Stadtbibliothek Bad Tölz vorlegte, können sich sehen lassen.
Bad Tölz – In derselben Sitzung, in der der Finanzausschuss über die Stadtbücherei sprach, war es auch um nicht gerade billige Tölzer Großveranstaltungen gegangen. Richard Hoch (Grüne) hatte da zum Sparen aufgerufen. Eine halbe Stunde später fand er einen interessanten Vergleich. Gut 60.000 Besucher werden am Ende des Jahres in der Tölzer Stadtbücherei gewesen sein. „Das ist eine Großveranstaltung im Stillen“, zeigte er sich beeindruckt. Die Bücherei, da war er sich mit den anderen Räten einig, „ist eine große Bereicherung für Tölz“.
Stadtbibliothek ist wieder bei Vor-Corona-Zahlen angekommen
„Ist diese Besucherzahl mit der Vor-Corona-Zeit vergleichbar?“, hatte Willi Streicher wissen wollen. „Das ist sie“, bestätigte Bibliothekschefin Melanie Sappl. Auch die Zahl der Ausleihen (bis 24. November rund 120.000 von 2043 Nutzern) bewegt sich in diese Richtung.
Sappl fand persönlich zwei andere Fakten sehr spannend: 2023 seien 73 Klassen durch die Bücherei geführt worden. Und der kostenlose Bibliotheksausweis für Schulanfänger habe nicht nur 39 Neuanmeldungen ergeben, sondern, für Sappl entscheidend, zu 847 Ausleihen geführt. „Das ist toll.“ Statt Zahlen waren Sappl einige andere Dinge wichtig: Zum Beispiel, dass die Stadtbibliothek die einzige öffentliche Einrichtung in Bad Tölz, in der man an zwei Plätzen kostenlos im Internet surfen könne.
Treffpunkt für Jung und Alt
Die Stadtbibliothek verstehe sich generell als möglichst niedrigschwelliger Treffpunkt für Jung und Alt. Wo anders könne man ohne jeglichen Konsumzwang zum Beispiel Zeitung in angenehmem Ambiente lesen, fragte Sappl. Da erfülle die Stadtbibliothek und auch die angeschlossene Kurbücherei im Badeteil auch eine soziale Aufgabe zum Beispiel gegen Vereinsamung. Für manche, so berichtete Sappl, gehöre der tägliche Besuch zur Alltagsroutine. Ulrike Bomhart (FWG) bestätigte als Seniorenbeauftragte ihre Ausführungen und dankte ausdrücklich dem ganzen, engagierten Bibliotheksteam.
Das gute Klima in der Bücherei bringt seltene Früchte hervor. Eine 13-jährige Schülerin der Tölzer Montessorischule, habe ihre ehrenamtliche Tätigkeit angeboten und komme nun regelmäßig, um zum Beispiel am neuen Spieletisch mit Kindern beispielsweise „Mensch ärgere dich nicht“ zu spielen. Melanie Sappl war voll des Lobes.
Box an Stadtbibliothek beliebt für Medienrückgabe
Sehr bewährt hat sich die Einführung einer Medienrückgabebox im Eingangsbereich der Bücherei. Mit ihrer Hilfe können auch außerhalb der Öffnungszeiten Medien zurückgegeben werden. Ist die Bibliothek drei Tage am Stück geschlossen, ist es nötig, dass sie ein Mitarbeiter auch zwischendurch mal ausleert. So gut ist die Resonanz.
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Sehr froh ist die Bibliotheksleitung auch über die zwei RFID-Plätze in der Bibliothek, an denen Kunden per Funksignal die mit Barcode und Transponder versehenen Medien ausleihen und zurückgeben können. Die Anschaffung wurde durch einen 80-prozentigen Zuschuss des Bundes ermöglicht, erläuterte Kämmerin Silke Furmanek.
Club für junge Leser in der Stadtbibliothek
Das System bietet den Nutzern Flexibilität und trägt zur Entlastung des Bibliotheksbetriebs bei. Rund 35 Prozent der Nutzer sind bereits Selbstbucher, erläuterte Sappl. Das System werde auch in Zukunft eine große Rolle spielen, wenn irgendwann das Thema Sonntagsöffnung der Büchereien diskutiert werde.
Was die nächste Zukunft betrifft: Bereits einmal hat ein Literaturclub für junge Leute stattgefunden. „Book Club U21“ gibt es wieder am 2. Februar um 13 Uhr. Diskutiert wird über Ursula Poznanskis Buch „Oracle“. Und auch über einen Nachfolger der Aktion „Stadtlesen“ wird nachgedacht. (Von Christoph Schnitzer)
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