Kläranlage muss teuer saniert werden

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Gepflegt, aber alt und unterdimensioniert: Die Kläranlage in Fellach muss saniert und erweitert werden. Voraussichtlich 2027 ist es soweit. © Thomas Plettenberg

Bittere Pille für Holzkirchner: Die Abwassergebühr wird ab 2027 deutlich steigen. Die Gemeinde braucht die Einnahmen, um die Sanierung und Erweiterung ihrer Kläranlage zu finanzieren. Eine teure Angelegenheit.

Alles wird teurer, und jetzt auch noch die Schmutzwassergebühr. Von derzeit 1,92 Euro pro Kubikmeter klettert sie wohl auf 4,96 Euro pro Kubikmeter im Jahr 2030. „Das ist der Peak, danach geht‘s wieder runter“, erklärte Kämmerer Dominik Wendlinger im Marktgemeinderat. Er hatte sich die Mühe gemacht, die voraussichtlichen Kosten zu ermitteln, die auf die Holzkirchner durch Sanierung und Erweiterung der Fellacher Anlage zukommen. „Das sind schwierige Berechnungen, die normalerweise der Bayerische Kommunale Prüfungsverband macht“, so Wendlinger. Nicht zuletzt, weil die tatsächlichen Kosten von vielen Faktoren abhängen und sich die Planung in einem frühen Stadium befindet. „Wir wollen aber ungefähr zeigen, wohin die Reise geht.“ Durchschnittlich beträgt die Gebühr nach Erhöhung voraussichtlich 3,40 Euro pro Kubikmeter.

Da Abwasserentsorgung eine hoheitliche Aufgabe ist, darf die Gebühr erst erhöht werden, wenn der Baufortschritt bereits eine Nutzung der Anlage zulässt. Eine Ansparung ist unzulässig. Hintergrund ist, dass manche Kommunalunternehmen in der Vergangenheit vergessen hatten, nach Abschluss der Maßnahmen die Gebühren wieder zu senken. „Davor will der Gesetzgeber die Bürger bewahren“, erklärte Wendlinger. Voraussichtlich 2027 ist es so weit, 2030 könnten Sanierung und Erweiterung abgeschlossen sein. Auch Otterfing, Warngau und Valley müssen sich an den Kosten anteilig beteiligen, da sie ihr Abwasser ins Holzkirchner Werk einleiten. Die Gesamtkosten für Sanierung und Erweiterung in der vom Gemeinderat beschlossenen Form betragen voraussichtlich 15,4 Millionen Euro.

Sanierung

Wie berichtet, hatte die Gemeinde vor mehr als zwei Jahren mit der Vorplanung begonnen. Sie ist „alternativlos“, so Gemeinderat Hubert Müller (FWG). Deshalb gab es im Gremium auch keine Diskussion. „Ich verlasse mich auf Euer Expertenwissen“, sagte Müller den Ingenieuren Franz Hofmann vom niederbayerischen Planungsbüro HPE und Sepp Waldinger vom Germeringer Planungsbüro Dippold & Gerold, die Kläranlage und Elektrotechnik in Abstimmung mit Klärmeister Markus Spallek untersucht hatten.

Hintergrund ist, dass die 1977 errichtete und 1999 ertüchtigte Anlage Alterserscheinungen aufweist. Die Faulbehälter müssen saniert werden, die Gebäudedächer, ebenso die Elektrotechnik, um nur ein paar zu nennen. Insbesondere die 30 Jahre alte elektrische Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Leitungen sind unterdimensioniert, Blitzableiter und Schaltanlage weisen Korrosionen auf. Für die sogenannte SPS-Steuerung, die Mitte der 1990er-Jahre von Siemens hergestellt wurde, gibt es laut Hofmann mittlerweile keine Ersatzzeile mehr.

Immerhin: Die Fellacher Anlage ist in einem gepflegten Zustand. Die Gemeinderäte lobten deshalb Spalleks Arbeit, der den Dank an sein Team weitergab. Robert Wiechmann (Grüne) würdigte die Anlage als „eine der energieeffizientesten Kläranlagen Bayerns“. Tatsächlich produziert sie aus Klärgas mehr Energie, als sie für den Eigenbedarf braucht. Konkret liegt der Anteil der Eigenenergieversorgung bei 115 Prozent. Deshalb schlug Spallek vor, ein Satelliten-Blockheizkraftwerk im Föchinger Gewerbegebiet zu bauen. „Hier könnte man die Wärme nutzen, statt sie in die Luft zu blasen.“ Auch bei der Erschließung von Finanzmitteln erwies sich Spallek als findig, wie Ingenieur Hofmann anerkennend anmerkte. So hat er einen Förderantrag beim Umweltministerium eingereicht, das einen Abwasser-Innovationspreis ausgelobt hatte. „Wir sind in Runde zwei“, teilte Spallek mit. Bekommt die Gemeinde das Preisgeld in Höhe von einer Million Euro, könnte damit eine technisch besonders attraktive Variante der Notstromversorgung umgesetzt werden.

Erweiterung

Die Sanierung ist nicht der einzige Posten: Von den 50 000 Einwohnergleichwerten (EW) sind derzeit knapp 45 000 belegt. Um eine planvolle Entwicklung zuzulassen, ist eine Erweiterung der Anlage auf 60 000 EW erforderlich. Die Variante der Erweiterung, die das Büro Dippolt & Gerold jetzt mit Beschluss des Gemeinderats weiterverfolgt – der Neubau einer sogenannten SBR-Anlage als zweiter Stufe – erlaubt sogar eine Steigerung auf 65 000 EW. „Da machen wir ein sehr gutes Geschäft“, fand Simon Ammer (SPD). „Wir kriegen viel mehr für unser Geld.“

Hintergrund ist, dass die SBR-Anlage mit 4,9 Millionen Euro zwar nicht die billigste der drei geprüften Varianten ist, aber technische Vorteile hat. Sie kann flexibel auf Wassermengen reagieren, da es sich um eine parallele Reinigungsstufe neben der bestehenden handelt. Außerdem kann sie in die Höhe gebaut werden. Angesichts des Nagelfluhs wenige Meter unter der Erdoberfläche ist das vorteilhaft. Die Erweiterung kann auf den großzügigen Freiflächen der bestehenden Kläranlage erfolgen.

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