Ob Sonnenschein oder Feiertag – am Starnberger See herrscht regelmäßig Parkchaos. Autos stehen im Halteverbot, versperren Zufahrten oder blockieren sogar Rettungswege. Mit einem Aktionstag wollte der Zweckverband Kommunale Dienste (ZVKD) Oberland auf diesen Missstand aufmerksam machen.
Münsing– Bei schönem Wetter stehen sie Stoßstange an Stoßstange. Vor Hauseinfahrten, im absoluten Halteverbot und ohne Berechtigung auf Behindertenparkplätzen: die Autos, Reisemobile und Motorräder, mit denen Erholungssuchende und Badegäste zum Starnberger See fahren. Mit einem Aktionstag wollte der Zweckverband Kommunale Dienste (ZVKD) Oberland wie berichtet am Samstag auf diesen latenten Missstand aufmerksam machen. Doch ein schweres Gewitter mit reichlich Regen in der Nacht zuvor machte den Initiatoren einen Strich durch die Rechnung.
Parkchaos statt Urlaubsstimmung
An einem sonnigen Samstag würden die Mitarbeiter des Zweckverbandes die kritischen Bereiche ablaufen und gegebenenfalls Verwarnungen ausschreiben. „Aber“, so muss der Geschäftsführer des Zweckverbands, Benjamin Bursic, feststellen, „heute ist nichts los, alles ist durchtränkt.“ Dennoch will er sein Anliegen im Kreis der geladenen Pressevertreter öffentlich machen. „Gerade wenn es um das Freihalten der Rettungswege geht, kann jede Behinderung wertvolle Minuten, schlimmstenfalls sogar ein Leben kosten.“
Rettungswege werden zur Todesfalle
So wurde vor zwei Jahren die Feuerwehr Berg zur Unterstützung des Rettungsdienstes an die Seeuferstraße, die zwischen den Münsinger Ortsteilen Ambach und Ammerland verläuft, gerufen. Doch den Einsatzort erreichten die Ehrenamtlichen nicht. Aufgrund des zugeparkten Rettungswegs gab‘s für das sogenannte Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug kein Durchkommen. Den Einsatzkräften blieb nichts anderes übrig, als ihre Ausrüstung in die Hand zu nehmen beziehungsweise zu schultern und loszulaufen. „Das kann es nicht sein“, betont Maximilian Brummer, zuständig beim Zweckverband für den ruhenden Verkehr, rückblickend. Aus diesem Grund würden Falschparker von seinen Mitarbeitern weiterhin scharf im Auge behalten.
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Am Feiertag 150 Verwarnungen ausgestellt
Am Freitag, an Maria Himmelfahrt, bot sich am Ostufer des Starnberger Sees ein anderes Bild. Temperaturen weit über 30 Grad lockten Tausende Erfrischungssuchende an. „Und wenn dann die 1800 Parkplätze am Erholungsgelände belegt sind, wird eben überall geparkt – egal ob es zulässig ist oder nicht“, berichtet Kathrin Schuster, Teamleiterin beim ZVKD mit dem Zuständigkeitsbereich rund um den See. Innerhalb von fünf Stunden wurden in den Gemeindebereichen von Münsing, Berg und Starnberg am Freitag nach Schusters Worten 150 Verwarnungen ausgestellt.
Denkzettel in Farbe
Bevor das Knöllchen hinter dem Scheibenwischer platziert wird, wird das Vergehen dokumentiert. Schuster und ihre Mitarbeiter fotografieren, ob das Verbotsschild für den Kfz-Fahrer zu sehen war, und sie halten die Position des Fahrzeugs aus verschiedenen Blickwinkeln mit einer Kamera fest. Zusätzlich zu der Verwarnung gibt es für den Falschparker noch einen Anstoß zum Nachdenken. Die Ordnungshüter hinterlassen eine bunte Karte am Pkw. Die trägt den Hashtag „Mehr Achtung“ und eine konkrete Frage: „Barriere oder Barrierefrei?“ für den, der einen Behindertenplatz blockiert. „Parkplatz oder Parkblockade?“ ist auf einer anderen Karte zu lesen, zusammen mit dem Hinweis „Dein Termin kann warten, Notfälle nicht!“. Das Ziel: Den Falschparker für Respekt und Rücksichtnahme zu sensibilisieren.
Abschleppen jetzt einfacher möglich
Doch manchmal hilft alles nichts: Das Auto muss einfach weg. Die Gemeinden Berg, Tutzing und Münsing haben bereits vor geraumer Zeit ein vereinfachtes Abschleppverfahren beschlossen (wir berichteten), Starnberg zog Anfang August nach. Gemeinsam mit der Polizei haben die Kommunen Bereiche – wie an der engen Seeuferstraße – im Vorfeld definiert. Bislang war es so, dass die Verkehrsüberwacher des ZVKD, wenn sie in diesen Bereichen illegal abgestellte Fahrzeuge entdeckte, dies der Polizei melden musste. Eine Streife machte sich sich vor Ort ein Bild der Situation und beauftragte dann im Falle des Falles ein Abschleppunternehmen. „Jetzt reicht es aus, wenn die Polizeiinspektion informiert wird und die Mitarbeiter des Zweckverbands ein detailliertes Protokoll anfertigen“, erklärt Schuster. Dann könne der Abschlepper sofort bestellt werden.
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Nicht jeder Falschparker ist einsichtig
Eine Parksünde am See ist teuer: Eine Verwarnung kostet 55 Euro, behindert das Auto Rettungsfahrzeuge, werden 100 Euro fällig. Muss der Pkw abgeschleppt werden, können rasch ein paar Hundert Euro zusammenkommen.
Wie reagieren ertappte Verkehrssünder? „Manche sind einsichtig, andere nicht“, sagt Brummer. Die Mitarbeiter des Zweckverbands setzen auf Deeskalation und Aufklärung. „Aber das klappt nicht immer“, weiß Schuster. Sie war dabei, als ein Falschparker einem ihrer Mitarbeiter bedrohlich nahekam. „Die standen quasi Nase an Nase.“
Ein Knöllchen als Orientierungshilfe
Doch es gebe auch Situationen, in denen die Ertappten regelrecht dankbar für ein Knöllchen seien. „Eine ältere Dame konnte sich nicht mehr erinnern, wo sie ihr Fahrzeug abgestellt hatte“, berichtet Schuster. „Zufällig traf sie auf meine Kollegen. Die konnten ihr genau sagen, wo das Auto steht – nämlich im Parkverbot. Weil sie kurz zuvor eine Verwarnung hinter den Scheibenwischer gesteckt hatten, kannten sie den Standort des Pkw.“