Zu spät gekommen: Kreuzfahrtschiff lässt Querschnittsgelähmte und Schwangere zurück

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Die Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes sind auf einer Insel zurückgelassen worden. Um wieder an Board zu kommen, reisten sie quer durch Afrika.

São Tomé und Príncipe – Für neun Touristen wurde eine Kreuzfahrtreise nach Afrika zum Desaster: Das Schiff der Reederei Norwegian Cruise Line legte nach dem Aufenthalt auf der Insel São Tomé und Príncipe ohne sie ab. Medienberichten zufolge waren unter den Gestrandeten vier ältere Personen, einer davon herzkrank, eine querschnittgelähmt. Eine weitere Kreuzfahrt-Urlauberin war schwanger. Um wieder an Board des Schiffes zu gelangen, reisten die Truppe quer durch Westafrika.

Querschnittsgelähmte und Schwangere gestrandet: Kreuzfahrtschiff legt absichtlich ohne sie ab

Die Passagiere des Schiffs Norwegian Dawn buchten eine 21-tägige Kreuzfahrt, die am Mittwoch, 20. März, in Südafrika begann. Doch die Reise endete für sie bereits nach acht Tagen – so auch für Jill und Jay Campbell aus South Carolina. Im Gespräch mit ABC15 News erklärte das Paar, dass sie mit weiteren sechs Touristen auf einer Inseltour waren. Da diese aber länger dauerte als erwartet, kontaktierte der Reiseveranstalter den Kapitän, um ihm mitzuteilen, dass sie sich verspäten würden.

In Afrika sind neun Touristen gestrandet, nachdem das Kreuzfahrtschiff der Reederei Norwegian Cruise Line ohne sie weitergefahren ist (Symbolfoto). © Ncl Handout / dpa

Als die ursprünglich acht Touristen am Hafen eintrafen, soll sich der Kapitän geweigert haben, sie an Board des Schiffes zu lassen. Etliche Kontaktversuche schlugen fehl. Als die Küstenwache sie mit einem Boot zum Schiff bringen wollte, erhielten sie die Anweisung, sie zurück auf die Insel zu bringen. „Der Kapitän hätte einfach entscheiden können, eines der Beiboote umzudrehen, uns abzuholen, sicher zu verladen und dann weiterzufahren“, zitierte das News-Portal Jay Campbell.

In Afrika zurückgelassen: Ältere Kreuzfahrtschiff-Passagierin erleidet Gehirnerschütterung

Was daraufhin passierte, erinnert eher an einen Abenteuerroman als an eine wahre Geschichte: Die Campbells waren die einzigen Touristen, die Geld bei sich hatten. Alle anderen mussten fortan ohne ihre persönlichen Gegenstände, Medikamente und die von der Einwanderungsbehörde verordneten Impfbescheinigungen auskommen. Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln entschied sich die Truppe, dem Schiff auf dem Landweg zu folgen, um beim nächsten Halt an Board zu gelangen.

Auf ihrem Weg trafen sie auf eine weitere Passagierin, welche ebenso ohne finanzielle Mittel und persönliche Gegenstände zurückgelassen worden war, wie das Paar aus Amerika bei ABC15 News berichtete. Die 80-Jährige erlitt eine Gehirnerschütterung und verlor einen Teil ihrer Sehkraft, weswegen sie zuvor in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. „Gott bewahre, was wäre mit dieser Dame passiert, wenn wir nicht hier gewesen wären“, sagte Jay Campbell.

Quer durch Afrika: Touristen konnten auch beim zweiten Versuch nicht an Board

Die Frau mit Gehirnerschütterung entschied sich dazu, die Reise abzubrechen und nicht wieder an Board der Norwegian Dawn zu gehen. Die achtköpfige Truppe blieb dagegen weiter bei ihrem Plan. Weil sich der Kontakt zu dem Kreuzfahrschiff aber äußert schwierig gestaltete – so die Campbells nach eigenen Aussagen – suchten die Touristen Hilfe bei der US-Botschaft. Somit war es ihnen möglich, nach Gambia zu fliegen und rechtzeitig einzutreffen, als das Schiff in Banjul anlegte.

Ende gut, alles gut? Von Wegen: Aufgrund des niedrigen Pegelstandes konnte das Schiff nicht wie geplant in den Hafen einfahren. Die Touristen duften also erneut nicht an Board. Infolgedessen versuchten sie nun, nach Senegal zu gelangen, wo das Schiff am Dienstag (2. April) ankommen sollte. Die Campbells erklärten gegenüber ABC15 News, dass die Reise dorthin keine einfache Aufgabe sein werde. Ob die Passagiere es geschafft haben, ist noch unbekannt (Stand: 3. April, 13 Uhr).

Das Kreuzfahrtschiff reiste nach seinem Aufenthalt auf São Tomé und Príncipe weiter nach Banjul. Doch auch hier dürfen die zurückgelassenen Touristen nicht an Board, weswegen sie mit dem Auto weiter zum nächsten Hafen in Dakar fuhren.
Das Kreuzfahrtschiff reiste nach seinem Aufenthalt auf São Tomé und Príncipe weiter nach Banjul. Doch auch hier dürfen die zurückgelassenen Touristen nicht an Board, weswegen sie mit dem Auto weiter zum nächsten Hafen in Dakar fuhren. © Carmen Mörwald / IPPEN.MEDIA / Google Maps

In einem Statement von Samstag, 30. März, erklärte die Reederei WMBF News, dass die Passagiere das Beiboot zum Schiff verpassten, weil sie „auf eigener Faust“ unterwegs waren. „Dies ist zwar sehr bedauerlich, aber die Gäste sind dafür verantwortlich, dass sie zur veröffentlichten Zeit zum Schiff zurückkehren, die über die Sprechanlage des Schiffes und in den täglichen Mitteilungen bekannt gegeben wird und kurz vor dem Verlassen des Schiffes ausgehängt wird“, so ein Sprecher.

Weiter hieß es: „Die Gäste sind für alle notwendigen Reisekosten verantwortlich, um das Schiff im nächsten verfügbaren Hafen wieder anzulaufen. Wenn die Gäste nicht zum vereinbarten Zeitpunkt an Bord zurückkehrten, wurden ihre Pässe den örtlichen Hafenagenten übergeben“. Das Team der Norwegian Cruise Line habe eng mit den örtlichen Behörden zusammengearbeitet und stehe – entgegen der Aussagen der acht Gestrandeten – in Kontakt mit den Passagieren.

Anders als die zurückgelassenen Touristen, hätten sich die Gäste des Kreuzfahrtschiffs Ocean Explorer wohl gefreut, so viel Freigang zu genießen. Dieses war im September 2023 vor der Küste Grönland gestrandet. (cln)

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